Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Rund um den SportPodiumsdiskussion mit den Swisttaler Bürgermeisterkandidaten

Lesezeit 8 Minuten
Die vier Swisttaler Bürgermeisterkandidaten vor der Podiumsdiskussion des Gemeindesportverbandes Swisttal: (v.l.)Tobias Leuning (SPD), Stefan Faber (Grüne), Manfred Lütz (CDU) und Patrick Reichelt (Parteilos).

Die vier Swisttaler Bürgermeisterkandidaten vor der Podiumsdiskussion des Gemeindesportverbandes Swisttal: (v.l.)Tobias Leuning (SPD), Stefan Faber (Grüne), Manfred Lütz (CDU) und Patrick Reichelt (Parteilos).

Swisttals Bürgermeisterkandidaten diskutierten über Vereinsförderung, geplante Sportstätten und wie Sport den Zusammenhalt fördern kann.

Wie sehen Sie die Zukunft von Swisttals Vereinen und welche Rolle können diese bei der Entwicklung der Gemeinde spielen? Wie sind die Pläne für Nutzung und Erhalt geeigneter Sportstätten, zu denen auch die geplante neue Tennisanlage und die Heimerzheimer Dreifachturnhalle zählt? Und wie könnte die Zusammenarbeit mit der Verwaltung verbessert werden? Diesen und weiteren Fragen stellten sich auf Einladung des Gemeindesportverbands Swisttal (GSV) die vier Bürgermeisterkandidaten der Flächengemeinde am Dienstagabend im gut gefüllten Ludendorfer Dorfhaus.

Moderator war Dieter Trier, der stellvertretender Vorsitzender des gastgebenden GSV ist. Der Gemeindesportverband vertrete als kommunaler Dachverband in Swisttal rund 5400 Sportler, führte der erste Vorsitzende Klaus Jansen gegenüber der Rundschau aus. Jeder Sportverein sei automatisch Mitglied im GSV, gegenüber der Kommunalpolitik wolle man die Anliegen der Sportler bündeln.

Das zehnjährige Bestehen nehme der Dachverband noch einmal zum Anlass, den Sport gezielt für die Allgemeinheit zu fördern, brachte es Trier auf den Punkt. Die dazu notwendige vielschichtige Strategie umfasst, wie deutlich wurde, sowohl Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung als auch die aktive Beteiligung von Vereinen, Schulen und Einzelpersonen.

Sport als „Kitt der Gesellschaft“

Auf dem Podium ging es fair zu, denn das war dem Moderator wichtig, wie er sagte. Ausgewogen und engagiert debattiert wurde um Sportangebote und Jugendförderung, um Breiten- und Leistungssport, die Infrastruktur, um Inklusion und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Klar wurde, dass die Aspiranten, die alle in Swisttal leben und dort gut vernetzt sind, die Rolle der Vereine und des Sports stärken wollen, der als „Kitt der Gesellschaft“ bezeichnet wurde.

Sport verbinde Menschen mit verschiedenen Hintergründen, Fähigkeiten und Erfahrungen, stimmten Tobias Leuning (39 Jahre, SPD), Stephan Faber (58 Jahre, Grüne), Manfred Lütz (60, CDU) und Patrick Reichelt (50, parteilos) mit Moderator Trier überein. „Der gesellschaftliche Zusammenhalt in den Dörfern wird maßgeblich von den Vereinen getragen“, so Tobias Leuning. Ganz zum Schluss antwortete jeder auf die von Trier gestellte Gewissensfrage: „Warum sind Sie der richtige Kandidat für das Amt?“

Der gesellschaftliche Zusammenhalt in den Dörfern wird maßgeblich von den Vereinen getragen.
Bürgermeisterkandidat Tobias Leuning (SPD)

Stephan Faber machte deutlich, dass er „seit ewigen Zeiten“ mit dem Sport verbunden sei und Sportler bei ihm als Bürgermeister „immer eine offene Türe finden werden“. Den momentan vierteljährlich angelegten „jour fixe“, eine Gesprächsrunde mit Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, werde es bei ihm monatlich geben, zudem würden die Spiele der Mannschaften besser kommuniziert werden.

Für Tobias Leuning ist es „Zeit für neue Ideen und frischen Wind“, den er ins Rathaus bringen will: „Ich bin gut vernetzt und kenne die Akteure und Themen und muss mich nicht neu einarbeiten.“ Auch seine beruflichen Qualifikationen sprächen für ihn. Manfred Lütz versprach: „Ich bin immer für euch da.“ Er sei dazu in der Lage, zu motivieren und die Interessen der Verein zu vertreten, weswegen er um Unterstützung bitte.

Patrick Reichelt möchte „Bürgermeister sein für und mit den Menschen“. Er sei gut vernetzt und sicherte zu, ein stets offenes Ohr für die Belange der Sportler zu haben: „Ich würde mich freuen, meine Arbeit so zu gestalten, dass auch die Vereine etwas von der Verwaltung haben.“ Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Kandidaten wurden im Gespräch deutlich.

