Pflanzentauschbörse in BonnRenaissance für regionale und fast vergessene Sorten

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An den Ständen konnten sich die Besucher mit reichlich Saatgut für die verschiedensten Pflanzen eindecken. Außerdem gab es auch Tipps für den Anbau.

An den Ständen konnten sich die Besucher mit reichlich Saatgut für die verschiedensten Pflanzen eindecken. Außerdem gab es auch Tipps für den Anbau.

BONN – „Die Steckrübe hat man lange nicht gemocht, weil sie immer an den Krieg erinnert hat. Jetzt machen wir aber wieder Werbung für sie, denn sie ist regional und der Anbau sehr umweltschonend“, meinte Susanne Gura vom Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt über das Gemüse des Jahres 2017/2018. Neben der Steckrübe wurden bei der Saatgut- und Pflanzentauschbörse im Nutzpflanzengarten der Universität am Sonntag weitere regionale und zum Teil fast vergessene Sorten in den Vordergrund gerückt.

Auch junge Menschen bauen selber an

Josef Manner von den Botanischen Gärten der Universität betonte: „Wir möchten auf die regionalen Produkte aufmerksam machen. Schließlich ist der Köln-Bonner-Raum ein ehemaliges Gemüseanbaugebiet.“ Zu diesen regionalen Sorten zählen beispielsweise die Süßkirsche „Poppelsdorfer Schwarze“, die Schalerbse „Kleine Rheinländerin“ und der Wirsing „Bonner Advent“.

Unter denen, die ihr eigenes Saatgut verkauften, war auch der 16-jährige Nils Sielaff. Auf seinem Tisch standen nur noch drei Peperoni-Pflanzen, mit denen anfangs noch der ganze Tisch gefüllt war: „Mir liegt die hohe Vielfalt am Herzen. Von der Peperoni habe ich sieben Sorten dabei.“ Er war einer der jüngsten Aussteller, doch auch sonst tummelten sich viele junge Menschen auf der Börse. „Es ist schön zu sehen, dass junge Leute Interesse daran haben. Schließlich ist es verdammt viel Arbeit, die dahinter steckt“, erklärte Sielaff. Vor ungefähr sechs Jahren habe er sein erstes Beet bekommen, bis heute habe er sein eigenes Saatgut und könne dieses auch verkaufen.

Nachhaltiger als aus dem Baumarkt

Mit Hilfe von Informationsblättchen des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt konnten sich Interessierte über Saatgut und deren Anbau informieren. „Viele wissen nicht, wie man am besten Saatgut gewinnt und gehen stattdessen in den Discounter. Aber wenn man nachhaltig handelt, dann nutzt man seine eigenen Samen aus den Pflanzen und sorgt dafür, dass sie sich selbst vermehren“, so Gura.

Im Baumarkt Pflanzensaat zu kaufen, sei zwar einfach, aber nicht nachhaltig: „Eigene Samen sind viel vitaler als die Hybride aus dem Geschäft.“ Gura und Manner waren erfreut über die zahlreichen Besucher: „Heutzutage besteht deutlich mehr Interesse als früher.“ Zum Schluss hatte die Pflanzenliebhaberin einen Rat an alle, die sich schon an eigenem Saatgut probieren oder es in Zukunft möchten: „Man lernt beim Machen!“ (ens)

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