Bonner BeethovenfestNike Wagner geht Ende 2020

Lesezeit 3 Minuten
 Intendantin Nike Wagner, Geschäftsführer Dettloff Schwerdtfeger (r.) und Oberbürgermeister Ashok Sridharan.

 Intendantin Nike Wagner, Geschäftsführer Dettloff Schwerdtfeger (r.) und Oberbürgermeister Ashok Sridharan.

Bonn – Die Intendantin des Bonner Beethovenfestes, Nike Wagner, will ihren Vertrag nicht verlängern. Er läuft am 31. Dezember 2020 aus. „Es ist eine gute Gelegenheit, mit dem Ende des Beethoven-Jubiläumsjahres zu gehen“, begründet die 74-Jährige ihre Entscheidung. Diese passe im Übrigen zu ihrer Lebenssituation: „Ich bin in Wien beheimatet und möchte gerne dahin zurück.“

Sie gehe „ohne Groll“ und „nicht im Konflikt“, sagt Wagner. Das Beethovenfest 2021 werde sie zumindest in Teilen noch vorbereiten. Außerdem ist sie bereit, ihre Arbeit bis zur Übergabe an eine neue Intendanz weiterzuführen und dem/der Neuen bei Bedarf Schützenhilfe zu leisten. In der Bundesstadt werde sie noch öfter sein: „Ich plane eine Dokumentation über meine Ära in Bonn.“ Die begann 2014, als die Urenkelin des Komponisten Richard Wagner und Ururenkelin von Franz Liszt die Nachfolge von Ilona Schmiel übernahm.

Ganz ohne Kritik ist ihre Intendanz nicht geblieben. Seit Jahren sind die Besucherzahlen des Beethovenfestes rückläufig, Kritiker sprechen von einem zu elitären Programm. Außerdem gab es Finanzprobleme. „Die Besucherzahlen“, schildert Nike Wagner ihre Sicht der Dinge, „sinken wegen der unbefriedigenden Spielstättensituation. Das Beethovenfest ist heimatlos, seit ich da bin.“ Zunächst sei die Beethovenhalle Spielstätte gewesen, dann das Kongresszentrum WCCB, jetzt die Oper. „Das ist für die öffentliche Wahrnehmung nicht günstig.“

Zum Programm sagt sie: „Ich wurde von der Politik um Neuerungen gebeten. Die habe ich vorsichtig eingeführt.“ Die Erfahrung zeige, dass es bis zu zehn Jahre dauere, bis Neuerungen sich durchsetzten. Kritik übt sie auch am Publikum: „Was ich vermisse bei den Bonnern, ist eine gewisse Neugier. Wenn ich einen Künstler, der beim Beethovenfest auftritt, nicht kenne, kann ich trotzdem kommen.“

Die Geldnöte –beim Beethovenfest 2018 war von einem Defizit von 667 000 Euro die Rede – seien bereinigt. Die 74-Jährige: „Wir sind gehalten, 2019 einen Gewinn einzuspielen. Das zeichnet sich auch ab.“ Kritisiert wurde Nike Wagner auch, weil sie zunächst an der Verpflichtung des Münchener Pianisten Siegfried Mauser festgehalten hatte, obwohl dieser wegen sexueller Nötigung verurteilt worden war. Dann engagierte sie ihn doch nicht. Während ihrer Intendanz habe es auch „so viel Erfreuliches gegeben“, konstatiert Nike Wagner, gibt aber zu, dass die Kritik an ihr auch eine gewisse Rolle bei der Entscheidung gespielt habe, ihren Vertrag nicht zu verlängern.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan jedenfalls dankt der Intendantin schon jetzt: „Es ist ihr gelungen, eine ganz eigene künstlerische Handschrift zu präsentieren und mit neuen Formaten zu überraschen.“ Dazu zählten etwa die Matineen „mit ihren geistreichen, perfekt formulierten Vorträgen“. In Kürze, so der OB, beginne eine Findungskommission mit der Suche nach einer neuen Intendanz. Diese soll sich „einen Geschäftsführer nach eigener Wahl“ holen können. Der Vertrag von Dettloff Schwerdtfeger, den Nike Wagner seinerzeit als Geschäftsführer vorgeschlagen hatte, endet ebenfalls am 31. Dezember 2020 und wird nicht verlängert.

Rundschau abonnieren