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„Ein echter Glückstreffer“Die Tafel Swisttal zieht von Heimerzheim nach Straßfeld

7 min
Vor der Neueröffnung muss der Flur freigeräumt werden: (v.l.) Karin Leis, Hella Liebermann und Jürgen Hein.

Vor der Neueröffnung muss der Flur freigeräumt werden: (v.l.) Karin Leis, Hella Liebermann und Jürgen Hein.

Die Tafel Swisttal zieht ins Dorfhaus Straßfeld. Nach vier Wochen Umzug steht nun die feierliche Neueröffnung mit Kinderfest an. 

Die Regale stehen an der richtigen Stelle, die Brottheke ist für den Verkauf bereit. Die Tische bekommen noch eine einheitliche Abdeckung, das sei hygienischer. Hier und da fehlt ein „Spuckschutz“, also eine transparente Trennwand, die Lebensmittel vor Niesen, Husten und Ähnlichem schützt. Die Rezeption kann eingerichtet werden.

Die Tafel Swisttal ist umgezogen – von Heimerzheim nach Straßfeld ins Dorfhaus in die Antoniusstraße 50. Sobald die Werkzeuge weggeräumt sind, ist der Verkaufsraum fertig für die feierliche Neueröffnung mit Kinderfest am Samstag, 30. August.

Der Verkaufsraum ist so gut wie fertig für die Neueröffnung. Hier muss nur noch das Werkzeug weggeräumt und geputzt werden.

Der Verkaufsraum ist so gut wie fertig für die Neueröffnung. Hier muss nur noch das Werkzeug weggeräumt und geputzt werden.

Die alten Räumlichkeiten an der Breniger Straße waren schon lange zu klein geworden. „Wir sind da aus allen Nähten geplatzt. Die Sachen haben uns in den Füßen rumgestanden. Man wusste nicht wohin“, sagt Schriftführerin Hella Liebermann.

Die Suche habe sich über Jahre schwierig gestaltet. Vor allem nach der Flut 2021 „war nichts zu bekommen“. Schon gar nichts, was die Anforderungen der Tafel erfüllt hätte: „Wir haben unbedingt etwas gesucht, wo unsere Kunden nicht auf der Straße Schlange stehen müssen“, berichtet Hella Liebermann. Das sei nicht nur unangenehm für Erwachsene, sondern auch gefährlich für Kinder.

Vier Wochen geschlossen für den Umzug

Am 2. August hatte die Ausgabe noch am alten Standort stattgefunden, dann ging der Umzug los. „Wir vom Vorstand waren jeden Tag da“, sagt Beisitzerin Karin Leis. „Manchmal haben wir nur wie Falschgeld rumgestanden – Berni und ich auf jeden Fall“, berichtet Hella Liebermann, und die stellvertretende Vorsitzende Bernadine (Berni) Kruse führt aus: „Wir fingen dann an, Kleinkram zu machen: Schrauben einsammeln und Sägereste wegmachen, damit waren wir dann den ganzen Tag beschäftigt.“

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht immer danach ausgesehen habe, „es war immer etwas zu tun und wir waren bis spätnachmittags hier. Was für uns zu schwer war, das haben dann die Männer gemacht“, sagt Leis. Der Vereinsvorsitzende Jürgen Hein fügt hinzu: „Die Fahrer haben viel geholfen.“ Körperliche Arbeit seien die gewohnt. Schließlich sei das Abholen von Lebensmittelspenden und das Verladen der schweren Kisten in die Autos eine anstrengende Aufgabe.

Schrauben einsammeln und Sägereste wegmachen, damit waren wir dann den ganzen Tag beschäftigt.
Bernadine Kruse, stellvertretende Vorsitzende

18 Personen zählen zum Team der Swisttaler Tafel, darunter ein fünfköpfiger Vorstand. Beim Umzug haben alle tatkräftig mit angepackt. „Wir wissen immer, wen wir anrufen können. Wer heute nicht kann, kommt morgen“, sagt Kruse. So sei immer genug Hilfe da gewesen. „Immer mit 18 Personen hier sein? Dafür ist kein Platz.“

In den Räumlichkeiten, die nun die Tafel mietet, war zuvor die Kindertagespflege Wichtelhof untergebracht. Ende Juli hatte diese schließen müssen, weil es in der Gemeinde den Bedarf nicht mehr gab, der Mietvertrag nur mit Kindern aus anderen Kommunen aber nicht zu verlängern war.

