Erneute Kundgebung gegen Rechtsextremismus auf dem Himmeroder Wall in Rheinbach. Initiator war Ehrenbürgermeister Stefan Raetz.
Demo gegen rechts in Rheinbach„Nicht wegsehen, nicht weghören!“

Die Rheinbacherinnen Svenja Zimmermann (l.) und Sandra Schlößer setzen sich für Vielfalt ein.
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„Alle Farben sind schön“, „Kein Platz für Rassismus“, „Remigriert euch ins Knie“ und „Rheinbach bleibt bunt“ – das waren nur einige der Slogans, die bei der von Rheinbachs Alt-Bürgermeister Stefan Reatz initiierten Demonstration gegen rechts zu lesen waren. In Absprache mit den im Rat der Stadt vertretenen Fraktionen hatte Raetz Bürgerinnen und Bürger am Samstag zu einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus auf den Himmeroder Wall eingeladen. Knapp 300 Demonstranten waren diesem Aufruf gefolgt.
Der Platz war nach dem Konzert am Freitag abgesperrt und abgesichert worden. „Mit einer geschlossenen Aktion aller im Rat vertretenen Parteien und der Wählervereinigung sowie allen Bürgermeisterkandidaten soll gezeigt werden: Rheinbach steht zusammen für Respekt, Vielfalt, Menschlichkeit und gegen Rechtsextremismus“, unterstrich Raetz. Und so trafen sich laut einer Zählung der Polizei am Samstag gegen 10 Uhr rund 280 Menschen auf dem Platz am Glasmuseum, unter ihnen auch der Landtagsabgeordnete und CDU-Kreisvorsitzende Oliver Krauß und die beiden stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Rheinbach, Karl Heinrich „Kalle“ Kerstholt (SPD) und Markus Pütz (CDU).
Eine Stunde etwa standen die Menschen zusammen, diskutierten, sangen auf Anregung der Fraktion Bündnis 90/ Grüne Lieder und zeigten mit Regenbogenfarben Flagge für Frieden, Aufbruch und Veränderung. Auf einigen Fahnen war das italienische Wort „Pace“ zu lesen, das auf Deutsch „Frieden“ bedeutet. „Ich stehe heute hier für die Vielfalt in unserer Stadt“, sagte die Rheinbacherin Erika Burkard, die sich mit ihrer Schwester Klara Schulz auf zwei selbst gefertigten Plakaten für ein Verbot der AfD aussprach. Dabei gehe es ihnen nicht nur um die AfD, sagte sie, denn die „Verschiebung nach rechts“ sei auch bei Parteien der sogenannten Mitte zu finden: „Es ist nicht normal, sich rassistisch und demokratiefeindlich zu verhalten.“

Peter Quabis warnte vor mehr Stimmen für die AfD.
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Peter Quabis war laut eigener Aussage gekommen, um die Demokratie zu unterstützen: „Es ist gefährlich, wenn eine Partei wie die AfD noch mehr Stimmen bekommt.“ Rheinbachs Ehrenbürger Stefan Raetz bekräftigte: „Rheinbach gehört allen Menschen, die hier leben.“ Es sei nicht akzeptabel, „dass Bürger, dass Familien, dass sogar Kinder Angst davor haben müssen, von hier vertrieben zu werden“. Angesichts der aktuell erneut aufflackernden Übergriffe rechtsextremer Gewalt sei es wichtig, „immer wieder laut und wahrnehmbar für ein offenes und vielfältiges Deutschland einzustehen; danke Rheinbach, dass du aufstehst!“
Rheinbach steht zusammen, besser kann man es nicht sagen!
