„Rheinbach hat ein Original verloren“Pallottiner-Pater Franz-Josef Ludwig ist tot

Lesezeit 3 Minuten

Rheinbach – Rheinbach trauert um Pallottinerpater Franz-Josef Ludwig. Dem ehemaligen Kunstlehrer am Pallotti-Gymnasium und Schöpfer zahlreicher Kunstwerke nicht nur für das Rheinbacher Stadtgebiet zollt Bürgermeister Stefan Raetz tiefen Respekt: „Mit ihm verliert Rheinbach nicht nur einen Priester, Lehrer und Künstler, sondern auch ein Original.“

Raetz weiter: „Wer mit ihm Kontakt hatte, wurde schnell in seinen Bann gezogen. Er hörte zu, nahm sich Zeit und der Abschied erfolgte nie ohne ein Lächeln. Rheinbach verdankt ihm zahlreiche, für Pater Ludwig typische, Kunstgegenstände wie den ,Ludwig-Euro’ am Bürgerhausplatz oder die beeindruckende Skulptur ,Der Abschied’ in Verdun. Seine verschmitzten Figuren versprühen Lebensfreude. So war Pater Ludwig auch. Ich vermisse ihn und werde mich oft an ihn erinnern. Er war ein Besonderer! Seine Bescheidenheit und seine Kunst bleiben.“

Mit Rheinbach verbindet Pater Franz-Josef Ludwig eine jahrzehntelange Geschichte. Dass er das Fach Kunst unterrichten würde, hätte er wohl bei seiner Ankunft in Rheinbach 1962 selbst nicht für möglich gehalten. Schließlich hatte er als Präfekt im Internat begonnen und sollte eigentlich die Fächer Theologie und Philosophie unterrichten, die er auch studiert hatte. Doch es kam alles ganz anders. Damals herrschte starker Lehrermangel, und besonders für den Kunstunterricht war niemand zu finden. Da Pater Ludwig aber schon von Anfang an mit seinen Schülern im Internat die Förderung der Kreativität als Freizeitbeschäftigung entdeckt hatte, wagte der damalige Schulleiter Pater Nentwig einen Vorstoß und fragte den „inspirierten Autodidakten“, ob er sich vorstellen könne, zwei Stunden in der Woche Kunst zu unterrichten. Das konnte Pater Ludwig und im Laufe der Jahre wurde es immer mehr, so dass er zum Schluss sogar 18 Stunden pro Woche seinen Schülern bis hin zum Abiturjahrgang die Bildenden Künste näherbrachte.

Wiedergefundene Statue in Bronze gegossen

Künstler war er selbst. Pater Ludwig, lobte der ehemalige Schulleiter Helmut Kirfel in der Einführungsrede zu einer Ausstellung Ludwigs, habe einen eigenen künstlerischen Stil entwickelt, der irgendwo zwischen Hummel-Figur und Ernst-Barlach-Kunstwerk einzuordnen sei.

Zur Erinnerung an den „Schwarzen Tag von Rheinbach“ hatte der Pallottinerpater 2005 beispielsweise eine Bronzeskulptur für die Gedenkstätte Rheinbacher Kriegstoter am Marienkapellchen des Kollegs geschaffen. Das Vinzenz-Pallotti-Kolleg (damals Hermann-Josef-Kolleg) wurde bei den Bombenangriffen am 29. Januar und 1. März 1945 fast komplett zerstört. Unter den Trümmern waren auch Rheinbacher Bürger begraben, die hier vor den Angriffen Schutz gesucht hatten.

Anlässlich des 50. Jahrestages des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages von 1963 hatte Pater Ludwig die Bronzeskulptur „Abschied – Les Adieux“ geschaffen – ein eindrucksvolles Monument für den Trennungsschmerz und die Verzweiflung einer einfachen Familie im Krieg.

Eindrucksvoll ist auch seine bereits 1968, als Franz-Josef Ludwig noch selbst Schüler der Pallottiner in Rheinbach war, geschaffene Statue des Schutzheiligen. 2014 hatte sie der Hausmeister etwas eingestaubt wiedergefunden. Die Statue wurde gereinigt, in Bronze gegossen, bekam im Hochamt den Segen und hängt als stete Erinnerung in der Pallottikirche. (jr/EB)

Rundschau abonnieren