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„Erdrutsch“ in ParteienlandschaftKompass Swisttal und AfD schaffen es in den Rat

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Mit Familienmitgliedern genoss Tobias Leuning (2.v.r.) den Wahlabend in Essig.

Mit Familienmitgliedern genoss Tobias Leuning (2.v.r.) den Wahlabend in Essig.

Für Tobias Leuning (SPD) und Manfred Lütz (CDU) geht es am 28. September in die Stichwahl um das Amt des Bürgermeisters von Swisttal. 

Die politische Landkarte in Swisttal hat sich verändert, das Wort vom „Erdrutsch“ machte die Runde: Fünf Direktmandate hatte es für die SPD Swisttal noch nie gegeben. Über fünf Prozent Zugewinn und trotz einer erheblichen Verkleinerung des Rates von 38 auf 32 Sitze haben die Sozialdemokraten ein Mandat auf zehn Sitze hinzugewonnen.

Positiv sei auch die deutlich höhere Wahlbeteiligung: „Die kommunale Demokratie lebt und die Menschen wollen Veränderung“, sagte er der Rundschau. Sein eigenes Ergebnis bei der Bürgermeisterwahl hat der 40-jährige Heimerzheimer in dieser Deutlichkeit nicht erwarten. 14 Prozent Vorsprung und in 13 von 16 Wahlbezirken vorne, das sei ein klares Signal: „Die Bürgerinnen und Bürger wollen frischen Wind, neue Ideen und einen Bürgermeister, der sie mitnimmt.“ In der Stichwahl gebe es nun einen deutlichen Kontrast: „Mutig in die Zukunft“ oder „Weiter so“.

Einen harten Einschnitt bedeutet der Verlust von fünf Direktmandaten in Heimerzheim und Odendorf für die CDU. „Wir haben es nicht geschafft, das frühere Vertrauen in vollem Umfang zurückzugewinnen“, bekannte Bernd Großmann-Lemaire, der Vorsitzende des Gemeindeverbandes.

CDU behauptet sich knapp als stärkste Fraktion

Mit zwölf von 32 Sitzen bleibe die CDU immerhin stärkste Fraktion im Rat, für Mehrheiten werde es aber künftig mehr Überzeugungskraft brauchen, bilanzierte Großmann-Lemaire. Erfreulich sei immerhin der klare Einzug der bisherigen Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner in den Kreistag und das gute Ergebnis von Sebastian Schuster bei der Landratswahl in Swisttal. „Dass die CDU in Swisttal über dem Landesdurchschnitt liegt, nehmen wir zur Kenntnis, ohne uns darauf auszuruhen“, so der Vorsitzende.

CDU-Bewerber Manfred Lütz rechnete bei vier Kandidaten von vorneherein mit einer Stichwahl und erreichte dieses Etappenziel. Auch sein Ergebnis von   30 und 33 Prozent der Stimmen liege im Rahmen. „Nun richten wir den Blick nach vorn“, sagte Lütz, „wir werden weiter um Vertrauen werben, auch mit neuen Aktionen“.

Der Heimerzheimer Patrick Reichelt, der aus Ärger über den geplatzten Neubau für die Gesamtschule in die Kommunalpolitik einstieg, verbuchte als parteiloser Kandidat seine annähernd 20 Prozent der Stimmen als stolzes Ergebnis. Er gratulierte aber auch Tobias Leuning zu einem „grandiosen Ergebnis“: „Wenn man nahezu alle Wahlbezirke gewinnt, dann hat man definitiv alles richtig gemacht und die Menschen erreicht“, schrieb er auf Facebook. Reichelt erwartet spannende zwei Wochen bis zur Stichwahl.

FDP verpasst ihr Ziel, stärker präsent zu sein

Für die Grünen zog Bürgermeisterkandidat Stephan Faber eine ernüchternde Bilanz. „Anscheinend sind die Menschen hier vor Ort nicht an einem sachlichen Problemlöser interessiert. Das nächste Mal werde ich dann wohl besser Würstchengriller und Eismann.“ Insgesamt hätten auch die Grünen in Swisttal den bundesweiten Trend nach unten für die Partei nicht stoppen können, „wir haben aber mit knapp zehn Prozent das erreicht, was aktuell möglich ist“, sagte Faber.

Der FDP gelang der Einzug in den Gemeinderat mit einem Mandat. Sie verlor einen Sitz und verpasste ihr Ziel, stärker präsent zu sein. „Wir hätten uns natürlich ein stärkeres Ergebnis gewünscht. Zugleich freuen wir uns, dass wir weiter Verantwortung im Gemeinderat übernehmen dürfen“, erklärte Michael Heider für die FDP. „In einem zunehmend polarisierten politischen Umfeld ist es umso wichtiger, dass es auch in Swisttal eine liberale Stimme gibt“, sagte er.

„Mächtig stolz“, war der Vorstand von Kompass.Swisttal, der neuen Kraft im Gemeinderat. Die Sitzverteilung verspreche viele Gelegenheiten, Einfluss zu nehmen. Die wichtigsten Ziele seien mehr Bürgerdialog und mehr Transparenz in der Kommunalpolitik, betonte der 2. Vorsitzende Guido Mandt.