Der Kracher, oder nicht?Umfrage zu Silvesterfeuerwerk in Rhein-Sieg

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Nach zwei Jahren coronabedingtem Böllerverbot ist die Nachfrage nach Feuerwerkskörpern jetzt wieder groß.

Nach zwei Jahren coronabedingtem Böllerverbot ist die Nachfrage nach Feuerwerkskörpern jetzt wieder groß.

Es zischt und kracht und sprüht Funken: Nach zwei Jahren Böllerverbot haben doch einige wieder Freude an einem Lichterregen zum Jahreswechsel, andere gar nicht. Das zeigt eine Umfrage in Alfter, Bornheim und Rheinbach.

Mandy Bethge aus Widdig

„Wir lassen es dieses Jahr endlich wieder richtig knallen“, freut sich Mandy Bethge aus Widdig, „wir haben das Feuerwerk sehr vermisst!“ Sie feiert gemeinsam mit ihrem 14-jährigen Sohn Ian in ihrer alten Heimat Berlin ins neue Jahr. Und da kommt einiges zusammen: Über eine Internetfirma hat Bethge elf Batterien und knapp 30 Raketen bestellt. Für die Familie hat das Silvesterfeuerwerk eine lange Tradition. „Es gehört einfach dazu, wir feiern, seit mein Sohn drei Jahre alt ist“, schilderte die 45-Jährige. Das Besondere: Auf einige der Raketen, die Richtung Himmel geschickt werden, notieren sie die Namen von Menschen und Tieren, die im vergangenen Jahr verstorben oder die ihnen ganz besonders wichtig sind, um gemeinsam an sie zu denken.

Giovanni Trapani aus Volmershoven-Heidgen

„Für uns gehört das Silvesterfeuerwerk einfach dazu. Wir haben in den vergangenen zwei Jahren schon etwas vermisst“, meint Giovanni Trapani. Der 54-Jährige aus Volmershoven-Heidgen hatte sich am Donnerstag, dem ersten Tag, an dem wieder Böller verkauft werden durften, mit seinen Söhnen Domenic (23) und Dante (12) bei einem Discounter in Oedekoven eingedeckt. Als kleiner Junge habe er noch mit seinem Vater in Sizilien echte Böllerschüsse mit einer Schrotflinte Richtung Himmel abgefeuert. Das ist aber einige Jahrzehnte her. In Heidgen hätten sich früher viele Jugendliche auf dem ehemaligen Pausenhof getroffen, um dort mit Feuerwerk und Knallfröschen das neue Jahr zu begrüßen: „Da war der Teufel los, es hat sehr viel Spaß gemacht, miteinander zu feiern, heute feiert jeder für sich vereinzelt vor seinem Haus.“ Mit Silvester verbindet Giovanni Trapani aber auch eine große Hoffnung: „Ich wünsche mir, dass 2023 ein besseres Jahr wird als 2022.“

Heike Jung aus Witterschlick

Silvesterböller bedeuten vor allem für Tiere großen Stress, nicht nur für Hund und Katze daheim, auch für Wildtiere, weiß Heike Jung vom Hunde-Freizeit-Treff in Witterschlick. Trotzdem lehnt die Impekovenerin die Silvestertradition nicht grundsätzlich ab: „Städte und Gemeinden sollten aber lieber zentrale Plätze ausweisen, wo Feuerwerkskörper gezündet werden, darauf können sich Menschen und Tiere dann einstellen.“ Bei der Silvesterfeier zu Hause wird es Wunderkerzen und ein kleines Tischfeuerwerk geben, das ihre beiden Hunde Simon und Mina nicht erschreckt. Und zur Beruhigung gibt es zum Jahreswechsel für ihre Vierbeiner noch ein paar Leckerlis: „Das lenkt sie ab“, erklärt Jung. (fes)

Familie Lengert aus Bornheim

Julia Lengert (37) aus Bornheim, ihr Mann Lars und die beiden Jungs Jan und Eric freuen sich schon auf Mitternacht. „Wir haben extra auch ein paar Raketen gekauft“, sagt die 37-Jährige. Speziell für die Kinder hätten sie sogar ein paar kleine Kracher besorgt. „Das Feuerwerk zum Jahreswechsel haben wir in den vergangenen Jahren schon ziemlich vermisst“, sagt Lengert. Irgendwie gehöre es doch dazu. Erstmals nach der Corona-Zeit hätten sie in diesem Jahr auch wieder Freunde für die kleine Silvesterparty eingeladen. Nach dem Feuerwerk wollen sie Wachs gießen, das bei ihnen schon vor Jahren das traditionelle Bleigießen zu Silvester abgelöst habe. „Natürlich haben wir auch einige Gesellschaftsspiele bereitliegen.“

Michael Marxen aus Merten

„Wir haben die Feuerwerke in den vergangenen beiden Jahren richtig vermisst“, sagt Michael Marxen (58) aus Merten. Obwohl er selbst in diesem Jahr keine Raketen in den Himmel schießt, freue er sich schon sehr auf das glitzernde Lichterfest. „Bei uns ist es üblich, dass nur der Nachwuchs böllert“, erklärt er. Natürlich hätten er und seine Familie auch ein Bewusstsein für die Problematik der Feuerwerkskörper, die Belastung für die Umwelt, die Angst der Haustiere und die möglichen Unfälle. Umso mehr wünscht sich Marxen deswegen einen umsichtigen und rücksichtsvollen Umgang mit den Feuerwerkskörpern. Trotzdem könne er nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet diese Bräuche und Traditionen so unter Beschuss geraten seien.

