Gastro-SzeneGenuss in drei Kaffeemanufakturen aus dem Rhein-Sieg-Kreis

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Alessandro Guzzo beim Rösten in Rheinbach.

Alessandro Guzzo beim Rösten in Rheinbach.

Es geht um die perfekte Röstkurve: Michael Sachse stellt drei Kaffeemanufakturen aus dem Rhein-Sieg-Kreis vor.

Kaffee ist längst mehr als ein Muntermacher. Ein Abend voller Genuss ist ohne einen Espresso zum Abschluss unvollkommen. Kaffee ist für immer mehr Genießer ein Lebensgefühl. Viele Kaffeetrinker favorisieren die Hausmischung frisch vom Röster des Vertrauens. Die Auswahl an Röstereien hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Wir stellen drei Adressen vor, die ihre eigene Geschichte haben. Sie alle verbindet jedoch die Leidenschaft für die Bohne.

Taza Azul in Bad Honnef

Marco Guerra hat mehr als sein halbes Leben in der Gastronomie verbracht. Vor 20 Jahren kam er aus seiner mexikanischen Heimat ins Siebengebirge. In Mexiko war er in der Gastronomie beschäftigt und hat dabei früh seine Passion für den Kaffee entdeckt. Vor zweieinhalb Jahren hat er einen Ort gefunden, wo er seine Bohnen rösten und seine Kaffees präsentieren kann. Im Oktober 2021 eröffnete er im Bad Honnefer Zentrum seine Café-Manufaktur und Rösterei Taza Azul.

In einem kleinen Lokal mit einer Handvoll Tischen können sich die Gäste von dienstags bis samstags vom Geschmack seiner Röstungen überzeugen. Dazu gibt es selbst gebackenen und täglich wechselnden Kuchen. Den Montag hat Guerra für das Rösten reserviert. Dann bleibt die Taza Azul (dt.: „blaue Tasse“) geschlossen. „Sich behutsam Röstung für Röstung der perfekten Röstkurve annähern“, umschreibt Guerra seine Ambition.

Die Bohnen, ausschließlich Arabica, bezieht er direkt aus Mexiko, wo sein Geschäftspartner die Ernte auf seiner eigenen Finca mischt. Die Bohnen gedeihen in den vier Hauptanbauregionen des Landes zwischen Pazifik und dem Golf von Mexiko. Dabei ist es Marco Guerra wichtig, die Rohstoffe im Direkthandel zu fairen Preisen zu beziehen. „Wir unterstützen die Menschen vor Ort und tragen zu ihrer Entwicklung bei“, erklärt er. So leiste man mit jeder Tasse Kaffee einen kleinen Beitrag, damit sich die Lebensbedingungen der Farmer und ihrer Mitarbeiter verbessern.

Die Nachhaltigkeit schließt eine hohe Qualität ein. Die Speciality Coffees, die in der Taza Azul getrunken werden, erreichen bei Verkostungen stets ausgezeichnete Benotungen. Ein Grund zur Sorge bereitet Guerra allerdings die Preisentwicklung. Schließlich sind die Rohstoffpreise in diesem Jahr um 30 Prozent gestiegen. Ein Grund sieht der Kaffee-Experte im Klima. „Es ist zu heiß geworden. Das wirkt sich negativ auf die Ernte aus“, so Guerra. Eine Trendwende scheint derzeit nicht in Sicht. Die Prognosen für die Preisentwicklung fallen aufgrund des voranschreitenden Klimawandels eher ungünstig aus.

Weitere Informationen: Taza Azul, Hauptstraße 87, 53604 Bad Honnef, Telefon (0 22 24) 1 87 44 90, dienstags bis samstags 10 bis 18 Uhr. tazaazul.de

Seba Caffé in Swisttal-Heimerzheim

Sebastiano De Pascalis und Gattin Anna im Seba Caffé.

Sebastiano De Pascalis und Gattin Anna im Seba Caffé.

Mit den steigenden Preisen muss auch Sebastiano De Pascalis umgehen. „Vor allem Robusta ist so teuer wie nie zuvor“, weiß der Kaffeeröster aus Heimerzheim. Das liege aber nicht nur an Wetterkapriolen in Brasilien oder dem Klimawandel, sondern auch an den Kriegen, die den afrikanischen Kontinent gegenwärtig heimsuchen, meint De Pascalis. Seit 1996 betreibt er seine Rösterei in einem Gewerbegebiet am Rande von Heimerzheim. Unterstützt wird er seitdem von seiner Frau Anna.

Auch De Pascalis stammt aus einer Gastronomen-Familie. Sein Onkel hatte lange ein Restaurant in Köln. Schon als Kind kehrte er deshalb seiner Heimat im süditalienischen Apulien den Rücken. „Ich wollte zunächst nur ein paar Wochen in Deutschland bleiben, doch dann sind daraus bis heute viele Jahrzehnte geworden“, sagt er. Guerra vertrieb früher als Handelsvertreter Nahrungsmittel für die Gastronomie. Dabei spielte italienscher Kaffee schon immer eine zentrale Rolle. Anfang der 1990er Jahre wollte er der zunehmenden Bedeutung, die italienischer Kaffee mittlerweile auch in Deutschland gewonnen hatte, gerecht werden und eröffnete seine eigene Rösterei.

