"Black Out"-GefahrGeheimes Treibstofflager und Stromaggregate in Swisttal

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Das stärkste Stromaggregat  zeigt Torsten Clemens (Stellvertretender Wehrführer  in Miel) Petra Kalkbrenner, Denis Wagner und Daniel Baumann (r.)

Swisttal – Die Flut 2021 hat die Gemeinde Swisttal gelehrt, was passiert, wenn für längere Zeit der Strom ausfällt. Entsprechend ernst geht die Verwaltung nun ans Werk, um auf den „Sensibilisierungserlass“ des Landes vom 29. Juli zu reagieren, der in der Energiekrise die Vorbereitungen auf einen „Black Out“ – einen großen Stromausfall – anrät. Zum Ende der Woche stellte Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner im Feuerwehrgerätehaus von Miel das Projekt „Leuchttürme“ vor.

Der Name soll „Sicherheit“ suggerieren, wie Lichter an den Küsten, die die Seefahrt sicherer machen. Doch mit Licht haben die Swisttaler Leuchttürme nur nachrangig zu tun.  Es handelt sich vielmehr um zehn Orte in der Gemeinde, an denen die Bevölkerung bei einem lang anhaltenden Stromausfall medizinische Notfälle melden, Hilfe von der Feuerwehr erlangen oder Informationen bekommen kann – nicht mehr und nicht weniger. Kalkbrenner spricht von „Energiesicherheit“.

Mehrere 1000 Liter Benzin und Diesel auf Vorrat

Unter der Leitung des Ordnungsamtes wird die Feuerwehr an diesen zehn Stellen mit Stromaggregaten und einem mehrere 1000 Liter großen Treibstoffvorrat – wo Benzin und Diesel eingebunkert sind, bleibt geheim – so lange wie möglich Kommunikations- und Rettungseinrichtungen aufrechterhalten, wenn überall sonst bereits Telefon und Funk  zusammengebrochen sein sollten.

„Es gibt an diesen Anlaufstellen keinen warmen Aufenthaltsraum und auch keine Essensversorgung“, machte Kalkbrenner klar. Sie appelliert an die Bürger, sich selbst auf einen lange anhaltenden Stromausfall vorzubereiten: „Die Gemeinde kann das nicht übernehmen. Jeder Einzelne ist gefragt.“ Trotzdem werde in einem weiteren Schritt der Katastrophenvorsorge auch an „warmen Stuben“ gearbeitet.

Leuchttürme

Zehn sogenannte „Leuchttürme“ richtet die Gemeinde Swisttal mit Notstromversorgung durch die Feuerwehr ein. Ein „Leuchtturm“ ist in Swisttal eine Anlaufstelle für Information und Notrufe. Sieben davon sind Feuerwehrgerätehauser: in Buschhoven, Dünstekoven, Ludendorf, Miel, Odendorf, Ollheim und Straßfeld. Zudem gibt es einen „Leuchtturm“ am Alten Kloster in Heimerzheim, am Josef-Bienentreu-Haus in Essig und am Dorfhaus in Morenhoven.

Mehrere 100 000 Euro sind für die Katastrophenvorsorge im Topf. Das Projekt „Leuchttürme“ ist aber nur ein kleiner Teil davon. Einen Kern der Grundausstattung besaß die Feuerwehr Swisttal auch bereits vor der Flut, etwa das 50 kVA-Stromaggregat auf einem Anhänger, das laut Feuerwehr vor vier Jahren für 35 000 Euro angeschafft wurde. Es leistete während der Flutkatastrophe gute Dienste und ist auf seinem Anhänger flexibel transportabel. „Zehn weitere Geräte sind bestellt, die meisten mit 8 kVA. Auf den Fahrzeugen sind die kleinsten Stromerzeuger mit 6,5 kVA“, erklärte Torsten Clemens, der stellvertretende Wehrführer in Miel.

Daniel Baumann, der zum 1. Oktober eingestellte Katastrophenschützer der Gemeinde, erklärte, wieso die Feuerwehr nur mit hochwertigem Gerät arbeiten kann: „Das sind ausgefeilte Anlagen, bei denen zum Beispiel die Stecker, wenn sie eingeklinkt sind, wasserdicht schließen.“

Feuerwehr bestreift das Gemeindegebiet

Die Leuchttürme kommen wohlgemerkt nur im Fall eines Falles zum Einsatz. „Wir gehen von einem flächendeckenden Szenario aus, also einem Stromausfall, der alle Ort in Swisttal betrifft.“ Weil dann noch einige Weiler unversorgt wären, werde die Feuerwehr dann mit zwei Fahrzeugen „das Gebiet bestreifen“. Dazu werden zwei der Fahrzeuge mit der neuen Kommunikationseinrichtung auf dem Dach, den weißen Kugeln, eingesetzt. Sie können im Notfall auch eine ausgefallene Sirene weithin hörbar ersetzen.

Zur Vorbereitung auf einen „Black Out“ oder eine weitere Naturkatastrophe hat Swisttal auch das alte Betriebsfunknetz seine Bauhofs reaktiviert. „Wir können damit und in Kombination mit unseren beiden Satellitentelefonen die Dienstbereitschaft der Verwaltung aufrecht erhalten“, sagte Denis Wagner, der Chef des Ordnungsamtes. Eigene Signalverstärker sollen den Empfang mit diesen Geräten in ganz Swisttal garantieren. Den passenden Satelliten hat sich Swisttal auch ausgewählt. Jedenfalls nicht den, der beim Überflug von Effelsberg abgeschaltet wird und darum in Swisttal und Bonn nicht zu nutzen sei, wie Kalkbrenner erklärte – eine Anspielung auf die beiden wohl leider für Swisttal nutzlosen Geräte, die ihr von der Bundespolizei bei der Starkregenkatastrophe überlassen worden waren.

Neue Sirenen mit Strompuffer

Zum Konzept gehören auch neue Sirenen mit einem Strompuffer und deutlich höherer Reichweite. „Die dritte kommt bald in Odendorf auf ein Privathaus, das höher ist als der bisherige Standort. Vor der Festlegung weiterer Standorte wird die in Auftrag gegebene Schallpegelberechnung abgewartet“, sagte Wagner.

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Zurück zu den „Leuchttürmen“: Für den Fall, das wirklich alles ausfällt und auch der Treibstoffvorrat aufgebraucht sein wird: An den zehn Standorten sollen Schaukästen den Aushang wichtiger Informationen ermöglichen. Einige Elemente des Katastrophenschutzplans werden in der Umsetzung noch Monate auf sich Warten lassen. Denn die letzten Bestellungen gingen erst im Sommer raus, und Lieferzeiten von einem Jahr sind aktuell eher die Regel.

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