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„Corona-Staub“ vertreibenWachtberger Kulturwochen mit umfangreichem Programm zurück

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Eröffnung der 14. Wachtberger Kulturwochen

Wachtberg – „Kunst wäscht den Staub des Alltags von der Seele.“ MIt dem Bezug auf dieses Zitat von Pablo Picasso freute sich Bürgermeister Jörg Schmidt bei der Eröffnung der 14. Wachtberger Kulturwochen darüber, dass die Kulturfreunde aus dem Drachenfelser Ländchen nun den „staubigen“ Corona-Alltag der vergangenen Monate für eine Weile hinter sich lassen könnten.

Musikalischer Brunch mit rund 100 Besuchern

Schmidt: „Wer hätte vor drei Monaten gedacht, dass wir heute hier zusammensitzen und einen Abend voller Kultur genießen können?“ Bis zum 11. Juli stehe eine Vielzahl von Veranstaltungen aller Art zur Auswahl, das Programm ist bunt, die Bandbreite groß. Fast 200 Künstler aller Fachrichtungen nehmen teil.

Zum Auftakt gab einen „Musikalischen Brunch der Vielfalt“ im Atelier von Michael Franke in Gimmersdorf. Dort gestalteten Natalia Kazakova (Violoncello) und Ingrid Wessels (Klavier) mit Werken bekannter und weniger bekannter Komponisten einen kurzweiligen Abend – rund 100 Besucher konnten mit dabei sein.

„Das Wichtigste ist aber, dass wir hier wieder zusammen sind, und das mittlerweile zum zehnten Mal in meinem Atelier“, hatte Hausherr Michael Franke die Gäste begrüßt. Die Konzerte in seiner imposanten und zum inspirierenden Künstlerrefugium umgebauten Scheune feierten also ein kleines Jubiläum im Rahmen der Kulturwochen. An diesem lichtdurchfluteten Ort, an dem die Töne schwingen und die Gedanken schweifen können, bilden Musik und Malerei seine perfekte Symbiose.

Bekanntes und Unbekanntes

Franke selbst war erst eine Woche zuvor aus seinem italienischen Atelier nach Wachtberg zurückgekehrt, im Gepäck einen neuen Gemäldezyklus zu den Themen „Wasser und Himmel“, der prominent am Kopfende des Saales platziert war. Gehalten in verschmelzenden Blautönen, die einerseits in schäumende Tiefen zogen und andererseits in luftige Höhe stiegen, sorgten kraftvolle Bäume für Halt gebende Erdverbundenheit.

Doch damit nicht genug, hatte er auch noch eine Reihe von Werken zum 700. Todestag des italienischen Dichters Dante Alighieri geschaffen, die sich mit den drei „Jenseitsreichen“ aus seiner „Göttlichen Komödie“ beschäftigen. Die dazugehörige Ausstellung wird zwar erst am 14. September in Rom eröffnet, doch in Wachtberg können sich Kunstfreunde jetzt schon einmal vorab einen Eindruck verschaffen bei einer vom Künstler selbst geleiteten Führung am kommenden Samstag, 3. Juli, um 17 Uhr.

Programm noch bis zum 11. Juli

Franke schlug auch einen Bogen vom Mittelalter in die Jetztzeit. Denn die bahnbrechende Epoche der Renaissance sei in gewisser Weise als Folge der großen Pest-Epidemie von 1347/48 entstanden, und auch jetzt befinde man sich nach dem hoffentlich baldigen Ende der Corona-Pandemie in einer Art gesellschaftlichem Umbruch. „Nehmen wir deshalb die Wiedereröffnung der Wachtberger Kulturwochen nach einem Jahr Pause als Symbol von etwas ganz Neuem.“

Das Publikum erklärte sich dazu bereit und ließ sich auf eher unbekannte Werke von Mikhail Bukini (1872-1947), Artemis Ajwasjan (1902-1975), Daniel van Goens (1858-1904) und Alexander Arutjunjan (1920-2012) ein. Zum Ausgleich brachten die beiden Künstlerinnen bekanntere Werke von Dimitri Schostakowitsch (1906-1975), Antonin Dvorak (1841-1904), Ludovico Einaudi (geboren 1955) und Cesar Franck (1822-1880) zu Gehör. Für viele Zuhörer der Höhepunkt war jedoch die Arie „Nessun Dorma“ aus der Oper „Turandot“ von Giacomo Puccini (1858-1924) in der Duett-Version für Klavier und Violoncello.

Und so ging auch nach dem Konzert niemand direkt nach Hause, denn endlich konnten sich die Besucher in anregenden Gesprächen ebenfalls kulturbegeisterten Freunden und Bekannten zuwenden, die sie lange nicht mehr gesehen hatten. (jst)

Das gesamte Programm der Kulturwochen gibt es unter www.wachtberg.de