Freude in Swisttal100 Anmeldungen für neue Gesamtschule sind erreicht

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Das Kollegium der neuen Gesamtschule Swisttal bejubelt die 100 Anmeldungen, die Bedingung für die Umwandlung der Sekundarschule waren.

Das Kollegium der neuen Gesamtschule Swisttal bejubelt die 100 Anmeldungen, die Bedingung für die Umwandlung der Sekundarschule waren.

Rheinbach/Swisttal – Das Kollegium in Heimerzheim riss vor Freude die Hände in die Luft. Drei goldene Luftballons zeigten es: Die benötigten 100 Anmeldungen für die neue Gesamtschule Swisttal sind erreicht. „Die Gesamtschule Swisttal ist damit erfolgreich errichtet“, erklärte Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner am Freitagmorgen erfreut im Kreis der Schulleitung und der Lehrer. Die „Georg-von-Boeselager-Sekundarschule“ ist Geschichte. An der künftigen Gesamtschule können Schüler das Abitur erreichen – das war bisher in der Gemeinde Swisttal nicht möglich.

„Damit machen wir viele Kinder – aber auch Eltern – in Swisttal glücklich“, sagte Kalkbrenner (CDU). Der nächste Schritt sei der mit rund 30 Millionen Euro veranschlagte Neubau, den die Gesamtschule 2024 beziehen soll. Schulleiterin Dr. Sybille Prochnow Penedo wird am Montag zunächst Rücksprache mit der Bezirksregierung halten. Anschließend möchte sie „die Eltern informieren und ihnen Sicherheit geben.“

Rektorin attestiert erstem Jahrgang gutes Niveau

Die Rektorin bezeichnet das Niveau der angemeldeten Kinder als „hervorragend“ und sagte voraus: „In neun Jahren wird rund ein Drittel dieses Jahrgangs seine Schullaufbahn in Swisttal mit dem Abitur abschließen.“ Als Folge der vielen Beratungsgespräche wurde sie emotional: „Immer, wenn ich nach den Zeugnissen der Kinder gefragt habe, machten sie sich klein und wurden traurig.

Aber nur weil da mal eine Vier in Deutsch oder eine Fünf in Mathe steht, ist das immer noch ein gutes Zeugnis. Und auf die Frage, ob den Kindern das schonmal jemand gesagt hätte, antworteten die meisten: ,Nur Mama und Papa.‘ Das können wir uns als Gesellschaft nicht leisten. Diese Gesamtschule ist die Antwort.“

Das neue Schullogo zierte bereits die Maske von Sekretärin Andrea Richter. Das Marketing steht.

Das neue Schullogo zierte bereits die Maske von Sekretärin Andrea Richter. Das Marketing steht.

Die stellvertretende Leiterin Barbara Ulbrich, die das Projekt als kommissarische Schulleiterin zuletzt maßgeblich vorangetrieben hatte, bedankte sich bei allen, die an dem Projekt mitgewirkt hatten. Das Kollegium sei mit den für das Marketing beauftragten Agenturen, „zu einem tollen Team zusammengewachsen“. Auch die Elternpflegschaft habe großen Anteil, so Ulbrich. Sie erklärte auch, dass die Verantwortlichen etwas aus diesem Prozess für die Zukunft mitnehmen werden: „Es sollte nicht die Konkurrenz, sondern vielmehr die Kooperation zwischen den Schulen sein, die eine starke Bildungslandschaft ausmacht.“ Damit spielte sie auf die Entscheidung der Nachbargemeinde Weilerswist an, keine Beschulungsvereinbarung mit der Gemeinde Swisttal abzuschließen.

Reaktion in Rheinbach

166 Bewerbungen gab es an der Gesamtschule in Rheinbach, 135 Plätze waren frei. Zuletzt wurden Ablehnungen ausgelost. Nach Informationen der Rheinbacher CDU waren in Klassenstärke Swisttaler Kinder angemeldet. Etwa ein Dutzend habe im Losverfahren den Vorzug vor Rheinbacher Kindern erhalten.

Das fehlende Gesamtschulangebot in den Nachbargemeinden ist nach Auffassung der CDU der Grund, dass es „auch in diesem Jahr wieder einen Krimi um die begehrten Plätze“ an der Rheinbacher Gesamtschule gegeben habe. Die Frustration unter den Eltern sei verständlicherweise groß. Aber Kinder aus einer Gemeinde ohne Gesamtschule würden beim Anmeldeverfahren an der Rheinbacher Gesamtschule rechtlich den Rheinbacher Kindern gleichgestellt. Deswegen seien erneut viele Rheinbacher Kinder abgelehnt worden, die laut CDU nun die Gesamtschule in Swisttal besuchen müssten.

„Hier liegt eindeutig ein Fehler im System vor“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende Joachim Schneider, der auch Vorsitzender des Rheinbacher Schulausschusses ist. Er kreidet den daraus entstandenen Schultourismus dem Gesetzgeber sowie „Entscheidungsträgern im Schulministerium“ an. Den Swisttaler Eltern, die ihre Kinder in Rheinbach anmeldeten, wirft Schneider vor, dort die Einrichtung einer Gesamtschule „fahrlässig aufs Spiel gesetzt“ zu haben und „die Ablehnung Rheinbacher Kinder billigend in Kauf genommen zu haben“. Die CDU Rheinbach habe „die Ablehnung einiger Rheinbacher Kinder“ nicht verhindern können, so Schneider. (mfr)

Das Fehlen dieser Vereinbarung spielt jedoch nun keine Rolle mehr. Wegen der nicht vorhandenen Vereinbarung konnten zwar zehn Weilerswister Kinder nicht bei der Zählung für die geforderten 100 Anmeldungen in Swisttal berücksichtigt werden. Dennoch dürften auch diese zehn Kinder ab dem Sommer die Gesamtschule in Swisttal besuchen.

Endgültige Zahlen konnte die Schulleitung am Freitag noch nicht nennen, da das Anmeldeverfahren erst in der Nacht zu Samstag um 24 Uhr endete. Fest steht: Die neuen Fünftklässler, die am 18. August als erste Gesamtschulkinder in Swisttal starten, stammen zu drei Vierteln aus der eigenen Gemeinde. Nach Rundschau-Informationen kommen 73 aus Swisttal, 9 aus Rheinbach, 8 aus Bornheim, 9 aus Alfter, 3 aus Euskirchen – macht 102. Mit den zehn aus Weilerswist könnte die Rektorin in die Bredouille kommen, Kinder ablehnen zu müssen. Denn 112 Schüler sind mehr als die vierzügige Gesamtschule (vier Klassen á 27 Schüler ergibt 108 Plätze) zur Verfügung hat. „Ich werde alles dafür tun, keine Kinder ablehnen zu müssen“, sagte Prochnow Penedo dazu.

„Wir sind sehr erleichtert und froh, dass wir jetzt in Swisttal die Chancen einer Gesamtschule nutzen können“, freute sich Daniela Dornbusch am Freitag. Die dreifache Mutter aus Rheinbach blickt mit ihrer Tochter Hannah nach der Enttäuschung wegen der Ablehnung in der eigenen Stadt (wie berichtet) mit Spannung und Vorfreude auf die Zeit an der neuen Schule in Heimerzheim. „Wenn die Gesamtschule sich dort bewährt, werden wir unsere beiden Jungs gleich in Swisttal anmelden und nicht in Rheinbach“, erklärte sie.

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