Swisttal und BonnDiese zwei Restaurants haben trotz Corona neueröffnet

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Saniert: Das Heimerzheimer Lokal für das Restaurant Aicha von Hamza Nmer.

Saniert: Das Heimerzheimer Lokal für das Restaurant Aicha von Hamza Nmer.

Im Februar 2020 hat Familie Hamza in Heimerzheim die passende Immobilie für den Start eines eigenen Restaurants gefunden. Aicha heißt es, nach der Seniorchefin. Zuvor hatte die Familie lange erfolglos in Bonn nach dem richtigen Standort gesucht. Schließlich entdeckte Nmer Hamza eine Annonce, in der ein großzügig geschnittenes Haus im Zentrum von Heimerzheim angeboten wurde. Drei Jahre hatte das Gebäude, das sich durch seine denkmalgeschützte Fassade von den umliegenden Häusern abhebt, nach dem Auszug des chinesischen Restaurants „Palace“ leer gestanden. Der Zeitpunkt für den Start war zweifellos unglücklich, doch damals ahnte kaum jemand, dass sämtliche gastronomischen Betriebe nur einen Monat später aufgrund der Pandemie schließen mussten. Der Plan, das Restaurant Aicha mit einer großen Feier zu eröffnen, war damit hinfällig.

„Daraufhin haben wir die Zwangspause genutzt, um das Lokal gründlicher zu renovieren als wir das ursprünglich vorhatten. Weil wir mehr Zeit hatten, konnten mein Vater und ich zudem alles alleine umgestalten“, erklärt der 27-jährige Juniorchef, wie man aus einer misslichen Situation das Beste machen kann. Unter anderem hat die Familie den Holzboden grau lackiert, neue Möbel aufgestellt und den Außenbereich im Hinterhof auf Hochglanz gebracht. Im Lokal, das im Normalbetrieb über 90 Sitzgelegenheiten sowie über einen separaten Bereich mit weiteren zwölf Plätzen verfügt, sorgen Originallampen aus dem marokkanischen Fès und eine große Sofalandschaft für orientalisches Flair.

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„Auf der Terrasse werden wir im Sommer eine Atmosphäre mit einem Hauch von Sahara-Feeling schaffen“, kündigt Hamza an. Die kulinarische Vielfalt spiegelt die Familiengeschichte der Gastgeber wieder. Nmers Vater ist lange als Reiter in einem Zirkus aufgetreten und dabei durch halb Europa und weite Teile Afrikas gereist. Nmer wurde in Taroudant, im Süden Marokkos, nahe der Grenze zur Westsahara geboren. Schon als der Filius zehn Monate war, zog die Familie nach Venedig, wo der Vater als Schreiner arbeitete. In der Lagunenstadt wuchsen Nmer und seine Schwester Khaola auf und verbrachten dort auch ihre Jugend. 2017 verließ die Familie Venedig und kam nach Bonn. Schon damals entstand die Sehnsucht nach einem Restaurant, in dem die gesamte Familie zusammenarbeiten kann.