Rheinbachs Bürgermeister Ludger Banken, der nach eigenen Worten als Privatmann das Wort ergriff, lobte das Motto der Demonstration: „Rheinbach steht zusammen, besser kann man es nicht sagen!“ Es sei sehr besorgniserregend, dass die Demokratie nun auch noch von innen bedroht werde: „Deswegen sind wir gefordert, zusammenzustehen.“ Auch im Alltag müsste sich jeder zur Demokratie bekennen. Wie seine Vorredner hob Banken die Bedeutung demokratischer Beteiligung durch Ausübung des Wahlrechtes hervor: „Es ist wichtig, bei den Kommunalwahlen am 14. September seine Stimme den demokratischen Parteien zu geben.“ Der Bürgermeister war sich sicher: „Wir werden in Rheinbach, aber auch darüber hinaus, als Demokraten weiterhin zusammenstehen, wir geben keinen Deut nach, wenn es darum geht, unsere Demokratie zu verteidigen; denn zu ihr, zu unserer Demokratie, gibt es keine Alternative.“
Für Rheinbachs stellvertretenden Bürgermeister Markus Pütz droht „die zurzeit größte Gefahr für diese Demokratie nicht von außen, sondern von innen: vom Rechtsextremismus“. Pütz erinnerte an den Überfall „einer mit Dachlatten bewaffneten Gruppe Vermummter auf das ,Fest für Vielfalt' des Bündnisses ,Bad Freienwalde ist bunt' in einer Kleinstadt in Brandenburg“, bei dem zwei Menschen verletzt und weitere in Angst und Schrecken versetzt worden seien. „Das ist mittlerweile brutaler Alltag, mitten im Jahr 2025, mitten in Deutschland.“ An den bedenklichen Zahlen rechtsextremistisch motivierter Gewalttaten lasse sich erkennen, dass Rechtsextremismus kein „abstraktes Phänomen“ mehr sei.
„Gefahr von innen“
Laut einer Zählung des Innenministeriums hat es im Jahr 2024 mehr als 104 Straftaten mit rechtsextremem Hintergrund pro Tag gegeben. Und so plädierte Pütz für ein „Miteinander-Füreinander: Nicht wegsehen, nicht weghören, nicht weglaufen!“ Martina Koch sprach für die Sozialdemokraten und fragte pointiert: „Was tut ihr, wenn der Nachbar hetzt? Bleibt ihr still? Wenn euer Kind Angst hat, zur Schule zu gehen, weil es dort bedroht, beleidigt, abgewertet wird, reicht es euch dann, dass alles schon gesagt wurde?“ Die Sozialdemokratin erklärte, die Zeit sei reif, „aufzustehen, nicht gegen irgendwen, sondern für etwas: Für unsere Demokratie, für Menschenwürde, für Vielfalt, für Mitgefühl, für Freiheit.“ Der Satz „Nie wieder ist jetzt“ sei ein Auftrag, „und dieser Auftrag beginnt jetzt.“
Der FDP-Stadtverbandsvorsitzende Christoph Maurer gab praktische Tipps, mit welchen Mitteln dem Rechtsruck in der Gesellschaft entgegenzutreten sei. Wichtig sei zum Beispiel der Gang zur Wahlurne, „gehen Sie wählen, jede Stimme zählt!“ Auch ehrenamtliches Engagement und Zuhören stärke gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Manchmal wirkt ein offenes, freundschaftliches Gespräch Wunder.“ Der Hilberather Ortsvorsteher Erich Mosblech mahnte für die UWG: „Jeder, der seine Stimme an die AfD gibt, gibt dieser Partei Macht, und das darf nicht sein.“ Als Berufssoldat habe er vor mehr als 40 Jahren einen Eid geleistet, „das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“. Er sei diesem Eid treu geblieben. „Und ich werde nicht aufhören, das Recht und die Freiheit von uns zu verteidigen“, versicherte Mosblech.
„Arsch huh, Zäng ussenander“
Auf Einladung von Grünen-Sprecherin Margret Freund stimmten die Demonstranten zum Abschluss in den vom Band abgespielten Klassiker „Arsch huh, Zäng ussenander“, das Mottolied einer 1992 entstandenen Kölner Kampagne gegen rechte Gewalt. Der Refrain lautet: „Wie wöhr et, wemmer selver jet däät, Wemmer die Zäng ens ussenander kräät? Wenn mir dä Arsch nit huhkrieje, ess et eines Daachs zo spät.“ Gesungen wurde außerdem noch das Bläck Föös-Lied „Unsere Stammbaum“, das die Internationalität und den Zusammenhalt im Rheinland thematisiert.