Flucht mit Luxussportwagen aus ParisErste Spur nach Automatensprengung von Adendorf

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Trümmer von Vorbau und Deckenverkleidung waren weit verstreut. 

Trümmer von Vorbau und Deckenverkleidung waren weit verstreut. 

Sinzig/Wachtberg – Auf einem Feldweg zwischen Westum und Löhndorf in der Stadt Sinzig (Kreis Ahrweiler) hat die Polizei den dunklen Luxus-Sportwagen gefunden, der den Automatensprengern von Adendorf als Fluchtwagen gedient haben dürfte. Davon gehen die Ermittler zurzeit jedenfalls dringend aus. Das hochmotorisierte Fahrzeug stand mit erheblichen Schäden an der linken Frontseite auf einem Feldweg zwischen Hecken und trug ein ordnungsgemäß angebrachtes französisches Nummernschild mit Pariser Departements-Kennung. Teile des Kotflügels waren weggerissen, die breite Felge blank.

Nun geht die Polizei davon aus, dass dort in der Nähe ein weiteres Fahrzeug für die Fortsetzung der Flucht stand oder besorgt wurde. Eine Flucht, die mit einiger Wahrscheinlichkeit ins Ausland geführt hat. Da es keine Unfallspuren in direkter Umgebung des Fundorts gibt, müssen die Ermittler annehmen, dass der Wagen vielleicht funkensprühend nach einem ungewollten Unfall an Löhndorf vorbei gesteuert wurde. Zeugen, die das gesehen haben, könnten helfen, die Zeit einzugrenzen, wann der Sportwagen dort in den Feldern abgestellt wurde.

Ein Unfall mit einem anderen Fahrzeug als Beteiligtem schließt die Polizei eher aus, zumal nichts Derartiges gemeldet wurde. Die Kriminalermittler haben aber noch einen anderen Ansatz: Am Sportplatz in Bell bei Mayen, etwa 23 Kilometer vom Fundort des Wagens entfernt, ist eine Garage aufgebrochen worden. Sollten die Automatensprenger wirklich geplant haben, den teuren Sportwagen aufzugeben, könnten sie in dieser Garage ein weiteres Fluchtfahrzeug versteckt gehabt haben. Von Bell aus ist es nicht mehr weit zur Autobahn 48 Richtung Trier/Luxemburg.

Hinter der Ahrtalbrücke vor oder nach Unfall raus

Die Sprengung des Geldautomaten in dem Wachtberger Ort hatte am frühen Mittwochmorgen schon durch ihren Lärm und Erschütterungen die Einwohner aufgeschreckt und enormen Sachschaden verursacht. Gegen 3.30 Uhr dröhnte die durch Gas ausgelöste Detonation wie zwei Donnerschläge durch den Ort, zerfetzte den Geldautomaten im Vorraum der Volksbank-Filiale an der Töpferstraße und verstreute große Mengen an Geld zwischen den Gebäudetrümmern. Trotzdem rafften die etwa fünf oder sechs Täter nach Polizeiauffassung wohl noch mehrere 10 000 Euro zusammen, bevor sie mit dem schnellen Wagen davon preschten – vermutlich zur Autobahn 61 und dann die erste Abfahrt hinter der Ahrtalbrücke raus.

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Währenddessen rückten in Adendorf erst Polizei und Feuerwehr an, weil Rauch aus dem gesprengten Bankgebäude drang. Als der Polizeihubschrauber das Umfeld des Tatorts und die Umgebung der Autobahn absuchte, stand der Fluchtwagen vermutlich bereits auf dem Feldweg in Rheinland-Pfalz. Dort ist der schwer beschädigte und nicht mehr fahrbereite Wagen von der Polizei am Donnerstag entdeckt worden. Der schwarze Mercedes GT 63s von AMG hat laut Hersteller 530 PS und beschleunigt in 3,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 Stundenkilometer. Erst bei 312 Stundenkilometern ist Ende. Preis: „ab 165 254 Euro“ – also ein deutlich höherer Geldbetrag als ihn die Kriminellen in Adendorf erbeuteten.

Das Kriminalkommissariat 21 ermittelt. Es befasst sich vor allem mit dem zerstörten Reifen und den deutlich erkennbaren Schäden an der Karosserie. Die Reifenreste lagen jedenfalls nicht am Fundort des Wagens. „Wer hat in Zusammenhang mit der geschilderten Tat und/oder dem aufgefundenen, beschädigten Sportwagen Beobachtungen gemacht, die mit der Tatausführung in Zusammenhang stehen könnten?“, lautet die exakte Frage der Ermittler an die Bevölkerung: „Wer hat Beobachtungen zu einem möglichen weiteren Fahrzeug gemacht?“ Hinweise nimmt die Kriminalwache der Bonner Polizei unter der Rufnummer (0228) 150 entgegen.

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