„Für uns ist das ein echter Glückstreffer“, freut sich Jürgen Hein. Die Rutsche vor der Tür könne stehen bleiben und werde Kindern, die ihre Eltern zur Ausgabe begleiten, die Wartezeit verkürzen. Außerdem übrig geblieben von der Kindertagespflege sind bunte Lampen, die von der Decke des Raumes hängen, der nun das Lager der Tafel wird. An die Wände sind Bilder gepinselt. „Die Toilette ist niedriger als normal“, stellt Liebermann fest.

Jürgen Hein, Vorsitzender der Tafel Swisttal, freut sich, dass die Rutsche bleibt und Kindern die Wartezeit in der Schlange verkürzen wird.

Jürgen Hein, Vorsitzender der Tafel Swisttal, freut sich, dass die Rutsche bleibt und Kindern die Wartezeit in der Schlange verkürzen wird.

Für die schweren Möbel wurde ein Umzugsunternehmen beauftragt. „Ich habe auf das Angebot gewartet und es kam und kam nicht. Dann bekam ich einen Anruf“, berichtet Kruse. Das Unternehmen „Ruck-Zuck Helfer“ aus Dünstekoven hatte beschlossen, den Umzug kostenlos zu übernehmen. „Mir sind die Tränen runtergelaufen. Ich glaube, jetzt schon wieder.“ Am heißesten Tag bauten die Umzugshelfer die Schwerlastregale am alten Standort ab und am neuen wieder auf – ruck-zuck. „Wir haben schon beim Zugucken geschwitzt.“

Hella Liebermann hatte gedacht, zwei Wochen würden für den Umzug ausreichen, ist nun aber sehr froh, auf Berni Kruse gehört zu haben, die sicher war: „Nein, vier Wochen müssen es sein.“ Damit die Kundinnen und Kunden diese Zeit gut überbrücken konnten, versorgte die Swisttaler Tafel sie mit Einkaufsgutscheinen. „Dafür gibt es am alten Standort einen Aushang.“

Kinderfest mit Hüpfburg und Mitmach-Zirkus

Nicht nur den Umzug und die Versorgung der Kundschaft mit Lebensmitteln während die Tafel geschlossen hat, musste der Vorstand organisieren. Gleichzeitig galt es, das Kinderfest zu planen, das jedes Jahr am gleichen Termin stattfindet – am ersten Wochenende nach den Sommerferien. Hüpfburg und Mitmach-Zirkus seien bereits organisiert gewesen, Essen und Trinken müsste noch besorgt werden.

„Servietten haben wir“, wirft Liebermann ein: „Kürbis-Servietten von Halloween und Weihnachts-Servietten.“ Von den Discountern bekäme die Tafel nach den Feiertagen alles, was die nicht verkaufen konnten. „Die haben kein Lager, aber wir!“ Halloween- und Weihnachtsdeko im Sommer? Das stört Veranstalter und Gäste nicht. 114 Anmeldungen sind bereits eingegangen. Toben, Spielen und Genießen stehen auf dem Programm mit Hüpfburg und Mitmach-Zirkus, Eiswagen und Popcornmaschine für die Kleinen. Mit Kaffee und Kuchen, Gegrilltem und kalten Getränken bewirtet die Tafel Swisttal ihre Gäste.

Karin Leis ist für die Backwaren zuständig. Die Brottheke ist fertig aufgebaut und auch die Beleuchtung funktioniert.

Karin Leis ist für die Backwaren zuständig. Die Brottheke ist fertig aufgebaut und auch die Beleuchtung funktioniert.