Marokkanische und italienische Küche vereint

Während Mutter Aicha marokkanisch kocht, haben Tochter und Sohn ihre Leidenschaft für die italienische Küche verinnerlicht. Folglich bereichern Spezialitäten aus beiden Landesküchen den Speiseplan. Wer Leckereien wie Cous-Cous, Fajine oder Pastilla aus der Heimat der Hamzas nicht favorisiert, kommt bei einem Risotto oder einer Pasta auf seine Kosten. Die für das Frühjahr geplante Eröffnung wurde im Sommer – wenn auch ohne Feier – nachgeholt. Den Lockdown überbrückt die Familie jetzt mit Speisen to go. Am Wochenende gibt es ein wechselndes Angebot, das vom marokkanischen Sandwich über Couscous bis zur Pasta reicht. Auf der regulären Speisekarte, die nach dem Ende des Lockdowns wieder den kulinarischen Ablauf bestimmen wird, finden sich Vorspeisen wie ein marokkanischer Salat (8 Euro) oder Linsensuppe (7 Euro). Unbedingt probieren sollte man eines der Tajine-Gerichte, die zum Beispiel mit Kalbfleisch, Pflaumen, Eiern und Sesam (14 Euro) zubereitet und im Tontopf serviert werden. Sobald man den Deckel hebt, entfaltet sich der Duft von Zimt, Kardamom und weiteren orientalischen Gewürzen. Ein Klassiker aus der Heimat der Gastgeber ist Pastilla. Dabei werden die Zutaten – etwa Meeresfrüchte oder Hühnchen – in Filoteig eingebacken. Cous-Cous gibt es auch in der Variante „Tjaya“ mit Hühnchen, Zwiebeln, Rosinen, Safran und Zimt (13,50 Euro). Als italienische Alternative schmecken etwa Meeresfrüchte Risotto (15 Euro) oder „Cotoletta Milanese“ mit Salat und Rosmarinkartoffeln (17 Euro).

Nmer Hamza ist daran gelegen, die Gäste für ein vielfältiges und attraktives Sortiment ohne Alkohol zu begeistern. „Ich habe sehr viel probiert und recherchiert, so dass für jeden Geschmack etwas dabei ist“, versichert er. Das Ergebnis ist eine erstaunliche Auswahl alkoholfreier Cocktails und Weine. Für Biertrinker hält die Familie sowohl Kölsch als auch Pils, Weizen und Radler bereit – alles ohne Umdrehungen.

Das Restaurant Aicha, Kölner Straße 50, 53913 Swisttal-Heimerzheim, Telefon (02254) 3536962, wird nach dem Ende des Lockdowns dienstags bis freitags von 15 bis 23 Uhr sowie samstags und sonntags von 12 bis 23 Uhr geöffnet sein (aktuell für Speisen to go: freitags bis montags von 16 bis 20 Uhr)

Tennis ist während des Lockdowns untersagt. Man könnte meinen. Viele Vereinsgaststätten sind darum geschlossen. Elisavet Maniopoulou und Ehemann Toni Stafilidis haben sich anders entschieden. Das Ehepaar hat das griechische Restaurant Ambeli (deutsch: Weinrebe) auf dem Gelände des T.C. Blau-Gold Bonn im Tannenbusch eröffnet und startet mit einem großen Angebot an Speisen zum Mitnehmen. Was auf den ersten Blick gewagt erscheint, ergibt durchaus Sinn: Der Stadtteil im Bonner Norden verzeichnet bei einer großen Zahl an Bewohnern ein dürftiges Angebot an Gastronomiebetrieben – erst im Sommer schloss das beliebte Ristorante Bacco nach einem Brand im Dachstuhl. So folgt das neue Lokal nicht nur auf das zuvor geschlossene Restaurant „Elia Lemoni“, sondern füllt zudem eine generelle Versorgungslücke.

Drei Jahrzehnte Erfahrung

„Wir haben schon in den ersten Wochen festgestellt, dass die Bewohner unser Angebot gerne annehmen“, sagt Maniopoulou. Das Ehepaar stammt aus der Nähe von Saloniki und blickt auf drei Jahrzehnte Erfahrung in der Gastronomie zurück. Schon in Herne und Düsseldorf betrieben sie ein Restaurant auf dem Gelände eines Tennisclubs. Neben einer großen Auswahl an Spezialitäten aus der griechischen Küche von Gyros bis hin zu Souvlaki und Bifteki ergänzen Pizza, Pasta und Schnitzel das Sortiment. Das Restaurant Ambeli (aktuell nur Abholung), Hohestraße 21, 53119 Bonn-Tannenbusch, Telefon (0228) 9875996, dienstags bis sonntags von 12 bis 15 Uhr und von 17 bis 22 Uhr

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