Wachtberg-VillipPanne zur Premiere der neuartigen „Poststationen“

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Christoph Wurth (l.) und Christoph Dautz scheitern am Premieretag bei der Paketabgabe.

Christoph Wurth (l.) und Christoph Dautz scheitern am Premieretag bei der Paketabgabe.

Wachtberg-Villip – Die knallgelbe Kastenanlage mit dem Posthorn sieht aus wie eine normale Paketstation. Aber der integrierte Briefkasten und der Monitor mit Scanner und Kartenzahlschlitz gehören zu den Neuerungen, die das Unternehmen Deutsche Post DHL Group seit drei Wochen in Villip ausprobiert. Gestern sollte die offizielle Inbetriebnahme sein, doch noch spielt die Technik nicht so mit, wie sie soll. Selbst Projektleiter Christoph Dautz bekam nach einer Viertelstunde nicht das gewünschte Paketfach auf. Kein Versand möglich. Nun soll die Technikabteilung nachbessern.

20 Geräte im Bereich der Bonner Post

„Das darf während einer Pilotphase passieren“, entschied Post-Sprecher Achim Gahr. 20 Geräte mit gleichen Funktionen, aber anderen Fächerkonstellationen stehen im Bereich der Bonner Post und werden in den nächsten zwei Wochen in Betrieb genommen. So auch ein Automat in Rheinbach, An den Märkten 15. In Villip steht die Versuchsanlage auf Privatgrund vor dem Haus Holzemer Straße 7, wo sich auch seit langer Zeit die „Interimsfiliale“ der Post befindet. Die hat aber nur zwei Stunden am Tag geöffnet, der Automat immer. Dafür kann nur ein Mitarbeiter von der Post ein Einschreiben annehmen und mit Bargeld hantieren.

18 Paketfächer hat der Automat in Villip, er ist der kleinste im Test. Der Größte bietet 106 Fächer. Die Fächer gibt es in vier Standardgrößen von S bis XL. Wie groß sein Paket ist, kann der Kunde – wenn die Sendung nicht zu schwer ist – an einem oberen Fach nachmessen. Dort ist eine Zentimeterskala angebracht. Mehr als 72 Zentimeter in der Höhe passen in kein Fach. „Sperrgut kann in der Filiale abgegeben werden“, sagt Gahr.

Noch hat die Anlage keine Adresse. Aber ab dem Sommer soll sie auch als Packstation funktionieren. Das heißt, man kann sich Pakete dorthin schicken lassen. Der Zusteller legt sie dann ein. Er leert die Fächer auch nach Fahrplan: werktags um 17 Uhr, samstags um 12 Uhr.

Fernberatung bei Bedienschwierigkeiten ist möglich

Mit Menschen, die sich nicht mit den Postdienstleistungen auskennen, sei die Anlage bereits in der Entwicklung ausprobiert worden, sagt der Postsprecher. Wer dennoch mit den Anweisungen auf dem Bildschirm nicht weiterkommt, kann sich von Betreuern eines von der Post beauftragten Unternehmens aus der Ferne beraten lassen. Der Berater ist dabei auf dem Bildschirm zu sehen. Es gibt aber keine Kamera. Der Kunde wird also nicht gefilmt.

Die Bedienung erfolgt fast ausschließlich über den Bildschirm. Mit den üblichen Handy-Apps kann bezahlt werden. Im Internet erstellte Frankierungen können über den Scanner eingelesen werden.

Papier soll gespart werden

Das Gerät hat Strom- und Internetanschluss. Weil Bildschirm und Drucker zu viel „Saft“ verbrauchen, reiche keine Solarzelle, erklärte Gahr. Am Drucker soll es zunächst gelegen haben, dass bei der Vorführung nicht das gewünschte Fach zu öffnen war. Allerdings reichte auch ein Handy-Beleg nicht aus. Erst nach einiger Wartezeit erschien eine Fehlermeldung. Allerdings ließ sich ein Postwertzeichen anfordern. Auch die Quittung spuckte das Gerät aus: 33 Zentimer Papier. Grundsätzlich ist es aber Ziel, Papier zu sparen. Und so kann der Automat eigentlich auch Pakete verarbeiten, ohne extra eine Marke auszudrucken. Außerdem sammelt der Automat Daten über die Art seiner Nutzung und befragt Kunden nach ihrer Zufriedenheit. „Einige Monate“ soll die Testphase laut Gahr laufen. Danach werde über Angebotsumfang und Standorte entschieden.

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„Wo ist denn der Bürgermeister?“, fragte ein Anwohner wegen des Presseauflaufs vor seinem Haus. Jörg Schmidt (CDU) hatte aber – wie für jeden Termin mit Menschenansammlungen – abgesagt, weil die Coronaeinschränkungen im Wachtberger Rathaus ernst genommen werden. Der Post habe er seine Freude übermittelt, dass die Deutsche Post die Gemeinde Wachtberg für das Pilotprojekt ausgewählt habe. Ein anderer Passant mit Brief in der Hand erkundigte sich schelmisch: „Wo steckt denn die Person, die einen bedient? Sitzt die da drin?“

Damit war auch die Frage nach möglichen Personaleinsparungen gestellt. „Niemand wird eingespart. Im Gegenteil sind heute in der Paketzustellung mehr Menschen beschäftigt als früher, zumal auch gerade während der Pandemie mehr Pakete verschickt werden“, erklärte Achim Gahr.

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