Zauberhaftes Ballett in RheinbachMärchenfiguren landen in der falschen Geschichte

Lesezeit 3 Minuten
11 Mal der böse Wolf: „Es war einmal....ein Märchenballett“  Eine etwas andere Ballett-Aufführung des Turn-Vereins Rheinbach 1905  im Stadttheater.

Elf Mal „der böse Wolf“: Eine etwas andere Ballett-Aufführung zeigte der Turn-Verein Rheinbach im Stadttheater.

Über 200 Tänzerinnen und Tänzer – Kinder, Jugendliche und Erwachsene – führten eine getanzte Pyjama-Party und Gute Nacht-Geschichte auf, bei der einige Märchenfiguren in die falsche Geschichte geraten waren.

Wer räumt eigentlich nach der Party auf, die Rotkäppchen geschmissen hat? Natürlich eine bekannte Gang. „Hatte die nun sieben oder acht Mitglieder?“, fragte sich Nadeem Ahmed, der die Ballett-Aufführung „Es war einmal....ein Märchenballett“ des Turn-Vereins Rheinbach im Stadttheater moderierte. Bei der sehr fantasievoll erzählten Geschichte traten am Samstag und am Sonntag die Ballettgruppen und die Jazz Dance Teams unter Leitung von Rachel Marley auf.

Die vom Vize-Vorsitzenden Uwe Preußner anerkennend als „Allzweckwaffe“ bezeichnete Tanzlehrerin und Regisseurin war für Choreografie und Texte verantwortlich. Ihr Mann Ahmed moderierte als Stimme aus dem Off lustig in fließendem Kölsch. Der in Bonn geborene und in Rheinbach aufgewachsene Theaterprofi, der seit 30 Jahren selber auf der Bühne steht, hatte die Musik zu den Auftritten zum größten Teil selber geschrieben, ebenso seine Moderation. Und das führte zu einem nahezu perfekten Zusammenspiel von Tanz, Klang und Geschichte: Zu den genau passenden Tönen traf der freche Wolf im Wald auf die Gretel, die auf der Suche nach ihrem Bruder war.

Der hungrige Hänsel ließ wiederum nicht lange auf sich warten, denn er roch den duftenden Apfel, mit dem Schneewittchen spielte. Nicht zu vergessen die gruseligen Möhnen, oder waren es doch eher Hexen? Mit zerzausten Haaren, schwarz geschminkten Lippen, spitzen Hüten und dem einen oder anderen Loch im Strumpf tanzten die jungen Frauen mit ihren Spazierstöcken um die Wette. Die gleichzeitig locker und mit hoher Konzentration präsentierten Darbietungen begeisterten das Publikum im ausverkauften Stadttheater.

Zehn Schneewittchen tanzten bei „Es war einmal....ein Märchenballett“ mit.

Zehn Schneewittchen tanzten bei „Es war einmal....ein Märchenballett“ mit.

Auch Großvater Wilhelm Otten war angetan und unterstützte die Auftretenden: „Das ist sicherlich viel Arbeit, die Kinder haben es gut gemacht.“ Seine sechsjährige Enkeltochter Lotti Otten habe bei den Schlafmützen mitgetanzt und zum ersten Mal auf der Bühne gestanden, erzählte der Senior stolz. „Die Kinder hatten Lampenfieber.“ Die Jüngste der überwiegend weiblichen Tänzerinnen war vier Jahre alt, insgesamt füllten rund 200 Auftretende die große Bühne und zeigten, was sie in den vergangenen Monaten gelernt hatten. Seit September liefen die Proben aus Platzgründen zunächst getrennt im neu angemieteten Übungsraum.

Am Donnerstag, zwei Tage vor der Aufführung, trafen alle Gruppen dann zum ersten Mal zu einer gemeinsamen Probe zusammen. Vor der ersten Aufführung am Samstag waren alle entsprechend nervös, doch der Applaus belohnte die Mühen. Uwe Preußner vom geschäftsführenden Vorstand erklärte: „Der gesamte Verein freut sich, dass so etwas Tolles und Aufwendiges mit Unterstützung der Eltern und vielen anderen Helfern auf die Beine gestellt werden konnte.“ Noch vor einem Jahr hätte niemand gedacht, dass die Tänzer einmal im Stadttheater auf der Bühne stehen würden: „Damals hatten wir noch nicht einmal einen Übungsraum.“

Größter Sportverein Rheinbachs

Der RTV ist mit circa 1400 Mitgliedern der größte Sportverein Rheinbachs. Er bietet Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen ein vielfältiges Sportangebot in den Bereichen Ballett, Handball, Leichtathletik, Schwimmen, Tischtennis, Triathlon, Turnen und Volleyball an. Die große Aufführung der Tanzgruppen sei früher im Zweijahresrhythmus erfolgt, die letzte hatte wegen Corona 2019 stattfinden können.

Auch die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 hatte das Training durcheinandergebracht, als das am Gräbbach gelegene alte Vereinshaus geflutet wurde. Das stark beschädigte Gebäude am Stadtpark wurde inzwischen abgerissen. Die Aula der Gesamtschule hatte als Interim-Lösung gedient, im Januar konnte ein neuer Übungsraum an der Münstereifeler Straße 5 angemietet werden (ehemaliges Ballettstudio Beug).

Die fantasievolle Aufführung im Stadttheater trug sich selber über den Verkauf der Eintrittskarten. Den Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr müsse der Verein inzwischen nicht mehr bezahlen, so Preußner. Wie alle Sportvereine in NRW hat auch der Turn-Verein Rheinbach für Musiknutzung mit der Autorengesellschaft Gema einen Pauschalvertrag abgeschlossen.

Rundschau abonnieren