S-Bahn-Linie 23 in RheinbachNach sechs Wochen rollt endlich der erste Zug

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Die S 23, hier am Römerkanal, Richtung Bonn.

Die S 23, hier am Römerkanal, Richtung Bonn.

Rheinbach – Mit Pünktlichkeit überraschte die Bahn an diesem Montagvormittag in Rheinbach – und vor allem mit Präsenz. Als die S 23 fahrplanmäßig um 10.22 Uhr auf die Haltestelle „Römerkanal“ zurollt, fällt nicht nur Lars Gelpke ein Stein vom Herzen. Der 24-Jährige hatte zwar nicht so recht daran geglaubt, dass die Bahn wie angekündigt ab diesem Morgen auf der im Unwetter Mitte Juli zerstörten Strecke fahren kann, doch er hatte fest darauf gesetzt, dass die Zeit mit dem Schienenersatzverkehr (SEV) ein Ende hat. „Wenn der Zug jetzt nicht gekommen wäre, hätte ich schnell nach Haue radeln müssen und mit dem Auto nach Bonn-Duisdorf fahren müssen.“ Dort leistet der 24-Jährige bei einer Hilfsorganisation ein Freiwilliges Soziales Jahr ab. „Mit dem Auto fahre ich aber ungern. Dann stehe ich im Verkehr, und mit dem Geld, das ich für die Arbeit bekomme, kann ich es eigentlich auch nicht bezahlen.“ Darum habe er ja die Jahreskarte der Bahn.

Durch Ersatzverkehr bis zu 50 Minuten länger unterwegs

Gelpke hatte sich zwar an den Schienen-Ersatzverkehr gewöhnt gehabt, wie er sagt. „Er war schlecht gekennzeichnet, so dass man sich erst eingewöhnen musste, und es hat auch viel länger gedauert: 40 bis 50 Minuten sei er mit den Bussen unterwegs gewesen, während ihn die Fahrt mit der Bahn üblicherweise bloß eine halbe Stunde koste. „Die Busse waren oft unpünktlich. Das bin ich von der S 23 nicht gewohnt.“

Diese Pünktlichkeit auf der Strecke nach Bonn schätzt auch Rainer Weiler. Der 58-Jährige aus Bad Münstereifel pendelt seit zehn Jahren nach Köln. Weil das für ihn praktischer ist, fährt er eigentlich mit dem Auto nach Odendorf. Doch bis dahin wird so schnell keine S 23 kommen. Dazu ist die Strecke zu sehr unterspült und die Signaltechnik zu stark beschädigt worden. Auch Weiler musste sich neu arrangieren und ist auf die Bahn nicht ganz so gut zu sprechen: „Die Kommunikation der Bahn ist oft skurril. Zuständig ist immer wer anders. Die Anzeigen auf dem Bahnsteig teilen einem erst mit, dass ein Zug ausfällt, wenn der gerade einfahren sollte. Als ob die das nicht früher wüssten.“ Als nach der Flutkatastrophe Ersatzbusse den Schienenverkehr ersetzten, probierte er den SEV aus. „Irrtümlich bin ich aber in den falschen Bus gestiegen und 1:40 Stunden bis Euskirchen gegondelt.“ Da war für ihn trotz Jobticket klar: Jetzt geht es mit dem Auto nach Bonn, und von dort weiter nach Köln. Die angekündigte Betriebsaufnahme für die S 23 zwischen Rheinbach und Bonn war für die Bahn die Chance, ihn wieder früher abzuholen. Sie hat sie genutzt.

Zu lange Wartezeit, zu viel Zeit zum Grübeln

Zu lange sollte das Unternehmen seine Kunden auch nicht an den Bahnsteigen warten lassen. Sie fangen sonst an nachzudenken. „Warum gibt es hier überall Glasscheiben? Die sind doch ehe alle paar Monate zerdeppert“, sagt Weiler: „Ein leichtes Metallgitter würde es doch auch tun. Aber vielleicht hat die Bahn ja auch einen Vertrag mit einer Glasfirma. . .“ Solche Gedanken macht sich der Mann, der früher mal beim Bauamt in Nettersheim arbeitete, öfter – etwa als er in Odendorf die neue Unterführung sah und feststellte, wo das Wasser aus der Regenrinne hinfloss. Das Gefälle stimmte nicht, sagte sein geschultes Auge und prompt fragte er sich: „Wer nimmt das ab?“

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Kommt die Bahn, sind aber alle erstmal wieder zufrieden: Die Pendler und auch die Gelegenheitsfahrer wie ein junger Rheinbacher, der nur mal in Meckenheim beim Arzt war. Andere warten weiter. „Fährt die Bahn denn auch Richtung Euskirchen“, fragt ein Raucher an der Bushaltestelle zwischen DB-Haltepunkt und Pendlerparkplatz. Doch für ihn und alle, die in dieselbe Richtung wollen, zeigt das Schriftband in der Anzeige auf dem Bahnsteig unmissverständlich: „Kein Zugverkehr auf der S 23“.

Gestern war auch noch ausreichend Platz in den Wagen. Dabei hatte die Bahn angekündigt, nur in Einfachtraktion, also mit einem Wagen, fahren zu können, weil durch die Flutkatastrophe noch einige Wagen unerreichbar in der Eifel feststecken.

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