Neues SystemDer Telenotarzt „fährt“ in Rhein-Sieg bald online mit

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Blick in einen Rettungswagen, darin stehen zwei Notfallsanitäter.

Notfallsanitäter im Einsatz: Telenotärzte sollen ihre Kollegen in den Einsatzfahrzeugen unterstützen und bei Bedarf eine fachliche Expertise geben.

Der Rhein-Sieg-Kreis und Bonn führen ein neues System für die Gesundheitsversorgung ein.

Eine wichtige Ergänzung für den Rettungsdienst in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis wird es voraussichtlich bis 2025 geben: Ein Telenotarztsystem wollen Kreis und Stadt gemeinsam etablieren, um die Versorgung der Menschen im Gebiet weiter zu verbessern. Jetzt erfolgt ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg dorthin: Die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Sebastian Schuster, Landrat des Rhein-Sieg-Kreises, haben den Vertrag für eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung unterzeichnet. Die Regelung der Trägerschaft ist als rechtliche Grundlage notwendig, um den Dienst zu definieren und einrichten zu können.

In der Leitstelle der Feuerwache 1 am Lievelingsweg in Bonn – dort wird auch die zukünftige Telenotarzt-Zentrale angesiedelt sein, da Bonn Kernträger ist – kamen die Vertreter der beiden Gebietskörperschaften für die Unterzeichnung zusammen. Auch Professor Dr. Dr. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Uniklinikums Bonn, setzte seine Unterschrift unter die Vereinbarung. Die Universitätsklinik Bonn stellt die zur Umsetzung des Telenotarztsystems notwendigen Ärztinnen und Ärzte.

Ergänzung zum Rettungswesen in Bonn und Rhein-Sieg

Landrat Sebastian Schuster, Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Bonn (UKB), bei der Unterzeichnung der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung für die Trägergemeinschaft für das gemeinsame Telenotarztsystem.

Landrat Sebastian Schuster, Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Bonn (UKB), bei der Unterzeichnung der öffentlich-rechtlichen Vereinbarung für die Trägergemeinschaft für das gemeinsame Telenotarztsystem.

„Die Einführung des Telenotarztsystems ist eine sinnvolle und gute Ergänzung zum bestehenden Rettungswesen“, betont Landrat Sebastian Schuster. „Es soll die Notärztinnen und Notärzte nicht ersetzen, sondern dazu beitragen, die schnellstmögliche ärztliche Betreuung der Patientinnen und Patienten weiter zu verbessern.“

„Unsere gemeinsame Vertragsunterzeichnung ist ein wichtiger Schritt, um die Gesundheitsversorgung der Menschen in der Region zu verbessern. Der gemeinsame Dienst ist ein weiteres Beispiel für die seit langem etablierte und gute überregionale Zusammenarbeit“, so Katja Dörner. Sie dankte auch der Lenkungsgruppe mit Verantwortlichen aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis, die im Rahmen der interkommunalen Projektarbeit die Vereinbarung ausgearbeitet hat.

„Wir freuen uns, mit dem UKB die ärztliche Komponente bei dem zukunftsweisenden Telenotarzt-Konzept zu stellen und damit auch in Anbetracht des medizinischen Fachkräftemangels die Versorgungsqualität für Bonn, den Rhein-Sieg-Kreis und die Region weiter zu verbessern. Erfahrene UKB-Notärztinnen und Notärzte, die zusätzlich als Telenotarzt qualifiziert sind, werden das Rettungsdienstpersonal vor Ort bei den Patientinnen und Patienten mit ihrer hohen Expertise und Erfahrung telemedizinisch so beraten und anleiten, dass eine bestmögliche Versorgung für Betroffene ermöglicht wird“, so Prof. Wolfgang Holzgreve.

Was macht ein Telenotarzt?

Durch den zielgerichteten Einsatz können Telenotärztinnen und Telenotärzte die „fahrenden“ Notärztinnen und Notärzte im flächendeckend vorhandenen und etablierten Notarztdienst entlasten und in geeigneten Fällen ohne akute Lebensgefahr die Versorgung der Patientinnen und Patienten telemedizinisch übernehmen und begleiten.

Gerade in Fällen, in denen zunächst gar keine Beteiligung von Notärztinnen oder Notärzten vorgesehen war oder diese vielleicht auch nicht zwingend notwendig ist, kann das Rettungsfachpersonal niederschwellig eine ärztliche Beratung und Unterstützung an der Einsatzstelle erhalten. Durch die technische Übertragung von Messwerten der Patientin oder des Patienten und dem abgeleitetem EKG kann dieses ärztlich interpretiert werden und eine gezielte, ärztlich angeordnete, medikamentöse Therapie durch das Rettungsfachpersonal erfolgen.

20 Mediziner des Uniklinikums werden qualifiziert

Telenotärzte sind erfahrene Mediziner, die sich in der Telenotarztzentrale befinden und mit Hilfe von Telekommunikation, Echtzeit-Vitaldaten-Übertragung, Sprach- und gegebenenfalls Sichtkontakt Patientinnen und Patienten im Rettungsdienst versorgen. Der Telenotarzt kooperiert mit der Besatzung des Rettungstransportwagens. Für die Aufgabe als Telenotärzte werden rund 20 Medizinerinnen und Mediziner des Uniklinikums speziell weiterqualifiziert. Sie versehen neben dem Dienst in der Telenotarztzentrale auch weiterhin Dienste auf den Notarzteinsatzfahrzeugen in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis.

Ziel ist die Aufnahme des Telenotarztdienstes im Laufe des Jahres 2025 mit bis zu acht Rettungswagen in Bonn und sieben Fahrzeugen im Rhein-Sieg-Kreis. Im Endausbau soll das System bis 2028 in 60 Rettungswagen vorhanden sein. Darüber hinaus wird der Telenotarzt telefonisch auch für die Beratung der Besatzungen von Krankentransportfahrzeugen und Notarztwagen in fachlichen Fragestellungen zur Verfügung stehen. 


Hintergrund

Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen hat im Jahr 2020 gemeinsam mit den Verbänden der Krankenkassen, den kommunalen Spitzenverbänden und den Ärztekammern seinen Willen bekräftigt, eine bedarfsgerechte, qualitativ hochwertige, flächendeckende und wirtschaftliche Einrichtung von Telenotarztsystemen in Nordrhein-Westfalen umzusetzen. Für die Umsetzung in den Kommunen wurden vom Land Kriterien definiert, die bei der konkreten Umsetzung berücksichtigt werden müssen.

Im vergangenen September hatten der Rat der Stadt Bonn und der Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises jeweils Beschlüsse gefasst als Grundlage für die Etablierung des Systems. Es soll in beiden Kommunen im Jahr 2025 an den Start gehen.

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