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Im Bonner Haus der GeschichteWas die stummen Zeugen der Flut erzählen

Lesezeit 2 Minuten
Der Kopf einer Puppe ist verschlammt, im Mund steckt Dreck, die Augen fehlen.

Aus den Fluten gerettet: Eine Puppe aus dem Ahr-Flutgebiet ist im Depot des Hauses der Geschichte in Bonn gelandet. Foto: Federico Gambarini/dpa

Eine Puppe, ein Gaszähler, Geldscheine und Fotoalben – Gegenstände, die aus den Ahr-Fluten gerettet wurden. Im Haus der Geschichte in Bonn sollen ihre Geschichten erzählt werden.  

Von den rund 400 Gegenständen der Flutkatastrophe 2021 im Haus der Geschichte in Bonn ist derzeit nur ein Objekt ausgestellt - künftig könnten es aber etwas mehr werden. Ein vom Schlamm verkrusteter Gaszähler aus dem Ahr-Flutgebiet ist Bestandteil der noch bis 8. Januar 2023 laufenden Wechselausstellung „Heimat. Eine Suche“, wie Museumssprecher Peter Hoffmann mitteilt.

Alle anderen Gegenstände, die das tödliche Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Juli 2021 dokumentieren, seien mit ihrem konservierten Schmutz vorerst im Depot gelandet: „Das Haus der Geschichte hat den Auftrag, Objekte zur Zeitgeschichte zu sammeln.“ Dazu gehörten hier etwa eine verschlammte Kinderpuppe, Kleidung von Helfern sowie beschädigte und entwertete Geldscheine.

400 Objekte aus der Flutregion kamen in die Bonner Sammlung 

Die große Dauerausstellung des Hauses der Geschichte soll laut Hoffmann 2024 und 2025 neu gestaltet werden, weil die Darstellung der jüngsten Jahrzehnte in Deutschland zu wenig Platz habe. Dabei werde sicher auch der Blick auf die Klimakatastrophe eine wichtige Rolle spielen: „Da kann ich mir gut vorstellen, dass dann das eine oder andere Objekt zur Flut zu sehen sein wird“, ergänzte der Sprecher.

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Bei dem Hochwasser 2021 waren in Nordrhein-Westfalen 49 und im nördlichen Rheinland-Pfalz mindestens 135 Menschen gestorben, davon 134 im Ahrtal. Fast alle der rund 400 Flutobjekte im Haus der Geschichte stammen laut Hoffmann aus diesem Flusstal. Viele sind schon in die Online-Datenbank des Museums eingestellt worden.

Dessen wissenschaftliche Mitarbeiterin Judith Kruse spricht im Heimat-Jahrbuch 2022/23 des Kreises Ahrweiler von „stummen Zeugen“ der Katastrophe sowie „hohem symbolischen Wert“. Alben mit unkenntlich gewordenen Fotos zeigten „eindrücklich, wie durch die Wassermassen auch persönliche Erinnerungswerte unwiederbringlich verloren gegangen sind“. (dpa)

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