Nach 26 Jahren im Rat verlässt die langjährige Vize-Bürgermeisterin Brigitte Fuchs die Politik in Bad Münstereifel – aber noch nicht ganz.
Abschied aus der PolitikBrigitte Fuchs liebt Bad Münstereifel heiß und innig

Ein bisschen schimmerte der Himmel über Bad Münstereifel rot, was zur Parteizugehörigkeit von Brigitte Fuchs passte.
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So ganz verschwinden wird Brigitte Fuchs nicht aus der Kommunalpolitik in Bad Münstereifel. So wie sie angefangen hat, wird sie auch aufhören – als sachkundige Bürgerin. Denn da gibt es immer noch genug, was sie für diese Stadt, über die sie sagt, dass sie sie heiß und innig liebt, tun will.
26 Jahre hat sie im Stadtrat gesessen. Noch im alten Jahrtausend begann ihre erste Amtszeit als gewähltes Mitglied. Es waren andere Zeiten. „Ich war damals die einzige Frau im Rat“, berichtet die SPD-Politikerin. Der Großteil des Gremiums bestand aus „älteren Männern, die mich ein bisschen betüddelt haben“.
Von der SPD-Hochburg Dortmund ins schwarze Bad Münstereifel
1999 hatte die CDU auch noch die absolute Mehrheit im Stadtrat. Das politische Klima war noch etwas rauer. Getroffen habe es sie früher immer, wenn ihre Vorschläge abgelehnt und später von der CDU als eigene Ideen neu eingebracht wurden. Aber das sei Schnee von gestern. „Heute komme ich mit den meisten von der CDU gut klar.“
Eine absolute schwarze Mehrheit muss für Fuchs eine Art Kulturschock gewesen sein. Schließlich stammt sie aus Dortmund, „einer Hochburg der SPD“, wie sie sagt. 1970 kam sie zum ersten Mal nach Bad Münstereifel, als Studentin der Rechtspflegeschule. Dort lernte sie auch ihren späteren Mann kennen. Nach Dortmund kehrte sie nur kurz zurück, seit 1975 lebt sie in der Kurstadt, arbeitete als Rechtspflegerin in Rheinbach, wo sie mehr als 30 Jahre lang vor allen Dingen Nachlass-Angelegenheiten erledigte.
Den Tod von Werner Esser hat sie nur schwer überwunden
Überzeugt, in die SPD in Bad Münstereifel einzutreten, hat sie Rainer Waasem. „Bad Münstereifel ist für Kinder ein Paradies. Ich wollte der Stadt etwas zurückgeben“, erklärt sie die Beweggründe, sich in der Politik zu engagieren. Als sie sich um ein Ratsmandat bemühte, trat sie zuerst im Bereich Otterbach an, 2014 und 2020 gewann sie das Direktmandat in Rodert. Es waren auch die zwei Legislaturperioden, in denen sie als stellvertretende Bürgermeisterin ehrenamtliche Repräsentationsaufgaben übernahm, was möglich war, weil sie nun beruflich im Ruhestand war. „Ich habe es geliebt, zu den Menschen zu gehen“, sagt sie. Was sie gerade bei den Besuchen älterer Bürger gemerkt hat: „Manche Leute sind sehr einsam.“ Deshalb seien die Gespräche wichtig gewesen.
Dass mit Sebastian Glatzel nun der erste hauptamtliche SPD-Bürgermeister gewählt wurde, freut sie sehr. Nah dran war die Partei bereits zehn Jahre zuvor. Statt eines Triumphs wurde es zur schwärzesten Stunde in ihrer Zeit in der Politik, auch wenn sie sagt, dass es sie vor allen Dingen menschlich sehr getroffen hat, dass am Wahltag der SPD-Bürgermeisterkandidat Werner Esser starb, der den ersten Wahlgang gewonnen hatte und gegen Sabine Preiser-Marian (CDU) in die Stichwahl hätte gehen müssen. „Der Tod von Werner war ein Schlag. Jahrelang ging es mir nicht gut, wenn ich nur den Namen erwähnt habe. Er war so ein liebenswerter Mensch“, sagt sie.
