Nach Rückenmark-OperationDelias schwerer Kampf zurück ins Leben

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Delia bei der Reha in Neubrandenburg.

Delia bei der Reha in Neubrandenburg.

Bonn – Die Nacht vom 7. auf den 8. August 2017 wird die Familie Lorenz aus Röttgen nie vergessen. Bei Tochter Delia war über Nacht ein Arm eingeschlafen. „Das war in letzter Zeit mehrfach vorgekommen, doch die Ärzte konnten sich zunächst keinen Reim darauf machen. Man hat es mit Einrenken oder Physiotherapie versucht, aber das hatte keinen Erfolg“, erinnert sich Mutter Denisa. Erst eine MRT-Untersuchung im Krankenhaus sorgte für Klarheit und brachte einen schockierenden Befund, mit dem niemand gerechnet hatte: Delia hatte einen Tumor im Rückenmark. Die 15-Jährige musste operiert werden und ist seitdem vom Hals an abwärts querschnittsgelähmt, muss auch künstlich beatmet werden. Zurzeit ist sie zur Reha in einer Spezialklinik in Brandenburg, anschließend wollen Vater Markus und Mutter Denisa ihre Tochter nach Hause holen. Doch für die nötigen Umbauten in der Wohnung der Mutter fehlt das Geld.

„Delia ist ein enorm talentiertes Kind. Sie hat nur Einsen und Zweien auf dem Zeugnis, spricht mehrere Sprachen und hat auch an Wettbewerben teilgenommen“, erzählt Vater Markus Lorenz stolz. „Sie ist sportlich, kann mehrere Instrumente spielen und ist auch bei den Mitschülern am Carl-von-Ossietzky-Gymnasium überaus beliebt“, sagt der Polizeibeamte. Schwester Selina (10) fügt hinzu: „Delia ist unglaublich schlau und kann fantastisch malen. Sie hilft mir auch in der Schule.“ Außerdem, so der Vater, sei die 15-Jährige ein sehr fröhliches Mädchen gewesen. Das habe sich durch dem Schicksalsschlag geändert: „Sie weint häufiger.“ Rund neun Stunden habe allein die Operation im August gedauert. Danach habe Delia gut drei Wochen auf der Intensivstation gelegen. Anschließend seien weitere Operationen notwendig gewesen. Ihr Wissensdrang sei aber ungebrochen: „Kürzlich habe ich mit ihr stundenlang über die Weimarer Republik gesprochen. Sie ist sehr interessiert an Geschichte und Politik.“

Delia vor ihrer Operation

Delia vor ihrer Operation

Seit mehreren Monaten befindet sich die 15-Jährige nun in der Reha. „Ziel der Maßnahme ist, dass Delia mobiler wird, wieder eigenständig atmen kann, ihr Sprechvermögen sich verbessert und sie das Erfahrene auch psychisch bewältigen kann. Die Therapeuten arbeiten mit ihr daran, dass sie selbst einen Elektrorollstuhl bedienen und über Tablets und Computer ihr Umfeld steuern kann“, berichtet Sarah Rebein von der Barmer. Die Krankenkasse habe von Anfang an alles daran gesetzt, dass Delia die beste medizinische Versorgung erhalte. „Wir unterstützen die Familie mit allen Mitteln, die uns als gesetzliche Krankenkasse zur Verfügung stehen“, betont Rebein. Das werde man auch weiterhin tun.

„Mittlerweile hat Delia wieder gelernt zu sprechen“, berichtet die Mutter. Täglich absolviere sie entsprechende Übungen. Mit Hilfe einer Spezialbrille, bei der sie mit Kopfbewegungen einen Cursor steuern und mit einem Biss auf ein Mundstück etwas anklicken könne, sei Delia auch in der Lage kleine Texte zu schreiben.

„Permanent überfordert“

Das unfassbare Schicksal des Mädchens hat das Leben der Familie komplett über den Haufen geworfen. Mutter Denisa musste ihre Arbeit aufgeben, kümmert sich rund um die Uhr um ihre Tochter. Sie weicht auch während der monatelangen Reha in Brandenburg nicht von ihrer Seite. Markus Lorenz und seine Schwiegermutter kümmern sich um Selina und den zwölfjährigen Malik. Von den psychischen Belastungen ganz zu schweigen. „Wir sind mit der Situation permanent überfordert“, geben die Eltern zu. Doch eins ist für sie klar: „Delia kommt nach Hause in ihr familiäres Umfeld. Wir werden sie nicht in ein Pflegeheim geben. Das wollen wir um jeden Preis verhindern.“

Geld für den Umbau fehlt

Wenn Delia nach Hause entlassen wird, kann die Familie laut Rebein 4000 Euro von der Pflegekasse für „wohnumfeldverbessernde Maßnahmen“ erhalten. Mit dem Geld könne beispielsweise die Wohnung rollstuhlgerecht gestaltet werden. Das wird aber wohl nicht reichen, denn Lorenz hat einen Kostenvoranschlag eingeholt und rechnet mit Kosten von bis zu 20 000 Euro allein für den Badumbau. „Darüber hinaus müssen wir für den 130 Kilogramm schweren elektrischen Rollstuhl die Bodenbeläge erneuern und eine breitere Terrassentür einbauen lassen. Die Terrasse braucht einen neuen Belag, damit Delia dort nicht mit den Reifen des Rollstuhls hängen bleibt, und der Eingangsbereich muss auch umgestaltet werden“, erklärt die Mutter. Da kämen sicher noch einige Dinge hinzu. Das wird viel Geld kosten, das die Familie nicht hat. Und so kommen zu den Sorgen um die Tochter noch die finanziellen Probleme, die die Familie belasten.

Vater Markus Lorenz und seine Frau Denisa versuchen alles, dass ihre Tochter nach der Entlassung wieder zu Hause leben kann.

Vater Markus Lorenz und seine Frau Denisa versuchen alles, dass ihre Tochter nach der Entlassung wieder zu Hause leben kann.

Bekannte haben im Internet einen Spendenaufruf gestartet, und die Evangelische Kirchengemeinde am Kottenforst hat bei der Sparkasse Köln/Bonn unter dem Stichwort „Spende für Delia“ ein Konto eingerichtet (IBAN DE 18 3705 0198 0039 0801 30). Die Eltern hoffen, dass sich jemand findet, der ihnen unter die Arme greift. Vater Markus ist unter Telefon (0173) 9484585 zu erreichen.

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