Corona in RheinbachStadt ordnet Maskenpflicht für Teile der Innenstadt an

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Viele Rheinbacher haben ihre Maske immer griffbereit.

Viele Rheinbacher haben ihre Maske immer griffbereit.

Rheinbach – Seit Dienstag muss werktags zwischen 9 und 19 Uhr auf dem Wilhelmsplatz, in der Hauptstraße und in der Straße Vor dem Dreeser Tor im öffentlichen Raum eine Mund-Nase-Bedeckung getragen werden, und das gefällt nicht jedem, wie Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) schon am frühen Morgen erfahren musste: „Ein anonymer Anrufer hat mich heute Morgen gewarnt, er werde die Stadt und damit mich als Bürgermeister bei der Staatsanwaltschaft anzeigen, weil ich die Maskenpflicht in der Innenstadt angeordnet habe.“ Kurz vor Ende seiner Amtszeit am 31. Oktober lasse er auch dies noch unaufgeregt auf sich zukommen.

Die Ordnungshüter mussten aber auch einige auf die neue Regelung hinweisen.

Die Ordnungshüter mussten aber auch einige auf die neue Regelung hinweisen.

Am Dienstagnachmittag hatte der Bauhof kurzfristig an den Eingängen der Innenstadt Hinweisschilder angebracht, mit der Aufforderung, der Maskenpflicht nachzukommen. Dabei habe man sogar an die Geschlechtergerechtigkeit gedacht, denn es seien ebenso viele Männer- wie Frauenköpfe darauf zu sehen, schmunzelte Raetz. Das Ordnungsamt werde die Einhaltung der Maskenpflicht regelmäßig kontrollieren. Beim ersten Mal ohne Maske gebe es noch eine Verwarnung, wer sich ein zweites Mal „oben ohne“ erwischen lasse, müsse auf der Stelle ein Bußgeld von 250 Euro berappen.

„Alles versuchen, um einen Lockdown zu vermeiden"

Indes wurde die Maskenpflicht von den allermeisten Besuchern der Innenstadt auch eingehalten, „denn es stand ja heute Morgen in der Zeitung und in den sozialen Medien“, wie Walburga Baus erklärte. Sie findet die Verschärfung der Regeln „auf jeden Fall in Ordnung, denn wir müssen alles versuchen, um einen Lockdown zu vermeiden.“

Gefährdungsstufe 2

Gestern hat der Rhein-Sieg-Kreis weitergehende Einschränkungen für Städte und Gemeinden erlassen, die aktuell hohe Infektionswerte haben und bei denen sich das Ausbruchsgeschehen nicht klar abgrenzen lässt. Dazu gehören Alfter, Bad Honnef, Bornheim, Hennef, Königswinter, Lohmar, Neunkirchen-Seelscheid, Niederkassel, Rheinbach, Ruppichteroth, Siegburg, Sankt Augustin und Troisdorf, mithin 13 der 19 Kommunen im Landkreis.

„Für diese Städte und Gemeinden gelten Regelungen, die die Coronaschutzverordnung für eine 7-Tages-Inzidenz ab 50 vorsieht“, so Kreisdirektorin Svenja Udelhoven. Das bedeutet, dass an Festen höchstens zehn Personen teilnehmen, im öffentlichen Raum maximal fünf Personen oder zwei Hausstände zusammenkommen dürfen und zwischen 23 Uhr und 6 Uhr keine gastronomischen Einrichtungen betrieben werden dürfen.

Am Dienstag hatte der Rhein-Sieg-Kreis nach Überschreiten der 7-Tages-Inzidenz von 35 die Gefährdungsstufe 1 festgestellt. Gestern lag der Wert bei 55,9. Die Inzidenz bildet ab, wie viele Menschen sich im Rhein-Sieg-Kreis in den letzten sieben Tagen pro 100 000 Einwohner mit dem Coronavirus infiziert haben.

Die Feststellungen der Gefährdungsstufen 1 und 2 können erst aufgehoben werden, wenn die jeweiligen Grenzwerte an sieben aufeinanderfolgenden Tagen unterschritten wurden.

Der Rheinbacher Eifel- und Heimatverein hat alle für dieses Jahr geplanten Nachtwächterführungen abgesagt.

Schweren Herzens hat auch die Ökumenische Hospizgruppe den für den 30. Oktober in der Gnadenkirche Rheinbach geplanten Gedenkgottesdienst erneut auf unbestimmte Zeit verschoben. Das sei auch deshalb so bedauerlich, weil gerade dieser geplante Gottesdienst mit dem Leitspruch: „Möge die Straße uns wieder zusammenführen“ insbesondere für jene Menschen gedacht war, die in den zurückliegenden Monaten von einem Angehörigen ohne eine entsprechende Feier Abschied nehmen mussten, so Monika Matern für die Gruppe. (Bir)

Viele Bürger, wie auch Hedwig Schmitt-Wojcik, haben ihre Maske inzwischen immer dabei „und ich habe sie auch sofort aufgesetzt“. Ähnlich sah es Barbara Schütte: „Wenn es sein muss, dann muss es sein – schließlich ist es ein Zeichen von Solidarität und hilft, die gegenseitige Ansteckungsgefahr zu minimieren.“ Sabine Dreyer nahm die neue Maskenpflicht in der Innenstadt ebenfalls gelassen auf, „schließlich tun wir das doch für die Gesundheit aller“. Wenn dies das geeignete Mittel sei, um die Pandemie einzudämmen, sei sie gerne bereit, diese kleine Einschränkung hinzunehmen, zumal die Masken mittlerweile sogar schon zu einer Art Modeaccessoire geworden seien.

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Ruth Gelbe-Swiderek, Inhaberin eines Modegeschäfts an der Hauptstraße, hat allerdings beobachtet, dass in jüngster Zeit immer mehr Leute ohne Maske in das Geschäft gekommen seien, die erst nachdrücklich darauf hingewiesen werden mussten, ihren Mund-Nase-Schutz aufzusetzen. Und gestern, mit Inkrafttreten der neuen Regeln, seien erheblich weniger Kunden gekommen, so Gelbe-Swiderek. „Die Menschen vermeiden es nach Möglichkeit, ihre Wohnung zu verlassen.“ Deshalb seien viele ihrer älteren Kundinnen auch dazu übergegangen, ihre Töchter oder Schwiegertöchter zu schicken, die dann eine Auswahl der benötigten Kleidungsstücke mit nach Hause nehmen. Andererseits gebe es auch Kunden, die aus Angst vor einem drohenden Lockdown noch einmal schnell drei Pullover auf einmal kaufen. Gelbe-Swiderek ist jedoch überzeugt: „Wenn es noch einmal einen Lockdown geben sollte, dann werden viele der inhabergeführten Geschäfte in der Rheinbacher Innenstadt es nicht überleben.“

Stefan Raetz appellierte gestern nochmals an die Bevölkerung: „Befolgen Sie bitte die AHA-Regel – Abstand halten, Hygieneregeln beachten und Alltagsmaske tragen – auch im Freien. Verzichten Sie auf Reisen, Feiern und Veranstaltungen, die nicht wirklich zwingend notwendig sind. Die nächsten Tage und Wochen sind entscheidend für die weitere Entwicklung des Infektionsgeschehens. Der vergleichsweise entspannte Sommer ist vorbei, jetzt stehen uns schwierige Monate bevor. Wie der Winter wird, wie unser Weihnachten wird, das entscheiden wir alle durch unser Handeln.“

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