Bonnorange erhöht PreiseGebühren für Müll sollen 2024 in Bonn deutlich steigen

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Bonnorange

Mitarbeiter von BonnOrange machen auf dem Münsterplatz sauber

Mitarbeiter von BonnOrange machen auf dem Münsterplatz sauber (Archivbild)

Bonnorange will mehr Geld für Müllabfuhr und Straßenreinigung. Feste Reinigungsreviere sollen die Effizienz erhöhen.

4394 Tonnen Straßenkehricht hat Bonnorange im vergangenen Jahr von Bonner Straßen entfernt und entsorgt. Das entspricht etwa 13 Kilogramm pro Einwohner. Aber darunter sind nicht nur Zigarettenkippen oder leere Kaffeebecher. 1540 Tonnen davon waren Laub, berichtet Pressesprecher Jérôme Lefèvre. Aber die Sauberkeit in der Stadt hat ihren Preis. Bonnorange möchte deshalb ab 2024 die Preise für Müllentsorgung und Straßenreinigung um mehr als zehn Prozent anheben. Verringerte Reinigungsintervalle vor allem in Bad Godesberg, Plittersdorf und Rüngsdorf haben sich nicht bewährt und werden zurückgenommen. Ein neues Revierleiterkonzept soll künftig wieder verbindliche Verantwortlichkeiten schaffen und so die Sauberkeit in der Stadt weiter verbessern. Die Zufriedenheit der Bonner mit den Leistungen von Bonnorange hatte laut der jüngsten Kundenumfrage etwas nachgelassen

Wie entwickeln sich die Preise?

Die Gebühren für die Restmüllentsorgung sollen im Januar um 13,99 Prozentpunkte steigen. Für eine vierköpfige Familie mit einer 120 Liter-Restmüll-Tonne würde die Jahresgebühr bei 14-täglicher Leerung so von bisher 229,04 auf 261,08 Euro steigen. Für die Straßenreinigung sollen die Gebühren 2024 bei normalen Straßen zwischen 57 und 81 Cent pro Frontmeter und bei den Straßen mit erhöhtem Reinigungsaufwand (etwa in den Fußgängerzonen) zwischen 0,80 und 1,14 Euro je Frontmeter steigen. Bei einem Einfamilienhaus mit 15 Meter Frontlänge in einer Anliegerstraße steigen die Kosten im Jahr bei wöchentlicher Reinigung um elf Prozent von 97,95 auf 110,10 Euro. Der Verwaltungsrat soll die neuen Gebühren am 17. November beschließen.

Warum wird die Straßenreinigung teurer?

Das Geschäft ist sehr personalintensiv. Bonnorange beschäftigt deshalb aktuell 496 Mitarbeiter. Die Tarife im öffentlichen Dienst sind erheblich angestiegen, besonders in den bei Bonnorange stark vertretenen unteren Lohngruppen. „Das ist angesichts der Inflation gut für unsere Beschäftigten“, sagt Bonnorange-Vorstand Richard Münz, der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung verantwortet, „aber es muss nun auch bezahlt werden“. Der Mehrbedarf wird im Wirtschaftsplanentwurf 2024 mit 1,36 Millionen Euro angegeben. Außerdem schlägt vor allem die EDV mit 1,5 Millionen Euro zusätzlich zu Buche. „Wir nutzen bisher verschiedene, teils selbst gestrickte Programme, die wir zum Beispiel für eine intelligente Routen- und Personalplanung dringend zusammenführen müssen“, erklärt Münz. Der Materialbedarf ist dagegen vor allem dank sinkender Treibstoffpreise um eine halbe Million Euro gesunken. Die Gebühren sollen insgesamt kostendeckend sein. 

Was ändert sich im Straßenverzeichnis für die Reinigungsklassen?

„Vor allem haben wir redaktionelle Änderungen etwa bei Umwidmungen vorgenommen“, sagt Münz. In Bad Godesberg war 2020 ein Teil der Innenstadt auf eine Reinigung viermal wöchentlich umgestellt worden. Münz sagt: „Das hat sich in der Praxis nicht bewährt und wird jetzt wieder auf tägliche Reinigung erhöht“. Die Reinigung der Parkbuchten hatte Bonnorange schon vor einiger Zeit wieder übernommen. In 662 Bonner Straßen mit der Klasse A 0.5 sind indessen die Anwohner für die komplette Reinigung verantwortlich. Das entspricht etwa einem Viertel der 2618 Bonner Straßen.

Wie bewerten die Bonner die Leistungen der Straßenreinigung?

Bonnorange lässt dazu alle zwei Jahre eine repräsentative Umfrage unter 800 Kunden durchführen. Vor zwei Jahren hatten sich 97 Prozent der Befragten zufrieden oder sehr zufrieden mit der Sauberkeit in ihrem Wohnumfeld sowie 85 Prozent mit der Sauberkeit in der Gesamtstadt geäußert. 2023 hat die Zufriedenheit leicht nachgelassen. Im eigenen Umfeld sind immer noch 47 Prozent sehr und 46 Prozent immerhin zufrieden, zusammen also 93 Prozent. Mit der Sauberkeit in der Gesamtstadt sind nur noch 19 Prozent sehr und 58 Prozent zufrieden, zusammen also 77 Prozent. Damit liegt Bonn laut Auswertung noch über dem Schnitt anderer Städte im Bundesgebiet.

Wie soll sich die Sauberkeit in der Stadt weiter verbessern?

„Wir planen wieder klare Verantwortlichkeiten in den einzelnen Stadtteilen und werden dazu acht Revierleiterstellen neu besetzen“, berichtet Vorstand Münz. Die Ausschreibung werde gerade vorbereitet. In den neuen Reinigungsrevieren soll es damit vor Ort zentrale Ansprechpartner geben, die eigenständig auch Sondereinsätze veranlassen können. ? Wann wird der Vorstandsposten bei Bonnorange neu besetzt? 2021 war der bisherigen Vorstandscheffin Kornelia Hülter nach einem Brandbrief der vier Bereichsleiter an den Verwaltungsrat fristlos gekündigt worden. Dazu hat sich eine Findungskommission gebildet. In zwei Wochen könne es bei der Sitzung des Verwaltungsrats Ergebnisse geben, hofft Münz.


Klasse A 0.5 bleibt beitragsfrei

Bonnorange reinigt die Bonner Straßen nach Wichtigkeit für den Verkehr, Straßenart und Verschmutzungsgrad.

Dafür sind die Straßen in verschiedene Reinigungsklassen mit unterschiedlich hohen Beiträgen eingeteilt. Das aktuelle Straßenverzeichnis mit den jeweiligen Reinigungsklassen findet sich im Internet.

Abgerechnet wird nach Grundstücksfrontmetern. In stark frequentierten Straßen (Klassen D4, D7, D13 und D14) vor allem in den Innenstadtbereichen übernimmt Bonnorange die komplette Reinigungsleistung. In den Klassen B 0.5, B1, B2, B3 und B6 müssen die Anlieger die Bürgersteige vor ihren Grundstücken bedarfsgerecht sauber halten.

In der Klasse A 0.5 in Anliegerstraßen übernehmen die Anwohner die Straßenreinigung und zahlen dafür dann auch keine Reinigungsgebühren. Bonnorange kümmert sich hier nur um das Straßengrün und die Haltebuchten für Busse oder Elektroladesäulen. (wmr)

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