Eine Verlosung mit Kinderspielzeugen, wie im letzten Jahr, wird es nicht geben. „Wir haben viele Spenden bekommen. Jedes Kind bekommt ein Geschenk, da brauchen wir nichts verlosen“, sagt Hella Liebermann und freut sich darauf, die Kundschaft nach vier Wochen am Samstag endlich wieder zu sehen. „Wir haben Kunden, die auch schon vor 18 Jahren da waren“, sagt Berni Kruse. „Wir kennen all unsere Kunden mit Namen, so zeigen wir unsere Wertschätzung.“ Die 78-Jährige gehört seit der Gründung 2007 zum Team, genau wie Jürgen Hein (75).

Kundschaft ist mit dem neuen Standort zufrieden

Die Swisttaler Tafel sei ein Ort des Austauschs für die Kundinnen und Kunden. Häufig sei der Austausch in der Warteschlange so rege, dass Hella Liebermann und Berni Kruse mehrmals rufen müssten: „Wer ist denn nun als nächstes dran?“ Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligen sich gerne an den Gesprächen – manchmal mit Händen und Füßen oder mithilfe des Google-Übersetzers. „Der Schritt über die Schwelle ist nicht immer ganz einfach“, wissen Liebermann und Kruse. Merken sie neuer Kundschaft das Unbehagen an, haken sie sich unter, um gemeinsam in den Verkaufsraum zu gehen.

Jede Tafel tue, was sie kann, weiß Hein: „Wir sind eine der wenigen Tafeln, die noch nie einen Aufnahme-Stopp verhängen mussten.“ Die Lebensmittel reichten für alle, die sich an den Ausgabetagen Dienstag und Freitag anstellen. Mit dem neuen Standort sei auch die Kundschaft zufrieden. „Die kommt sowieso viel mit dem Bus“, sagt Hein. Ob Heimerzheim oder Straßfeld mache da keinen allzu großen Unterschied. Die Linie 817 hält in der Trierer Straße, von da aus seien es fünf Minuten zu Fuß zum Dorfhaus. „Wir haben Lagepläne verteilt, damit uns alle gut finden.“ Wer nicht gut zu Fuß sei, werde beliefert. „Für unsere Kunden machen wir fast alles möglich.“

Eine besondere Herausforderung des Umzugs sei die Frage gewesen: „Wie stellen wir alles hin, sodass wir genug Platz haben und uns nicht einengen?“, sagt Liebermann. Maßstabsgerecht hatten sie alles aufgemalt, um auf dem Papier kleine Möbel hin und her zuschieben. Es habe so ausgesehen, als sei massig Platz. Die Realität sah dann anders aus. „Berni überlässt nichts dem Zufall“, schmunzelt Hein. Deshalb sehe es nun im Verkaufsraum aus „wie in einem richtigen Laden“.

Im Lager herrscht noch Unordnung, das hindert aber nicht an der Eröffnung.

Im Lager herrscht noch Unordnung, das hindert aber nicht an der Eröffnung.

Der Lagerraum sei chaotisch, „aber wir finden alles“. Das hindere nicht daran, die Tafel wiederzueröffnen. Am Dienstag, 2. September, geht es mit der Lebensmittelausgabe am neuen Standort los. „Letzte Woche hat sich eine Familie hierher verirrt, die sich im Datum vertan hatte“, erzählt Hein, der der Neueröffnung ebenso entgegenfiebert, wie die Kundschaft.

Jede Woche seien es im Schnitt 65 Kundinnen und Kunden, die zur Swisttaler Tafel kommen. Mit den Lebensmitteln, die sie hier erhalten, versorgen sie ihre Familien, vielleicht auch Freunde und Bekannte – um die 450 Personen. Nun müsse aber unbedingt noch der Flur leergeräumt werden, denn das sei der Fluchtweg. Zurzeit gibt es kaum ein Durchkommen. Kistenweise stapeln sich Spenden, die in die Schränke im Flur verstaut werden müssen.


Neueröffnung der Tafel Swisttal mit Kinderfest am Samstag, 30. August, ab 14 Uhr, am Dorfhaus Straßfeld, Antoniusstraße 50.