Michael Kreis aus Walberberg

„Ich habe die Auflagen, des Böllerverbots der vergangenen beiden Jahre zwar akzeptiert, aber ich habe die Feuerwerke zum Jahreswechsel auch ganz schön vermisst“, sagt Michael Kreis (58) aus Walberberg. Trotzdem werde er selbst in diesem Jahr keine Feuerwerke zünden. „Ich habe keine gekauft, obwohl es jetzt ja wieder erlaubt ist.“ Dabei habe er bis vor drei Jahren mit seinen Kindern jedes Jahr ein kleines Feuerwerk vor der Haustür abgefeuert. „Das hat mir wegen der Freude der Kinder einfach auch selber immer großen Spaß gemacht“, erklärt er. Aber jetzt, da die Kinder groß sind und bei Freunden feiern, „beginnt etwas Neues“, sagt Kreis. Doch das Brauchtum zum Jahreswechsel solle auf jeden Fall erhalten bleiben: „Silvester ohne Knallerei, ohne bunte Raketen und Lichtblitze, das wäre doch ein trauriger Start ins neue Jahr. Raketen und Böller gehören einfach dazu.“ Er fände es gut, wenn Feuerwerkskörper umweltfreundlicher hergestellt werden könnten. (mkl)

Siglinde Botz aus Rheinbach

„Ich habe noch nie Feuerwerkskörper gekauft, auch früher nicht. Zwar gucke ich es mir gerne an, aber ich hatte immer Tiere und habe daher nichts selbst gezündet“, sagt Siglinde Botz (71) aus Rheinbach. „Es ist einfach zu teuer, und das nicht erst seit diesem Jahr. Mir war es schon immer zu viel Geld, was dafür ausgegeben werden muss. Dafür bekomme ich auch etwas anderes, woran ich mehr Freude habe. Daher hat sich das Böllerverbot der letzten beiden Jahre nicht auf mich ausgewirkt. Es gibt so viel Wichtigeres als Feuerwerk. Statt Raketen in die Luft zu jagen, mache ich mir am Silvesterabend lieber eine Feuerzangenbowle und ein paar Kerzen an.“

Peter Bermes aus Rheinbach

„Silvester werde ich wahrscheinlich dieses Jahr verschlafen“, schmunzelt Peter Bermes (54) aus Rheinbach. „Als die Kinder klein waren, habe ich zwar auch Feuerwerk gekauft, aber irgendwann hat es sich nicht mehr richtig angefühlt. Ein Fragezeichen war beim Kauf von Silvesterfeuerwerk schon immer da und vor zehn Jahren habe ich schließlich damit aufgehört, etwas zu kaufen. Außerdem ist das Feiern von Silvester mit meinem christlichen Glauben nicht vereinbar, da es meines Erachtens etwas mit einer heidnischen Tradition zu tun hat. Daher sehe ich keinen Anlass, den Tag speziell zu feiern. Eigentlich sollte man jeden Tag mit einem bestimmten Bewusstsein beginnen, nicht nur den Neujahrstag. Auch der finanzielle Aspekt spielt für mich eine Rolle: Das Leuchten in den Augen eines Obdachlosen, wenn ihm 100 Euro gegeben werden, bleibt einem länger in Erinnerung als jedes Feuerwerk. Das macht mir mehr Spaß. Bei dem Kauf von Feuerwerk handelt es sich also auch um eine gesellschaftliche Frage. Außerdem finde ich es in Kriegszeiten nicht schön, Raketen zu schießen. Das machen schon andere.“

Sandra Olzem aus Rheinbach

Sandra Olzem (50) aus Rheinbach ist „seit fünf Jahren Silvester-Flüchtling“, wie sie selbst sagt. „Für mich geht es zum Jahreswechsel an die Nordsee. Dort wird ein zentrales Feuerwerk in der Nähe des Meeres veranstaltet. Dieses Jahr ist dort aber kein Feuerwerk, sondern stattdessen eine Lasershow geplant. Das liegt an der Feinstaubbelastung und der Nähe zum Kurort. So ein zentrales Feuerwerk ist toll. Die Idee, in Großstädten auch ein solches organisiertes Feuerwerk anzubieten, finde ich sehr gut. In den vergangenen beiden Jahren, in denen das Feuerwerk pandemiebedingt ausfiel, habe ich einen echten Unterschied gemerkt. Es war sehr angenehm, dass die Feinstaubbelastung in den Corona-Jahren nicht so groß war. Früher habe ich auch selbst noch Feuerwerk der Kinder wegen gekauft, allerdings dann damit aufgehört.“ (meh)


Tiere an Silvester

Feuerwerke bedeuten für Tiere puren Stress. Das betrifft nicht nur Hund und Katze zu Hause, sondern auch wildlebende Tiere in den Wäldern des Rhein-Sieg-Kreises. Darauf macht das Veterinäramt des Rhein-Sieg-Kreises aufmerksam. Mit einfachen Vorbereitungen könne man Haustiere schützen und ihnen die Silvesternacht so erträglich wie möglich machen. Hunde sollten beim Spaziergang nur noch an der Leine ausgeführt werden, denn ein plötzlich gezündeter Böller könnte die Vierbeiner in Panik versetzen oder im schlimmsten Fall sogar verletzen.

Freigängerkatzen sollten in der Wohnung behalten werden. Sollte das Tier trotzdem die Flucht ergreifen, ist es wichtig sicherzustellen, dass das Haustier registriert und gekennzeichnet ist. Am Silvesterabend sollte das Haustier nicht alleine gelassen werden. Halterinnen und Halter sollten in einem verdunkelten Zimmer Rückzugs- und Versteckmöglichkeiten schaffen. Im Idealfall an einem Ort, den das Tier kennt und an dem es sich wohlfühlt. Käfige von Vögeln und Meerschweinchen können mit einem Tuch abgedeckt werden. (EB/jr)

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