Stephan Faber (Grüne)

Der 58-jährige Journalist lebt seit 20 Jahren in Swisttal, seit 2014 ist er Ratsmitglied für die Bündnisgrünen und aktuell Fraktionschef. Er gehört dem Präsidium des Fußballvereins SV Rot-Weiß Dünstekoven (RWD) an und als Schulausschussvorsitzender kennt er die Probleme der Eltern.

Ein großes Thema zusätzlich zu bezahlbarem Wohnraum, Klimaneutralität und Wärmeplanung ist für ihn der Schulneubau. Auf dem Podium entwickelte er zahlreiche konkrete Vorschläge und Ideen: So sei es für ihn wichtig, dass sich die Swisttaler hin zu einer solidarischen Gemeinde entwickelten, auch in den Bereichen Inklusion und Integration: „Wir müssen weg vom Kirchturmdenken.“ Für die Kinder im RWD, die sich als Swisttaler betrachteten, sei das bereits gelebte Realität.

Im vergangenen Dezember erhielt der Fitness-Outdoor-Parcours (FOP) am Heimerzheimer Sportplatz neue Stationen.

Im vergangenen Dezember erhielt der Fitness-Outdoor-Parcours (FOP) am Heimerzheimer Sportplatz neue Stationen.

Die Vereine müssten sich einander annähern, auch bei der Beantragung von Fördermitteln und die Sportstättennutzung. Zurzeit mangele es an Transparenz und Kommunikation. Der alte Sportstättenentwicklungsplan sei bis heute nicht umgesetzt worden, nötig sei eine Bestandsaufnahme, um Entwicklungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Zur weiteren Stärkung der Vereine wäre es hilfreich, für die Trainerscheine Räume bereitzustellen, in denen der Qualifikationsnachweis für Trainer, Betreuer oder Sportgruppenleiter abgelegt werden könnte.

In Zukunft gelte es, „Sportstätten zu errichten, die einen öffentlichen Zugang zu Sport für alle Bürger ermöglichen; das ist wichtig!“ Über Kooperationen zwischen Schulen und Vereinen könnten die Jugendlichen zum Sport geführt werden. Um Freiwillige auch für die Vorstandsarbeit zu gewinnen sei es wichtig, dass auch der Bund die Wichtigkeit des Ehrenamtes anerkenne, zum Beispiel mit einer allgemeinen rentenrechtlichen Berücksichtigung von ehrenamtlicher Tätigkeit.

Das Sportareal in Odendorf wurde in der Flut erheblich beschädigt. Hier: drei Jahre nach der Katastrophe.

Das Sportareal in Odendorf wurde in der Flut erheblich beschädigt. Hier: drei Jahre nach der Katastrophe.

Respekt zollte Faber dem Provisorium, den der Odendorfer Tennisclub an alter Stelle aufgebaut habe. Es müsse jedoch „schnell geklärt werden“, ob der geplante Sportcampus an der ursprünglich anvisierten Stelle errichtet werden könne. Das Gelände des Tennisclubs Odendorf wurde als Überschwemmungsgebiet eingestuft, zurzeit lebt der Verein mit einem Provisorium.

Tobias Leuning (SPD)

Der in Heimerzheim aufgewachsene Diplom-Biologe arbeitet als Referent des Bürgermeisters in Bad Honnef und beteiligt sich seit 15 Jahren an der Arbeit im Swisttaler Gemeinderat. Er setzt auf moderne Verwaltung, starke Bürgerbeteiligung und nachhaltige Entwicklung: „In zehn Jahren soll Swisttal sozialer und digitaler sein.“

Der Wiederaufbau werde dann „im besten Fall“ abgeschlossen sein, den er auch trotz knapper Kassen im Bereich des Sports weiter vorantreiben möchte. Fördermittel sollten dazu akquiriert werden. Eine Sportstättennutzungsgebühr lehnt Leuning ab: „Ich werde diese dem Rat nicht vorschlagen.“ Nötig sei eine „kompakte Sportstättenleitplanung“, die alte berücksichtige nicht die Hallen. Die Infrastruktur müsse sich dem Bedarf anpassen und zum Beispiel auf neue Wünsche, wie einem „Fun Track“ für Biker, eingehen. Die bestehende sollte „mit Leben gefüllt werden“.

Mit ihrer Sportstätte sei die Swisttaler Gesamtschule – die Schule gilt als Sportschule – „gut aufgestellt“. Eine kommunale Kernaufgabe sieht Leuning nicht in der Förderung des Leistungssports, sondern „eher beim Breitensport“. Als Bürgermeister würde er sich konkret dafür einsetzen, dass die Interimshalle für die Odendorfer Sportler „schnell steht“. Er wies darauf hin, dass auf dem Gelände des zukünftigen Sportcampus‘ in Odendorf gebaut werden könne, obgleich es „als Überflutungsgebiet festgesetzt“ sei.

