Seit 2020 war Katja Dörner Oberbürgermeisterin in Bonn. In der Stichwahl unterlag sie jetzt dem CDU-Kandidaten Guido Déus.
Amtsinhaberin unterliegtMachtwechsel im Bonner Rathaus – Guido Déus ist neuer Bürgermeister

CDU-Kandidat Guido Déus bei der Wahlpartei seiner Partei im Traditionslokal Em Höttche.
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Machtwechsel im Bonner Rathaus: Der CDU-Landtagsabgeordnete Guido Déus ist neuer Oberbürgermeister der Bundesstadt. Er hat am Sonntag die Stichwahl mit fast acht Prozentpunkten Vorsprung vor Amtsinhaberin Katja Dörner von den Grünen gewonnen. Der Christdemokrat holte 54 Prozent der Stimmen, Dörner 46 Prozent. Dörner war seit 2020 Verwaltungschefin.
Die Wahlbeteiligung lag bei rund 56 Prozent. Am 14. September gingen knapp 65 Prozent der Berechtigten zur Wahl. Stadtdirektor Wolfgang Fuchs erklärte als Wahlleiter gegen 19.50 Uhr Guido Déus zum neuen OB, zu dem Zeitpunkt waren zwei Briefwahlbezirke noch nicht ausgezählt. Das Ergebnis zeichnete sich gestern bereits kurz nach Schließung der Wahllokale ab: Déus lag in den meisten Stimmbezirken vorn. Dörner kam meistens auf rund 46 Prozent der Stimmen, der CDU-Mann auf rund 53 bis 54 Prozent. Und je mehr Wahlzettel ausgezählt worden waren, desto mehr verdichtete sich, dass es einen Wechsel geben wird.
Im ersten Wahlgang war die Differenz zwischen den Kandidaten geringer
In drei von vier Stadtbezirken hatte Déus am Ende die Nase vorn, in den traditionell „schwarzen“ Bezirken Bad Godesberg und Hardtberg mit mehr als 60 Prozent, in Beuel mit rund 56 Prozent, nur in Bonn, wo viele Grüne Wähler wohnen, schaffte Dörner circa 53 Prozent.
Beim ersten Wahlgang am 14. September hatte der Landtagsabgeordnete 38,94 Prozent der Stimmen auf sich vereinigt, Dörner kam auf 33,13 Prozent – für den Christdemokraten ein gutes Polster. In den vergangenen zwei Wochen erhielt er im Wahlkampf Unterstützung von prominenter Seite: Der Kabarettist Konrad Beikircher, der nach eigenen Worten „noch nie CDU gewählt“ habe, rief öffentlich zur Wahl von Déus auf, auch Beikirchers Kollegin Anka Zink bekannte in einer Anzeige, für den CDU-Bewerber zu votieren.
Für Dörner positionierten sich SPD-Granden wie Bernhard „Felix“ von Grünberg, der ehemalige Bundestagsabgeordnete Ulrich Kelber und die frühere Landtagsabgeordnete Renate Hendricks. Und das, obwohl der SPD-Unterbezirk keine Wahlempfehlung gegeben hatte; anders als die Linke, die Dörner favorisierte.
Viel Applaus für Katja Dörners Wahlkampfteam
Der künftige OB war morgens in seiner Heimat Schwarz-Rheindorf zur Wahl gegangen, dann nach Plittersdorf gefahren, um dort bei der Kirmes an einem Gottesdienst teilzunehmen. Danach ruhte er sich zuhause aus und fuhr gegen 18 Uhr zur CDU-Wahlparty in der Traditionswirtschaft „Em Höttche“ neben dem Alten Rathaus. Mit dabei war auch der Chef der NRW-Staatskanzlei, Nathanael Liminski, der Vorsitzender der Bonner CDU ist. Déus trank angespannt eine Cola, schüttelte Hände und wartete auf die einlaufenden Ergebnisse.
Ganz anders die Stimmung im „John Barleycorn“, einem Lokal in der Bonner Altstadt, jenem Viertel, in dem die Grünen seit Jahren die meisten Stimmen für sich verbuchten und das sie für den Abend gemietet hatten. Es gab viel Applaus für Dörners Wahlkampfteam, alle waren kurz nach 18 Uhr gut gelaunt, auch die amtierende OB, die unter den Gästen saß. Die gute Laune schlug im Laufe des Abends aber um.

In einem Lokal in der Bonner Altstadt, in der die Partei traditionell viele Wähler hat.
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SPD-Vorsitzender Gabriel Kunze gratulierte dem Gewinner: „Die Bonner Wählerinnen und Wähler haben sich für einen Wechsel an der Stadtspitze entschieden“, sagte er vor Journalisten im Stadthaus. Guido Déus habe nun die Aufgabe, „die Stadt wieder zusammenzuführen und im Rat eine Mehrheit zusammenzubringen“. Das dürfte schwer werden: Die CDU hat 21 Sitze, die Grünen 17, die SPD acht, die Linke sechs, AfD vier, Bürgerbund drei, FDP zwei, Volt zwei, SBI einen und BSW einen.
Damit entfallen 33 von 66 Sitzen auf die bisherige Koalition von Grünen, SPD, Linken und Volt. SPD-Vorsitzender Kunze erklärte sich gestern Abend zu Gesprächen über die bürgerliche Mehrheit mit dem neuen OB bereit, wenn dabei „unsere sozialdemokratischen Themen und Werte berücksichtigt werden, nämlich bezahlbarer Wohnraum, gute Schulen und verlässliche Bildung“.