Wachtberger KulturwochenErnst Doll entführt Betrachter ins Reich der Fantasie

Lesezeit 3 Minuten
Ernst Dolls Fachwerkhäuschen ist voller skurriler Kunstwerke und Bilder, die er erschaffen hat – wie den großen Ofen.

Ernst Dolls Fachwerkhäuschen ist voller skurriler Kunstwerke und Bilder, die er erschaffen hat – wie den großen Ofen.

Ernst Doll ist ein Wachtberger Künstler, der sich sein Können autodidaktisch beigebracht hat. Sein neustes Werk heißt „Schrei des Friedens“ und ist eine Art zeitgemäße Neuauflage des expressionistischen Schrei-Bildes von Edvard Munch.

Die Wachtberger Kulturwochen kommen Ernst Doll mit seiner Passion für künstlerische Gestaltung sehr entgegen, und er freut sich schon auf die musische Zeit vom 16. Juni bis zum 2. Juli. Seit seinem zwölften Lebensjahr wollte der 1960 geborene Berkumer Künstler werden. Doch die Eltern hatten das so nicht vorgesehen, und so wurde Doll Techniker und Verwaltungsmann für die Gemeinde. Hier konnte er seine technische Allroundbegabung zwar auch einsetzen, aber eine besondere Herausforderung war Mitte der 1980er Jahre die Komplettrenovierung eines kleinen Fachwerkhäuschens in der Oberdorfstraße, das er vor dem Abriss gerettet hatte und in dem er heute wohnt. Was auch immer in dem baufälligen Häuschen erneuert werden musste, ob morsche Treppen oder Rohre, Ernst Doll kam damit zurecht.

Doch seine Gestaltungswünsche wurden immer anspruchsvoller: Von außen zu beheizende Kachelöfen sollten es nun auch noch sein. Die stellte der versierte Techniker von A bis Z her, das heißt, er machte auch vor den Kacheln selbst nicht Halt. Er modellierte sie aus Ton und glasierte und brannte sie in seinem selbst gebauten Brennofen. Damit wurden diese Ofenkacheln nun zu den ersten Kunstwerken, die er anfertigte, und da er schon mal einen eigenen Brennofen hatte, folgten bald freie Kunst in Form von Wandbildern und schließlich auch Plastiken wie die von Dracheneiern und Drachenköpfen. „Für mich war es einfach faszinierend, das alles machen zu können“, erklärt der experimentierfreudige Künstler. Mehr und mehr drang seine Kunst in andere Techniken vor.

Werke führen ins Reich der Fantasie

Es interessierte ihn, wie er seine Farben feinst auftragen konnte, und so landete er bei der Airbrush-Technik, bei der eine Spritzpistole (kaum größer als ein Kugelschreiber) als Farbzerstäuber unter Druckluft zum Einsatz kommt. Damit ließen sich feinste Übergänge ohne Pinselspuren wiedergeben, und diese Technik bot sich für glatte Untergründe jedweder Art an. Selbst zwei Motorräder wurden bunt mit Drachenmotiven überzogen. Hyperrealistisch wiedergegeben führen die Motive ins Reich der Fantasie oder in eine Science-Fiction-Welt. Ab 2012 entstanden mit dieser Technik dann Bilder, in denen der Autodidakt die diffizile Airbrush-Technik perfekt beherrscht.

Sein jüngstes Bild heißt „Schrei des Friedens“. Aus einem blutrot aufgerissenen Mund quillt der Schrei wie in Flammen und verebbt in Farbwellen an den Rändern des Bildes. Das kann man auch als zeitgemäße Neuauflage des expressionistischen Schrei-Bildes von Edvard Munch auffassen. Nachdem Ernst Doll die Keramikherstellung und das Airbrush-Verfahren beherrschte, legte er 2017 die Latte noch höher und baute sich im Garten einen Erdofen, in dem er nun sogar Bronzefiguren in Wachsausschmelzungen gießen kann.

So ist eine Fülle von Kleinskulpturen in Form von Drachen und Drachenflügeln aus blinkendem Messing hinzugekommen. In dem kleinen Schau-Fenster zur Straße hin stehen auch sorgfältig gedrechselte Holzschalen, in denen das Holz in seiner Maserung bis in seine dunklen, verwundeten Stellen miteinbezogen wird. Auf die nächste Ausstellung unter dem Titel „Drachenland“, die Doll zusammen mit der Malerin Barbara Kroke ab 27. April im Haus an der Redoute in Godesberg zeigen wird, darf man gespannt sein.


Wachtberger Kulturwochen 2023

Wer in Wachtberg lebt und seine Kunst vorstellen will, kann das bei den „Kulturwochen 2023“ tun. „Sie möchten Ihr Gedicht, Ihren Roman vortragen oder Musik in vielfältiger Ausrichtung aufführen? Dann sind Sie hier genau richtig“, sagt Marlies Frech. Sie stellt das Programm zusammen und nimmt bis spätestens 1. März Anmeldungen im Rathaus an, Ruf (0228) 95 44 176, E-Mail: marlies.frech@wachtberg.de. Aktive Kulturtreibende sind eingeladen – sowohl Profis wie Laien. Das Spektrum ist breit gefächert: Bildende Kunst, Theater, Musik, Lesungen, Tanz und vieles mehr werden wieder im Programm stehen. Weitere Informationen unter: www.wachtberg.de

Rundschau abonnieren