ÖPNV in BonnStadtwerke verschenken wärmende Herzen an Fahrgäste

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Am Bertha-von-Suttner-Platz sprachen (v.l.) Anja Wenmakers, Jürgen Winterwerp und Joachim Schallenberg mit den Kunden.

Am Bertha-von-Suttner-Platz sprachen (v.l.) Anja Wenmakers, Jürgen Winterwerp und Joachim Schallenberg mit den Kunden.

Bonn – Wer sein Herz verschenkt, erfährt nicht immer die gewünschte Zuneigung. Das gilt allerdings nicht für die Mitarbeiter der Stadtwerke Bonn (SWB). Sie suchten gestern Morgen und Nachmittag das Gespräch mit ihren Kunden. Anstatt auf harsche Kritik stießen sie am Bertha-von-Suttner-Platz, dem Zentralen Omnibusbahnhof, Konrad-Adenauer-Platz und Beueler Bahnhof auf Verständnis für die Situation im Öffentlichen Personennahverkehr. Dabei half ein kleines, rotes Herz, das für die Fahrgäste gedacht war: ein Handwärmer für die kalte Jahreszeit. Es war eher wie eine Bitte formuliert, wenn die Fahrgäste ihre Verbesserungsvorschläge äußerten. Lobhudeleien blieben dann aber doch aus.

Was dann kam, überraschte alle

Mit allem hatten die SWB-Kollegen gerechnet. Auf Pöbeleien, Kopfschütteln und unsachliche oder gar falsche Äußerungen waren sie vorbereitet. Was dann kam, überraschte doch alle: „Wir haben viele positive Gespräche geführt, es gab kaum Kritik zu hören“, sagte Frank Fritzsche, Fachbereichsleiter und stellvertretender Betriebsleiter bei SWB Bus und Bahn.

Das vorherrschende Thema waren Verspätungen und Ausfälle, doch der Tadel hielt sich im Rahmen. Zahlreiche Fahrgäste zeigten Verständnis für die Situation der Stadtwerke: „Die aktuelle Berichterstattung zu den Baustellen in der Stadt und den damit verbundenen Änderungen oder Sperrungen zeigt Wirkung. Die meisten sind gut informiert“, so Fritzsche. Dass es nicht ein einziges neues Thema gab, das aufkam, habe ihn total überrascht. Die Gesprächspartner wissen auch, dass die SWB in den vergangenen Monaten reichlich Personal rekrutiert haben, um die Zahl der Ausfälle zu mindern. Ab Januar werden weitere Einstellungen folgen.

Ein Lob für die Kundennähe

Am Nachmittag genau das gleiche Bild: Die Wartenden nehmen das Herz mit einem Lächeln in Empfang, loben die SWB für die Aktion, die Kundennähe beweisen soll. Die Idee hatte die Marketing-Abteilung, die zeigen wollte, dass das Unternehmen sein Ohr am Fahrgast hat: „Das ist gelungen“, lautet das Urteil des Fachbereisleiters.

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Es bleibt wie schon am Morgen bei überwiegend kurzen Gesprächen. Zum Venusberg muss Nico Gemt, der oft mit dem Bus unterwegs ist: „Trotz der Baustellen ist die Verbindung wirklich gut. Dass meine Haltestelle mal wegen Bauarbeiten nicht angefahren werden kann, ist ganz normal und gehört dazu. Die Störungen halten sich auf jeden Fall im Rahmen.“

Zweiter Teil der Befragung am Donnerstag

Anja Wenmakers, Geschäftsführerin der Stadtwerke, Aufsichtsrat Karl Manns sowie die Fachbereichsleiter Joachim Schallenberg und Denis Bischof suchten den Kontakt zu ihren Kunden. Sie erklärten, warum es zu Verspätungen und Ausfällen kommt, wie sie den Problemen begegnen wollen und welche Faktoren noch beachtet werden müssen. Es gilt, technisch auf dem neuesten Stand zu bleiben, die Busse, Bahnen und Haltestellen zu modernisieren und optimieren. Die SWB empfehlen, ihre App BONNmobil, die die Verbindungen in Echtzeit anzeigt.

Am Donnerstag, 12. Dezember, findet Teil zwei der Befragung statt. Morgens von 7 bis 8 Uhr sowie nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr stehen die Mitarbeiter am Bertha-von-Suttner-Platz, Konrad-Adenauer-Platz, ZOB und Bahnhof Beuel parat, um die Anregungen und Kritik der Fahrgäste aufzunehmen und weiterzuleiten. (lh)

Auf Karten können die Stadtwerke-Mitarbeiter zudem Zahlen, Daten und Fakten nachlesen. Die erbrachte Leistung soll laut des Unternehmens im Jahr 2018 bei 98 Prozent gelegen haben. Zum Vergleich: Im November 2019 lag sie bei 97,5 Prozent. Hinweisen auf bekannte Stellen, die von Falschparkern so genutzt werden, sodass Bus oder Bahn Probleme beim Passieren haben, wird nachgegangen. Auch die Probleme mit zum Teil in die Jahre gekommener Technik wollen die Stadtwerke lösen. So tauschten die Mechaniker zuletzt 128 Türen der luftbetriebenen Systeme aus. Für die anderen Modelle ist Ersatz im Budget eingeplant. Die Umsetzung soll bis Mitte 2020 erfolgen.

„Bonn kann genau so weitermachen wie bisher“

Nach und nach verschenken die SWB-Kollegen ihre Herzen. Dass die SWB von sich aus das Gespräch mit ihren Kunden sucht, gefällt Rebecca und Werner Jakisch aus Lübeck. Die beiden machen gerade Urlaub in der Bundesstadt. Es ist ihr zweiter Aufenthalt in Bonn, auch im vergangenen Sommer verbrachten sie dort ihre Ferien: „Wir haben eher gute Erfahrungen gemacht. Bonn kann genauso weitermachen wie bisher“, lautet ihre einhellige Meinung. Einen Vergleich zur Heimatstadt wollen sie aus Mangel an Erfahrung nicht ziehen.

Das Fazit von Fritzsche fällt positiv aus: „90 Prozent sind gut informiert, dem Rest haben wir die Fragen beantwortet.“ Und wer dann doch mal unerwartet auf seinen Bus oder seine Bahn warten muss, hat ja noch den herzförmigen Handwärmer.

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