Nach Swisttal kam er zufällig. Das Gewerbegebiet wurde Mitte der 1990er Jahre erschlossen und bot Bedingungen, die in Köln unrealistisch waren. Mit dem Standort musste sich De Pascalis zwar erst anfreunden, doch die Vorteile hat er letztlich schnell erkannt. „Die Anbindung ist durch mehrere Autobahnen sehr gut“, bemerkt er. Für seine Röstspezialitäten verwendet er Rohkaffee aus den besten Anbaugebieten rund um den Globus. Sie stammen unter anderem aus Brasilien, Guatemala, Mexiko, Honduras, Nicaragua und Uganda. Seine Hausmarke besteht aus mindestens acht Sorten.

Zu seinen Kunden zählt der Süditaliener mittlerweile viele Privatleute. Aber die Gastronomie spielt nach wie vor eine zentrale Rolle. Der 69-jährige unterhält traditionell intensive Geschäftsbeziehungen nach Aachen,. „Seba Caffé rundet so manchen Restaurant- oder Barbesuch in der Stadt ab“, sagt der Röster. Das soll auch noch eine ganze Weile so bleiben. „Sofern ich gesund bleibe, mache ich weiter bis ich 75 Jahre alt bin“, zeigt er keinerlei Ermüdungserscheinungen.

Weitere Informationen: Seba Caffé, Dützhofer Straße 21, 53913 Swisttal-Heimerzheim, Telefon (0 22 54) 9 51 92, montags, dienstags und donnerstags 11 bis 15 Uhr, freitags 11 bis 18 Uhr und samstags 8 bis 13 Uhr. mysebacaffe.com

„Der Süden“ in Rheinbach

Alessandro Guzzo eröffnete zu Beginn des vergangenen Jahres in Rheinbach eine Mischung aus Rösterei, Café Bar und Ristorante. „Der Süden“ hat er sein Lokal getauft, das aus dem früheren Restaurant „Da Pino“ hervorgegangen ist, das seine Eltern zuvor lange hier betrieben hatten. Das Angebot wechselt über den Tag verteilt. Schon früh pflegte er sein Faible für Eis und Kaffee. Die erste seiner beiden Leidenschaften mündete bereits in der Etablierung eines kleinen Eiscafés („The Ice Cream“) nur wenige Häuser weiter, wo er seit 2019 Eis unter besonderen Bedingungen herstellt – ohne Farbstoffe, Aromen und Emulgatoren, dafür mit natürlichem Geschmack.

Mit der Wiedereröffnung des vormals elterlichen Lokals hat Guzzo nun auch den nötigen Raum für seinen Kaffee. Die Produktion hat den 41-jährigen stets fasziniert, weshalb er sich entschied, selbst zu rösten. Dabei profitierte er vor allem von der Expertise eines ehemaligen Klassenkameraden, der in der alten Heimat der Familie eine renommierte Rösterei unterhält. Guzzo ist in den vergangenen Jahren häufiger tief in den Süden Italiens gependelt und hat viel Zeit in der Rösterei Aiello in der Nähe von Cosenza verbracht. „Ich habe damals die Corona-Zeit genutzt, um mir das nötige Know-how anzueignen“, blickt er zurück. Was er in Kalabrien gelernt hat, setzt er mittlerweile immer erfolgreicher um.

Den Montag nutzt Guzzo in der Regel zum Rösten. Wo früher das Lager des alten „Da Pino“ war, hat er die nötige Ruhe, um seine Mischungen zu produzieren. Die Bohnen kommen aus unterschiedlichen Herkunftsländern rund um den Globus: Costa Rica, Brasilien, Äthiopien, Indien, Vietnam. Dabei achtet Guzzo stets darauf, dass die Bohnen aus fairem und nachhaltigem Anbau und Handel kommen. Die Namen seiner Mischungen stehen für Guzzos Verbundenheit mit der Region. Sie heißen zum Beispiel Tomburg, Oberdrees oder Rheinbach Deluxe (70 Prozent Robusta, 30 Prozent Arabica). In seinem Lokal wechselt er gerne mal die Sorte und schaut, was bei den Gästen am besten ankommt.

Die Preisentwicklung sieht auch Guzzo kritisch. Er rechnet mit weiteren Steigerungen. Die Gründe sind für ihn vielfältig. „Wir haben einen akuten Mangel an Containern. Hinzu kommen die Spekulationen an der Börse, die die Preise weiter befeuern“, so Guzzo. „Man darf nicht außer Acht lassen, dass Kaffee neben Öl global am meisten Geld bewegt.“ Die Kaffees aus dem Hause Guzzo können Sie online oder während der Öffnungszeiten im Bistro oder in der Eisdiele kaufen.

Weitere Informationen: „Der Süden“, Pützstraße 19, 53359 Rheinbach, Telefon (0 22 26) 1 44 81, dienstags bis donnerstags 9.30 bis 15 Uhr, freitags und samstags 9.30 bis 15 Uhr und 17 bis 21.30 Uhr. guzzo-caffe.com oder der-sueden-rheinbach.com

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