Bildungsausschuss WachtbergZukunft des Kindergartens bringt Bündnis ins Wanken

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Der Anbau für den Kindergarten in Ließem ist marode und steht am Hang.

Der Anbau für den Kindergarten in Ließem ist marode und steht am Hang.

Wachtberg – Die Zukunft des maroden Kindergartens in Ließem hat im Wachtberger Bildungsausschuss das Bündnis von CDU und Grünen mal kurz ins Wanken gebracht: Letztlich ist zwar mit der Mehrheit von Schwarz-Grün der Gemeinde die Suche nach einem Grundstück zum Neubau der Kita an anderer Stelle im Ort in Auftrag gegeben worden – wie von dieser Gruppe beantragt. Doch während der Debatte kamen der Wortführerin der Grünen, Sabine Killmann, Bedenken.

„Haben Sie jetzt Probleme mit dem eigenen Antrag?“, fragte der Ausschussvorsitzende, Christian Stock (CDU), und Killmann räumte ein: „Ich hatte mir doch mehr Informationen erhofft.“ Aber Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU) hatte mangels Auftrag nur ein paar Erkundigungen zu der Idee einholen können. „Die Gemeinde besitzt dort kein Grundstück“, erklärte er. Es sei auch „zu ambitioniert“, schon für die nächste Sitzung im Juni einen fertigen Kaufvertrag zu erwarten. Allerdings gibt es laut Schmidt ein paar Grundstücke im Ort, die der Flächennutzungsplan für einen Kindergarten zulasse.

Zügiger Neubau statt teures Interim

Der Bürgermeister hat die Hoffnung, mit einem zügigen Neubau ein teures Interim einzusparen und das Problem mit dem nicht wie geplant zur Verfügung stehenden Ausweichquartier in Berkum zu lösen. Doch wieviel Zeit frisst der Grundstückskauf? Und: Wann würde die Bauaufsicht den Betrieb des bestehenden Kindergartens vielleicht nicht mehr zulassen? Da musste Schmidt passen.

Im Bildungsausschuss nährte vor allem Ulf Hausmanns (Unser Wachtberg) Zweifel: Der Antrag stelle die Sanierungspläne „auf die Zeit vor der Sanierungsplanung zurück“, und dies mit der „vagen Aussicht, irgendwo in Ließem was zu finden“. Da zu befürchten sei, dass die Gemeinde an einer Übergangslösung nicht vorbei komme, sei der Umweg über die Suche nach einem Grundstück einzusparen, fand Hausmanns. Zudem hätten sich die Ließemer für den bisherigen Standort ausgesprochen.

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Dass dies nur geschah, weil sie Angst um ihren einzigen Treffpunkt und den angrenzenden Schützenplatz haben, wie Anja Rüdiger (CDU) berichtete, wischte Hausmanns vom Tisch: „Sie waren ja diejenige, die sich im Ortsausschuss zu dem Thema als einzige enthalten hat.“ Die Einwände verunsicherten auch Joachim Schulz (FDP), der von Bürgermeister Schmidt keine Garantie erhalten konnte, dass nicht doch plötzlich während eines Neubaus der Kita-Betrieb wegen der baulichen Mängel stillgelegt werden könnte und ein Provisorium erforderlich sei. „Wir bräuchten aber auch für ein Provisorium einen anderen Ort“, wandte Schmidt ein. Und selbst, wenn die Kita schnell ausziehen müsse, so bedeute dies „nicht von heute auf morgen“. Hausmanns macht sich wegen eines Provisoriums keine Sorgen. Er hält den Parkplatz gegenüber der Kita für ideal als Standort für ein Container-Ausweichquartier. Weil schließlich nicht nur Hausmanns, sondern auch Killmann glaubte, das mögliche Übergangsquartier in Berkum gerate wegen der Grundstückssuche in Gefahr, fragte Stefan Hahn (CDU) ausdrücklich den Bürgermeister um seine Einschätzung: „Bewirkt die Suche eine Verzögerung?“ Schmidt antwortete: „Ganz klar, nein!“

Das Kernproblem

Die alte Kita in Ließem besteht aus einem Anbau an ein Gebäude, das im Dorf als Treffpunkt genutzt wird. Dieser Anbau ist so marode, dass ihm die Stilllegung droht. „Der Pavillon geht zwar noch, müsste aus Platzgründen bei einem Neubau aber ebenfalls abgerissen werden“, erklärte der Wachtberger Bürgermeister Jörg Schmidt im Bildungsausschuss.

Die evangelische Kirchengemeinde Wachtberg ist Träger der Einrichtung, Hausbesitzer die Gemeinde Wachtberg. Die Kita sollte nach bisherigem Plan während der Bauzeit in der Berkumer Kita „Schatzkiste“ unterkommen. Deren Umzug in die neue Kita an der Alten Molkerei erfolgt dieses Jahr aber nicht. Das Ausweichquartier fehlt somit. Der Neubau der Kita in Berkum hat noch nicht einmal begonnen und ist auch von der Fertigstellung einer Tiefgarage abhängig, für die es erst eine Baugrube gibt. Laut Schmidt müsse nach dem Bau der Tiefgarage auch erst das Gelände aufgefüllt werden, weil sonst „die Gefahr des Abrutschens“ bestehe. Zudem fehle noch ein notarieller Eintrag.

Was ist nun günstiger? Wegen der „hohen und mit erheblichen Kostenrisiken versehene Kernsanierung“ der alten Ließemer Kita hatten sich CDU und Grüne auf einen Neubau verlegt. „Nicht zuletzt wegen der ungünstigen topografischen Lage kann nur mit erheblichem Aufwand der Betrieb des bisherigen Kindergartens gesichert werden“, hieß es im Vorfeld der Sitzung in einer gemeinsamen Erklärung. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christoph Fiévet argumentierte dabei: „Während Sanierungskosten unmittelbar und in voller Höhe zu Buche schlagen, können wir die Kosten für einen Neubau über viele Jahre der tatsächlichen Nutzung verteilen. In diesen Zeiten ist die Finanzlage, wie fast überall, extrem angespannt, daher wäre diese Option eine Erleichterung zur rechten Zeit.“

Der Grüne Oliver Henkel warnte zudem im Vorfeld: „Kostensteigerungen sind bei Sanierungsprojekten deutlich schlechter abzuschätzen als bei einem Neubau.“ (mfr)

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