Die Madonna aus der FlutSakrale Figur wurde in Heimerzheim rettet

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Während des Gottesdienstes wurde die Flutmadonna gesegnet.

Swisttal-Heimerzheim – Heike Röseling (47) war zu Tränen gerührt, als Pater Marek Madej ihre Madonna nach der Segnung  in der Abendmesse auf das Podest vor dem Seitenaltar in der katholischen Pfarrkirche St. Kunibert stellte. Ihrer Madonna war auch der Gottesdienst gewidmet, zu dem der Seelsorgebereich Swisttal und die katholischen Frauengemeinschaft (kfd) im Kreisdekanat Rhein-Sieg linksrheinisch eingeladen hatte. Dauerhaft soll die Figur nun in der Pfarrkirche ihren festen Platz bekommen. Daneben liegt ein Buch in das die Gläubigen ihre Gedanken schreiben dürfen. Auch Kerzen stehen bereit um ein Licht anzuzünden. „Ich denke, dass die Madonna hier sehr gut aufgehoben ist“, sagte Röseling. Wieder musste sie weinen.

Bewegende Momente 

Und dann erzählte sie von der schrecklichen Flut im Juli 2021, als auch ihr zu Hause in Heimerzheim bis weit ins Erdgeschoss hinein voll Wasser lief. Freunde hatten ihr damals beim Ausräumen geholfen und auch die Madonna aus dem Schlamm im Keller gezogen und mit den vielen anderen Habseligkeiten an den Straßenrand gestellt. „Ich hatte dabei total den Überblick verloren“, berichtete Röseling. 

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Die Madonna in Heimerzheim 

Von ihrer Tante weiß sie, dass ihre Oma die Madonna an Fronleichnam früher immer an die Haustüre gestellt hatte, wenn dort die Prozession vorbeizog. 

Vor der Haustüre mit Schlamm bedeckt und von der Flut gezeichnet fiel die Madonna dann der Bornheimer Gemeindereferentin Ute Trimpert auf. Es war ihr erster Arbeitstag den sie nach der Flutkatastrophe in den Ortsteilen Heimerzheim und Odendorf als seelsorgerische Begleiterin im Einsatz war. „Es schien mir, als lächele mich die Madonna an und ladet sie mich ein, ein Hoffnungslächeln zu wagen“, erklärte Trimpert. Vorsichtig habe sie die Staue aufgehoben. „Ich habe sie spontan die Flutmadonna genannt“, berichtete die Gemeindereferentin. Ein Anwohner habe ihr dann den Namen der Madonnen-Besitzerin genannt. „Und ich habe sie anschließend gefragt, ob ich diese Madonna für sie bei mir zu Hause trocknen darf“, erklärte Trimpert. Natürlich durfte sie. „Schnell wurde die Madonna für mich sogar zu einem Symbol der Hoffnung“, erklärte sie. Öfter habe sie diese Figur sogar mit zu Spendenaktionen und Gottesdiensten nach Bornheim und die Region mitgenommen.

Flut hatte die Madonna deutlich gezeichnet

Dabei hat die Flut die Madonna deutlich gezeichnet. So seien dem Jesuskind, das die Madonna von Sacre Coeur auf ihren Armen trägt, beide Hände, die Füße und der Kopf zerschlagen. „Sie sind für immer verloren - oder doch nicht“, fragte Trimpert die Gottesdienstbesucherinnen und Besucher. Mit einem alten Gebet aus dem 14. Jahrhundert gab ihre Kollegin Gemeindereferentin Diana Schreiber direkt die Antwort: In dem uralten Gebet heißt es nämlich unter anderem, dass auch Christus keine Hände, keine Füße und keine Lippen habe, sondern nur die der Menschen, die seine Arbeit tuen, auf seinen Wegen gehen und von ihm sprechen. „Die Madonna hat uns in ihrer Zerschlagenheit den Auftrag gegeben für Jesus Christus Hände, Füße, Wegweiser und Lippen sein dürfen, gemeinsam füreinander und miteinander“, sagte Schreiber. 

Aus der Seele und dem Herzen gesprochen

Trimpert denkt heute, dass die Flutmadonna sie gefunden und auf sie gewartet hat. „Wagen sie das Lächeln der Flutmadonna von Heimerzheim. Mein roter Faden. Es ist das Lächeln der Welt“, ergänzte sie. Auch Röseling war sichtlich gerührt von diesen hoffnungsvollen Worten. „Ute Trimpert hat mir aus der Seele und meinem Herzen gesprochen“, merkte sie an. Und Hoffnung und Kraft braucht auch sie noch in den bevorstehenden Monaten. Mit vielen anderen Gläubigen ging Röseling nach dem Gottesdienst zu ihrer Madonna und zündete eine Kerze an. Immer noch ist die aus Gips geschaffene mindestens 100 Jahre alte Figur nicht völlig trocken. „Genau wie unser Haus, es muss auch noch immer trocknen“, sagte sie. Aktuell hofft sie, dass sie nächstes Jahr im November vielleicht mit allen Arbeiten fertig sein könnte. Bis dahin dürfte auch die Madonna auf ihrem Platz in der Kirche völlig getrocknet sein. 

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