Parallelen zur UkraineJunge Rheinbacher besuchen Weltkriegs-Schlachtfeld von Verdun

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Verdun Vaux privat

Auf dem riesigen Soldatenfriedhof von Douaumont verfassten die Schüler Biografien zu den Gefallenen.

Rheinbach – Mit 35 Schülerinnen und Schülern machte sich die Partnerschaft des Friedens Rheinbach/Douaumont-Vaux auf nach Verdun. „Eigentlich sieht es hier viel zu schön aus, als dass man glauben kann, dass dies ein solch furchtbares Schlachtfeld gewesen ist!“, bemerkte die 15-jährige Magda angesichts der im Sonnenschein liegenden Anhöhen des Gebiets um Douaumont-Vaux.

Mit ihren 25 Mitschülerinnen und Mitschülern der Jahrgangsstufe 9 und Lehrerin Stephanie Ewald des Städtischen Gymnasiums hatte sie zunächst die dort im vergangenen Jahr von deutschen und französischen Jugendliche gemeinsam gepflanzten Friedensbäume besucht, die nun mit frischgrüner Baumkrone als Zeichen der Versöhnung und Freundschaft auf dem ehemaligen Dorfgebiet Douaumonts in den Himmel ragen. Doch die traurige Wahrheit um die Flächen, auf denen Hunderttausende Soldaten im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen, beeindruckte alle sehr.

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Die Schülergruppe auf Besuch in Verdun.

Auch zehn Schülerinnen und Schüler der Rheinbacher Gesamtschule besuchten mit Lehrer Sebastian Gisbertz erstmalig an diesem Wochenende das Beinhaus und die Soldatenfriedhöfe. Sichtlich berührt verfassten die Jugendlichen an den Kreuzen Biografien für die Gefallenen, um sich deren mögliche Hintergründe und Identitäten bewusst zu machen.

„Die Fahrt hat uns nicht nur die Geschichte lebendig werden lassen, sondern auch uns Schülerinnen und Schüler der beiden Schulformen näher zusammengerückt“, stellte Jan fest. Am Abend hatte er mit den anderen im Centre de la Paix (Zentrum des Friedens) hoch über den Dächern von Verdun die Erlebnisse verarbeitet. „Ich bin das erste Mal in Frankreich und wusste nicht, wie schön und beeindruckend es hier ist“, fügte sein Mitschüler Nabil an.

Schweigeminute am Gedenkstein für die Rheinbacher Opfer

Stefan Raetz, Vorsitzender der Partnerschaft des Friedens, und Thomas Spitz führten die Schüler auch durch die Gedenkstätte des Fort Douaumont und die Festung Ouvrage de la Falouse und erklärten den Jugendlichen dort Einzelheiten der Schlachten. Als besondere Geste spielte Olivier Gérard, Direktor des Beinhauses, bei der Schweigeminute am Gedenkstein für die Rheinbacher Opfer die deutsche Nationalhymne.

An der Bergkuppe Toter Mann fand die Gruppe Kanonenhülsen und im Rundweg durch das Gebiet des zerstörten Dorfes Forges sur Meuse Tonziegel und Keramikscherben. „Das war sicher mal ein idyllisches Dörfchen mit den beiden Mühlen, und die Menschen konnten doch auch alle gar nichts für den Krieg!“ war das traurige Fazit.

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Das Beinhaus von Douaumont

Die Teilnehmer zogen Parallelen zu den aktuellen Kriegsopfern in der Ukraine. „Es ist unser Ziel, durch das Gedenken an die vergangenen Ereignisse euer Bewusstsein für die aktuellen Geschehnisse zu schärfen. Übernehmt als junge Generation politische Verantwortung und erhaltet die deutsch-französische Freundschaft und den europäischen Frieden“, appellierte Stephanie Ewald beim Abschlussgespräch an die Jugendlichen.

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Die Fahrt wurde durch private Sponsoren und Gönner des Vereins ermöglicht, denen vor allem die Jugendarbeit in der Frage des Gedenkens ein besonderes persönliches Anliegen ist. Die nächste Fahrt ist für den September terminiert. Als nächstes Projekt ist eine Friedensallee im Stadtpark am Ehrenmal geplant. Die Bäume sollen wiederum mit deutschen und französischen Jugendlichen gepflanzt werden. Diese Allee soll auch einen virtuellen Rundgang durch Verdun ermöglichen. (r.)

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