Akuter PersonalmangelBürger warten sechs Monate auf Schwerbehindertenausweise

In Bonn müssen Bürger bis zu sechs Monate auf einen Schwerbehindertenausweis warten. (Symbolbild)
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Bonn – Die Bonner Stadtverwaltung hat zugegeben, dass Bürger sechs Monate warten müssen, bis sie einen Schwerbehindertenausweis bekommen. Mit diesem Dokument erhalten Betroffene bestimmte soziale Leistungen wie Steuererleichterungen, freie Fahrt in Bus und Bahn oder zusätzlichen bezahlten Urlaub.
Wie das Sozialamt auf Anfrage der SPD-Ratsfraktion mitteilt, komme es seit geraumer Zeit zu einer zu langen Bearbeitungsdauer der Anträge. Die wird vor allem mit Personalmangel begründet. Der durch das Land vorgegebene Personalbedarf sei „deutlich zu niedrig bemessen“ gewesen, zudem habe eine hohe Zahl langzeiterkrankter Mitarbeiter im Fachbereich sowie Fluktuation die Bearbeitungszeit verlängert.
Wer einen Schwerbehindertenausweis erhalten möchte, muss ärztliche Atteste vorlegen, die vom Sozialamt bei den Medizinern angefordert und dann zum Medizinischen Dienst in Köln geschickt werden. Der erstellt ein Gutachten, nach dem der Grad der Behinderung festgestellt wird. Darüber vergeht Zeit.
Bonn: Mitarbeiter leisten freiwillig Überstunden
Nun will die Stadtverwaltung die Ärzte bitten, die Unterlagen schnell auszufüllen. Sie prüft zudem, ob sie die Gutachten ergänzend zum Medizinischen Dienst bei Fachärzten in Auftrag geben kann. Das sei eine Rechts- und auch Kostenfrage. Das Personal im Fachbereich wurde bis Mitte Januar auf 17 Mitarbeiter aufgestockt.
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Um die Rückstände abzuarbeiten, wollen sie freiwillig Überstunden leisten, teilte das Sozialamt dem Sozialausschuss mit. Als langfristige Beschleunigungsmaßnahme soll die elektronische Akte eingeführt werden. Das aber kann zwei bis drei Jahre dauern.
Abschließend heißt es – fast resignierend – in der Stellungnahme: „Obwohl der Verwaltung seit geraumer Zeit schmerzlich bewusst ist, dass den Betroffenen nicht die gebührende Leistung zuteil wird, konnte bisher noch kein durchschlagender Erfolg erzielt werden, vielmehr wurde mit den begrenzten Möglichkeiten versucht, den Dienstbetrieb aufrechtzuerhalten“. (dbr)