Als Anwohnerin setzte sie sich für eine Lampe an der Stiftskirche ein
Rückblickend ist die 76-Jährige nicht mit allen getroffenen Entscheidungen zufrieden, etwa mit dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept. Sie gibt zu: „Das ISEK mussten wir machen.“ Aber sie sei aus Kostengründen nicht damit einverstanden, die Maßnahmen sofort anzupacken. Und sie findet auch nicht jedes Projekt richtig. „Den Wallgraben hätte man besser nur durchgeforstet und gepflegt“, findet sie.
Froh hingegen sei sie über die Hartnäckigkeit in Sachen Friedwald. Das sei damals ein großes Politikum gewesen. „Ich bin sehr froh, dass wir das mehrheitlich entschieden haben.“ Sie erinnert sich auch noch daran, wie sie in Rodert von Haus zu Haus gelaufen sei, um die Bürger von einem Mobilfunkmast zu überzeugen. Der Mast kam, das Funkloch verschwand. Und dann gab es auch noch einen privaten Erfolg: Als Anwohnerin hat sie sich für eine Lampe in dem Durchgang zwischen Klosterplatz und Kirche stark gemacht.
Beim Wandern brach sie sich den zweiten Halswirbel
Einen großen Einschnitt gab es für sie vor fünf Jahren. Am 13. November 2020, mitten während der Corona-Pandemie, verunglückte sie schwer bei einer ihrer Lieblingstätigkeit: dem Wandern. „Es war ein wunderschöner Tag, und wir wollten nach Eicherscheid gehen“, erinnert sie sich. In Höhe des Eifelbades sei ihr schwarz vor Augen geworden, sie stürzte und fiel so unglücklich aufs Gesicht, dass sie sich den zweiten Halswirbel brach. „Als ich kurz wach wurde, konnte ich meine Beine nicht bewegen“, sagt sie. Bis ins neue Jahr befand sie sich im Koma, kämpfte sich aber zurück. Sie weiß aber: Bis an ihr Lebensende ist sie auf Krankengymnastik und Physiotherapie angewiesen.
Jüngst wurde Brigitte Fuchs im feierlichen Rahmen verabschiedet. Dabei äußerte sie ihr Bedauern, dass es in den vergangenen zehn Jahren verloren gegangen sei, nach den Sitzungen noch einen trinken zu gehen. „Die Sitzungen waren manchmal sehr lang. Aber ich hatte auch das Gefühl, dass kein Interesse mehr bestand“, erklärt sie. Dabei sei es immer sehr angenehm gewesen, sich nicht nur politisch, sondern auch privat auszutauschen. „Ein geselliges Beisammensein gab es eigentlich nur noch vor Weihnachten. Das hat mir gefehlt“, sagt sie.
Worauf sie sich nun freut? Auf mehr Zeit, auch mit ihren fünf Enkeln. „Wenn man das Ratsmandat ernst nimmt, muss man sich massiv vorbereiten“, sagt sie. Das hat sie meist sonntags gemacht, damit sie bei der Fraktionssitzung am Montag im Bilde war. Dienstags und mittwochs waren dann oft die Sitzungen. „Da hat man nicht viel Zeit“, sagt sie. Außerdem freut sie sich, dass es nach ihrer schweren Verletzung wieder mit dem Schwimmen klappt. Und lesen will sie viel. Sie liebt Krimis, etwa von Jussi Adler-Olsen, oder Biografien von Menschen, die es schwer im Leben hatten.
Die Serie
Sie haben teils Jahrzehnte die Geschicke des Kreises Euskirchen und die ihrer jeweiligen Stadt und Gemeinde mitbestimmt. Eine Reihe von langgedienten Volksvertretern zieht sich nun aus der Lokalpolitik zurück. Sie werden dem künftigen Kreistag beziehungsweise Rat nicht mehr angehören.
In Gesprächen mit der Redaktion ziehen sie Bilanz und plaudern ein bisschen aus dem „Maschinenraum“ der Kommunalpolitik.

