Roboter-Butler und Mais-LegoElfte Wissenschaftsnacht in Bonn zieht 20.000 Besucher an

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Kunst aus Schilf präsentierte die Alanus Hochschule Alfter.

Kunst aus Schilf präsentierte die Alanus Hochschule Alfter.

Bonn – Naomi ist überhitzt, fast wäre sie hingefallen. Seit zehn Stunden ist sie schon auf den Beinen, da funktioniert mit der Motorik nicht immer alles. Peter Regier stellt sie behutsam auf den Tisch. „Jetzt ist erstmal Pause, sonst kriege ich noch einen Herzinfarkt.“ Naomi ist nicht etwa Regiers Tochter, sondern ein vollhumanoider Roboter, das heißt mit Armen und Beinen ausgestattet – und etwa 5000 Euro wert.

Bei der elften Auflage der Wissenschaftsnacht ist sie ein echtes Highlight. Naomi kann selbstständig gehen, Hindernisse überwinden und vor allem auch eines: aufräumen. Nach Angaben der Universität tummelten sich bei der Wissenschaftsnacht und im Wissenschaftszelt schätzungsweise fast 20.000 Besucher. Zum Thema Kreisläufe fanden mehr als 90 verschiedene Veranstaltungen und Präsentationen im Uni-Hauptgebäude, den Universitätsmuseen, im Science-Truck der Dr. Hans Riegel-Stiftung und im Wissenschaftszelt auf dem Münsterplatz statt.

Naomi ist noch nicht marktreif

Peter Regier, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Human Robots Lab am Institut für Informatik der Universität Bonn, arbeitet schon seit etwa vier Jahren mit dem sogenannten Nao-Roboter. Das Ziel seiner Forschung: In zehn bis fünfzehn Jahren soll sich jeder Mensch einen voll funktionsfähigen Roboter-Butler leisten können. „Das ist gar nicht so unrealistisch, wie es zunächst einmal klingen mag. Wir sind schon auf einem guten Weg“, so der Wissenschaftler. Schon heute gibt es intelligente Staubsaugerroboter in vielen Haushalten. Naomi ist zwar noch nicht marktreif, kann aber schon eine Spülmaschine und das Kinderzimmer aufräumen.

In letzterem könnte es in nicht allzu ferner Zukunft nicht nur einen Roboter-Butler, sondern auch einen 3D-Drucker für Spielzeuge geben. Beim Stand des Deutschen Museums stehen gleich zwei – und stellen Lego-Steinchen aus Polymilchsäure, einem Biokunststoff auf Basis von Maisstärke, her. „Damit wollen wir Leute für nachhaltige Alternativen sensibilisieren“, sagt Dr. Andrea Niehaus, Leiterin des Museums.

20 Minuten für kleinen Lego-Stein

Der Biokunststoff lässt sich nämlich wieder erwärmen und neu formen, unter industriellen Bedingungen ist er auch recycelbar. „Das ist eine tolle Zukunftstechnologie. Man stellt nur das her, was man gerade wirklich braucht“, so Niehaus weiter. Noch dauert das aber ein wenig: Etwa 20 Minuten arbeitet der Drucker an einem kleinen Lego-Steinchen.

Die Herstellung erfordert vor allem ein räumliches Umdenken, wie David Kratzmann vom Deutschen Museum weiß: „Die Gegenstände werden Schicht für Schicht aufgetragen. Da muss man dann die Form schon sehr genau berücksichtigen, damit alles funktioniert.“ Zahlreiche Baupläne gibt es unter dem Open-Source-Gedanken kostenlos im Internet, ein einfacher 3D-Drucker ist mittlerweile schon für rund 300 Euro zu haben.

Vorträge zu Klimawandel und Nervensystemen

Aber nicht nur Zukunftstechnologien stehen bei der Wissenschaftsnacht im Mittelpunkt, im Hauptgebäude der Universität wird viel zum Thema Nachhaltigkeit informiert. Das Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) bietet Gebäck aus Bananenmehl nach einem Rezept aus Afrika Bioökonomie zum Probieren an und lädt zur Diskussion über den ökologischen Fußabdruck ein. Wenige Meter weiter geht es um den Wald in Großstädten.

Neben den zahlreichen Informationsständen begeistert die Wissenschaftsnacht aber auch mit Vorträgen zu Klimawandel, Wasser oder Nervensystemen – abgerundet durch ein unterhaltsames Musikprogramm im Arkadenhof. Die Wissenschaftsnacht wird organisiert und finanziert von der Stadt Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und dem Kreis Ahrweiler sowie der Universität Bonn.

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