Manfred Lütz (CDU)

Der 60-Jährige Unternehmer, Projektentwickler und Präsident der Großen Heimerzheimer Karnevalsgesellschaft ist seit 16 Jahren Vize-Bürgermeister der Gemeinde und seit einem Vierteljahrhundert im Rat aktiv. Lütz möchte sich weiter für eine bürgernahe Politik einsetzen, mit einer effizienten Verwaltung und gut ausgebildetem Personal: „Wir können noch bürgernaher werden.“

Vereinsarbeit sei ihm „immer besonders wichtig gewesen“, seit seinem vierten Lebensjahr gehöre er Vereinen an. Einer seiner Schwerpunkte sei die Förderung der Vereinsarbeit, dem „Bindeglied in der Gesellschaft“. Zur Mitgliedergewinnung schlug Lütz Schnupperangebote vor, auch über Kooperationen sollte nachgedacht werden: „Die Verein haben oft alleine die Kohle nicht mehr.“ Zur Umsetzung konkreter Projekte sollten Fördermittel generiert werden: „Das muss die Aufgabe vom Chef sein, der einen direkten Draht herstellt.“

Im vergangenen September wurden neue leichtathletische Anlagen auf dem Sportplatz in Heimerzheim eröffnet.

Im vergangenen September wurden neue leichtathletische Anlagen auf dem Sportplatz in Heimerzheim eröffnet.

Die Flut habe gezeigt, dass ein Zusammenwachsen der Orte möglich sei. Zwar müssten die Vereine die Möglichkeit haben, sich im Ort zu treffen, nachgedacht werden sollte aber auch über eine größere Veranstaltungshalle für alle. Auf Trendsportarten sollte reagiert werden, um Kinder und Jugendliche mitzunehmen. Förderung von Spitzensport sieht Lütz eher im Bereich Judo oder Taekwondo, „bei Fußball ist das schwierig“. Mentoring durch Profis soll intensiviert werden: „Die Vereine sind bereits gut aufgestellt.“

Eine Lockerung von Auflagen, welche die Vorstandsarbeit erschwerten, sei auf kommunaler Ebene zwar schwer möglich, allerdings könnten entsprechende Eingaben formuliert werden: „Es ist möglich, ein Veto einzulegen.“ Im Fall des geplanten Schulcampus riet er, „ergebnisoffen“ an die gutachterlichen Stellungnahmen heranzugehen und nicht erneut über die Standortfrage nachzudenken.

Patrick Reichelt (parteilos)

Der 50-jährige Polizeihauptkommissar sieht sich nach 34 Jahren Polizeiarbeit als „Dienstleister für die Belange der Menschen“. Für seinen mutigen Einsatz in der Nacht der großen Flut vor vier Jahren, bei dem er viele Menschenleben rettete, wurde der Polizeitaucher durch den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Wüst mit der der Rettungsmedaille des Landes NRW ausgezeichnet.

Als Elternvertreter der Gesamtschule steht Reichelt ein für neue Schulbauten, bessere Entscheidungsprozesse und eine stärkere Einbindung der Bürger. Der Wahlkampf bei Tageslicht sei für ihn herausfordernder als ein Einsatz in der Nacht, sagte er auf Nachfrage von Moderator Trier. Wahlkampf sei etwas Neues für ihn: „Als Polizeitaucher mache ich das, was ich gelernt habe.“

Sportvereine seien wichtig, denn sie „animieren die Jugend, sich zu bewegen und vom Handy wegzukommen.“ Die Kompetenzen in den Vereinen seien groß, bei der Beantragung von Fördermitteln zum Beispiel beim Deutschen Fußball-Bund sollte die Gemeinde unterstützen.

Wir müssen vermeiden, dass Vereine aufgeben müssen.
Bürgermeisterkandidat Patrick Reichelt (parteilos)

Zukünftig sollten Flächen zur Errichtung von Bolzplätzen „vernünftig vergeben“ werden, Interessen sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden. Sinnvoll sei eine Kooperation mit der Bundespolizei und Schulen. Die Bundespolizisten könnten die Jugendlichen zum Mitmachen beim Training animieren. Spielgemeinschaften sollten gefördert werden. Als Bürgermeister könne er den Menschen die große Bedeutung der Vereine bewusst machen.

Negative Konsequenzen für den Odendorfer Tennisclub gelte es unbedingt zu verhindern. Wie Stephan Faber sprach er sich für einen Plan B aus, sollte auf dem Gelände des geplanten Sportcampus‘ in Odendorf doch nicht gebaut werden können. Auch die Errichtung einer Interimshalle dauere: „Wir müssen vermeiden, dass Vereine aufgeben müssen.“