Zu viel ArbeitHofladen des Ziegenhofs in Kolvenbach geschlossen

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David Rauch vom Kolvenbacher Ziegenhof mit seiner Herde.

Der Holfladen ist, doch die Ziegenhaltung geht weiter: David Rauch vom Kolvenbacher Ziegenhof mit seiner Herde.

Die Krisen in den vergangenen Jahren haben beim Ziegenhof Kolvenbach Spuren hinterlassen. Der Betrieb wird sich verändern.

Auf dem 2011 gegründeten Kolvenbacher Ziegenhof ist der Hofladen geschlossen. Die Ziegenzucht will David Rauch aber nicht aufgeben. „Wir steigen nur von Vollerwerb auf Nebenerwerb um“, lautet seine Devise. Der Hirte ruft, und schon kommen 34 Ziegen in enger Reihe auf ihn zugelaufen. David Rauch, 41 Jahre alt, und seine Weißen Deutschen Edelziegen – ein Bild wie aus dem Bauernhof-Bilderbuch.

Geschickt nimmt er ein sechs Monate altes Zicklein auf den Arm. Das schaut daraufhin ein bisschen belämmert, aber grundsätzlich gilt angesichts des friedlich auf das Kommando zum Weitertrieb wartenden weißen Gemenges um Rauch herum: Alles in schönster Ordnung auf der Weide.

Kolvenbach: Arbeit auf dem Ziegenhof ist zu viel geworden

Doch der erste Blick trügt ein wenig, denn der 2011 eröffnete Hofladen, in dem unter anderem Ziegenmilch, Fleisch vom Zicklein sowie Salami und Schinken von den Alttieren angeboten wurden, ist seit einigen Monaten zu. Und das Konzept des Hofs von David und Vanessa Rauch gerade im Umbruch. Es sei einfach zu viel der Arbeit geworden, bilanziert der 41-Jährige die Ereignisse der vergangenen Jahre.

Rauch, der die Kenntnisse über die rechte Ziegenhaltung und die Bewirtschaftung eines Betriebs in Lehrgängen an einer Landwirtschaftsschule gelernt hat, musste vor einem Jahr erkennen, dass es so, wie es seit 2011 aufgebaut worden war, nicht mehr weiterging. Dabei ist er einer der wenigen in der Region, die sich im Haupterwerb auf die Ziegenhaltung konzentriert haben.

Krisen gehen am Ziegenhof nicht spurlos vorbei

Wettbewerber gibt es bei Weilerswist, dann aber erst in Gillenfeld in der Vulkaneifel und am Wascheider Stausee bei Prüm. Bei Rauch führte zum einen die schiere Menge an Büroarbeit, für die er vergeblich einen Mitarbeiter suchte, zum Nachdenken. Arbeit, die getan werden muss, ihn aber von der Hofarbeit abhält.

Dann kam Corona, danach die Flut, von der der Hof allerdings wenig betroffen war, schließlich die Energiekrise und die rasant gestiegenen Kosten für Futter, Verpackungsmaterial und Zutaten. Der Verkauf der Produkte aus der Käserei lief zäh. Einzig die Vermietung von sechs Ferienwohnungen, um die sich Vanessa Rauch kümmert, im Hauptberuf Lehrerin, ist da eine sichere Einnahmequelle. In der Summe alles ein bisschen viel.

Auf eigene Ziegenzucht soll nicht verzichtet werden

Den Eindruck vermittelt David Rauch, der auf die eigene Ziegenzucht nicht verzichten will. Er ist davon, seit er sie als Student in einem Kreta-Urlaub zum ersten Mal live erlebt hat, begeistert. Es ist sein Traumberuf, und den gibt man trotz widriger Umstände nicht so einfach auf. Die 34 Ziegen sollen künftig vor allem Dienstleister für die Kollegen sein: „Wir werden sie verstärkt als Landschaftspfleger auf verbuschten Weiden oder Obstwiesen einsetzen.“

Es sollen in Kolvenbach vermehrt Obstbäume gepflanzt werden

Ziegen gehen anders als Schafe auch in dorniges Gehölz und klettern selbst auf steiles Terrain. Zudem will Rauch vermehrt Obstbäume pflanzen. Eine Waldwiese, die als Weide wenig geeignet ist, weil sie zu feucht ist, soll mit einem ökologischen Mischwald aufgeforstet werden. Saisonal soll es Zickleinfleisch, Salami und Ziegenschinken geben, so David Rauch.

Er geht zurück zu seiner Herde und treibt sie über die schmale Straße am Hof von einer Weide auf die nächste auf der gegenüberliegenden Seite. Ja, Ziegen seien eher schwierig in der Haltung, dafür aber sehr intelligente Tiere – und machten einfach viel Freude, sagt der künftige Nebenerwerbslandwirt, der sich seinen Jugendtraum erfüllt hat.

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