Landpartie Adendorf:Entspannen im „grünen Wohnzimmer“

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Landpartie 2023, erstes Late Night Shopping, Innenhof Blumendeko von Mehmet Yilmaz, Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Mehmet Yilmaz aus Bad Neuenahr, einer der besten Floristen der Welt, hatte den Innenhof der Burg gestaltet.

Rund 180 Aussteller bekannter Manufakturen und internationaler Marken aus den Bereichen Garten, Wohnen, Mode, Lebensart und Kulinarik boten von Donnerstag bis Sonntag ihre Waren bei der „Landpartie“ auf Burg Adendorf in der Gemeinde Wachtberg feil. Erstmals gab es auch ein Late-Night-Shopping, das sehr gut ankam.

Für ein Stückchen Kuchen, gebacken von der bekannten Kölner Torten-Designerin Katja Schätzle, und dem dazugehörigen Tässchen frisch gebrühten Kaffee ist es nie zu spät. Das fanden auch Ulrike und Werner Stieda, die am späteren Freitagnachmittag aus Köln zur Premiere des Abendverkaufs bei der „Landpartie“ nach Adendorf gekommen waren. Die  Aussteller hatten ihre Verkaufszeit bis 21 Uhr ausgedehnt. Dadurch waren die blumengeschmückten Durchgänge der beliebten Lifestyle-Messe zum ersten Mal seit 2003 zwei Stunden länger geöffnet. Familie Stieda nutzte das „Late Night Shopping“-Angebot rund um das historische Wasserschloss der Familie von Loë, um in aller Ruhe das mediterrane Flair zu genießen, das in diesem Jahr mit großen Zitronen- und Mandarinenbäumen, Olivenhainen sowie üppigen Rosmarinbüschen und Duftlilien vermittelt wurde.

Süße Esszitronen vor Schlosskulisse beiten feil (von links) Marc Gutmann und Maximilian Müller.

Mit Zitronen handelten Marc Gutmann und Maximilian Müller.

Auf der Suche nach schönen Übertöpfen für ihr eigenes Gartenglück streiften sie durch die angelegten Schaugärten und fanden Entschleunigung in den „grünen Wohnzimmern“ der Gartendesigner und Pflanzenzüchter, zwischen Lavendelbüschen, englischen Teerosen und plätschernden Natursteinbrunnen. „Die Zeit am Abend passt uns gut, dann können wir entspannter schauen und die Temperaturen sind angenehm“, sagten sie zufrieden. Außerdem sei das Durchkommen für einen Scooter-Fahrer bei weniger Betrieb einfacher, fügten sie hinzu.

Ähnlich äußerte sich die Kölnerin Ariane Kley, die bereits am Nachmittag gekommen war, als es noch „sehr voll war“. Nachdem sie sich mit Freundinnen getroffen, einen Gin erstanden und Rhabarberschorle getrunken hatte, probierte sie bei der Modistin Sandra Ullmann Designerhüte an. Die abendlichen Öffnungszeiten kämen ihr entgegen: „Ich habe Zeit zu gucken.“ Im Meisterbetrieb der Hutmacherin aus Bad Brückenau war den ganzen Tag über viel zu tun: „Wir sind überrannt worden“, erklärte Vater Thomas Ullmann, der ausgeholfen hatte, weil soviel los war. In Spitzenzeiten tagsüber hatten 50 Besucher und mehr gleichzeitig den überschaubaren Stand nahezu überschwemmt.

Boxenstopp im Liegestuhl

Den gemäßigten Abendbetrieb nutzten die Anbieter, darunter wieder zahlreiche Betriebe aus Meckenheim und dem Rhein-Sieg-Kreis, zum Sortieren und umfassenden Beratungsgesprächen, Kundinnen wie Ariane Kley frönten glücklich ausgedehnten Anproben. Die Gastgeber Gabriela Freifrau und Georg Freiherr von Loë kümmerten sich persönlich um viele Gäste, die auf ihrem weitläufigen Anwesen an vier Tagen lustwandelten und bei einem Gläschen Landpartie-Wein oder einem frisch gebrühten marokkanischen Minztee die Aussicht auf das Wasser genossen. Einige legten in den aufgestellten Liegestühlen einen Boxenstopp ein, in unmittelbarer Nähe zu dem Schiffsmodell der Hapag-Lloyd Cruises. Das Unternehmen informierte über seine luxuriösen Expeditionsreisen und Kreuzfahrten im Premiumbereich.

Die verlängerten Öffnungszeiten am Freitagabend sind „spannend für Aussteller und Publikum“, stellten die Eheleute von Loë fest und erläuterten die Hintergründe: „Wir wollten die Veranstaltung etwas entzerren und ein Angebot für die auf die Beine stellen, die nach der Arbeit noch ein bisschen genießen möchten.“ Rund 25 000 Besucher kommen jährlich zu der beliebten Frühlingsveranstaltung der Schloss Gödens Entertainment Gesellschaft, wobei laut Statistik die Wiederkehrquote bei 75 Prozent liege. Es sei die feine ländliche Lebensart, die seit jeher die Landpartie auszeichne und zu einem alljährlichen Stelldichein des guten Geschmacks gemacht habe: „Lassen Sie sich mit schönen Dingen inspirieren oder genießen Sie einfach, vielleicht bei einem Glas Champagner, die Zeit auf unserer Burg“, empfahl Loë.

Großkunstwerk aus Blüten

Ein Fest fürs Auge war erneut der Burginnenhof, der mit zu floralen Großkunstwerken arrangierten Blüten von Mehmet Yilmaz aus Bad Neuenahr aufregend in Szene gesetzt worden war. Yilmaz gehört zu den weltbesten Floristen. Sein Blumendesign-Handel war bei der Hochwasserkatastrophe 2021 zerstört worden, ist aber inzwischen wieder eröffnet. „La Dolce Vita“ hieß es in diesem Jahr beim Meckenheimer Gartencenter Sängerhof, der eine beeindruckende Auswahl an mediterranen Gewächsen wirkungsvoll vor der Schlosskulisse präsentierte.

Im Hennefer Gartenbaubetrieb „Auerbach’s Garten“ wurde Naturliebhabern mit rosa blühendem Hartriegel, blauen Flammenblumen und pink leuchtendem Leimkraut ein freundliches Willkommen bereitet, ein Blütenmeer aus Lupinen, Duftnelken und Rittersporn erwartete Gartenenthusiasten bei Staudengärtnerin Brigitte Kebrich aus Jülich. Und wer keinen Garten hat, der konnte sich bei der Eifler Künstlerin Anina von Grünstich aus Kall in Form von botanischen Illustrationen ein Stückchen Natur mit nach Hause nehmen.

Das Konzept der „Landpartie“ wurde von Karl-Georg Graf von Wedel, dem inzwischen verstorbenen Gründer der Schloss Gödens Entertainment Gesellschaft, vor über 20 Jahren entwickelt. Vorbild waren die Chelsea Blumenschau in London und Lifestyle-Messen in Belgien, die regionalen und überregionalen Ausstellern vor historischer Kulisse eine Plattform für ihre einzigartigen Produkte bieten. In den vergangenen Jahren zählten die Organisatoren Karsten Gleich und Casimir Graf von Wedel an den vier Öffnungstagen jeweils mehr als 20.000 Besucher.

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