Die Bad Münstereifeler Jugendfußballer haben seit der Flut drei Viertel ihrer Mitglieder verloren. Am Dienstag wird im Ausschuss diskutiert.
Wiederaufbau nach der FlutDer 1. FAV Bad Münstereifel wartet auf den Sportplatz

Auf dem Bad Münstereifeler Sportplatz landen seit der Flut keine Fußbälle mehr im Torwinkel.
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Die Enttäuschung wird im Gespräch mit Peter Kiedrowski schnell deutlich. Der Vorsitzende des 1. FAV Bad Münstereifel fühlt sich alleingelassen, vor allen Dingen von der Verwaltung. „Die Infos, die von der Stadt kommen, sind gleich null. Die Antworten auf meine Fragen sind dürftig“, sagt er.
Bei der Flutkatastrophe des 14. Juli 2021 wurde der Sportplatz in Bad Münstereifel zerstört. Seitdem dient er als Ablagestätte. Der Aufbau verzögerte sich auch aus einem kuriosen Grund: Der Sportplatz war eigentlich gar kein Sportplatz, sondern eine Friedhofserweiterung – zumindest laut Bebauungsplan. Bis zur Flut galt Bestandsschutz für den 1956 errichteten Sportplatz. Der endete mit der Zerstörung, weshalb eine Umwidmung erfolgen musste.
Planungen für den Sportplatz werden im Ausschuss vorgestellt
Deshalb konnte der Sportplatz-Aufbau in Bad Münstereifel nicht parallel zu den Spielstätten in Arloff und Hardtbrücke erfolgen. Danach folgten „andere wichtige und dringende Projekte im Sportsektor“, wodurch das Fachamt ausgelastet gewesen sei, wie es in der Vorlage für den Bildungs- und Sozialausschuss am 9. September heißt, in dem das Landschaftsarchitekturbüro Reepel & Schirmer aus Düren die Entwurfsplanungen vorstellen möchte. Ein „zeitaufwendiger und mit hohem Aufwand verbundener, aber zwingend notwendiger Schritt“ sei erfolgreich abgeschlossen worden, so die Stadt. Die Mitte 2024 bekannt gemachte Änderung des Bebauungsplans sei in Kraft getreten.
Eine Problematik mit der Frischwasserversorgung des zukünftigen Naturrasenplatzes sei mittlerweile geprüft und geologische Untersuchungen abgeschlossen worden. Derzeit, so die Stadt, würden die Ausschreibungen zum Abtransport der „auf dem Platz gelagerten Haufwerke“ vorbereitet.
Der 1. FAV Bad Münstereifel stirbt einen Tod auf Raten
Für den 1. FAV Bad Münstereifel wird es auch langsam Zeit. Denn wenn sich weiterhin nichts tut, um es ein wenig zu dramatisieren, hätte der Sportplatz auch Friedhofserweiterung bleiben können, weil der Fußballausbildungsverein einen Tod auf Raten stirbt. „Wir können gerade nichts tun und schauen zu, wie die Mitgliederzahlen schrumpfen“, so Kiedrowski. „Die Mitglieder gehen uns laufen.“ Genaue Zahlen hatte der Vereinsvorsitzende nicht parat, spricht aber von einem Verlust von drei Viertel der Mitglieder.
Bis auf eine eigenständige Bambini-Abteilung gibt es nur Spielgemeinschaften, unter anderem mit Arloff und Nöthen. Trainiert wird in Kreuzweingarten und Stotzheim – also im Stadtgebiet Euskirchen. „Wir haben nach der Flut bei der Stadt Euskirchen angefragt. Das erste halbe Jahr war man dort sehr nett, wir durften gegen eine kleine Gebühr die Sportplätze nutzen“, so Kiedrowski. Danach galt der – immerhin vergünstigte – Tarif für externe Vereine. Fördergelder, die man erhalten habe, seien aufgebraucht, es gehe an die Rücklagen des Vereins.
Verein weicht auf Sportplätze im Stadtgebiet Euskirchen aus
Kiedrowski kann nicht glauben, dass es auf dem neuen Kunstrasenplatz in Arloff keine Möglichkeiten gibt. Auch ein Training in Nöthen oder Schönau wäre sinnvoller als in Kreuzweingarten und Stotzheim. „Gerade im Sommer müssten in Arloff Kapazitäten vorhanden sein“, vermutet er. Vom Winter will er nicht sprechen, weil der SV Nöthen, wenn er seinen Rasenplatz witterungsbedingt nicht nutzen kann, nach Arloff ausweicht. Dafür hat Kiedrowski Verständnis.
Was ihn aber wurmt, ist der fehlende Dialog mit der Stadt, um Lösungen zu finden. „Wir wünschen uns eine ehrliche Kommunikation – besser gesagt: dass überhaupt eine Kommunikation stattfindet. Es geht um unsere Existenz und den Sport in der Kernstadt. Für den Schulsport gibt es keinen Sportplatz“, so Kiedrowski.
Leichtathletikkurs wird ins Heinz-Flohe-Stadion gebracht
Das sieht auch Steffen Behringer, Grünen-Politiker aus Arloff/Kirspenich, so, der hier aber ausdrücklich nicht für die Partei, sondern aus persönlicher und Trainersicht spricht. So werde der Leichtathletik-Leistungskurs des St.-Michael-Gymnasiums gegen Geld ins Heinz-Flohe-Stadion nach Euskirchen gebracht. Immerhin könnte nun direkt an der Schule eingeschränkt trainiert werden. Behringer findet: „Kinder und Schule haben in Bad Münstereifel keine Lobby.“ Er ärgert sich, dass es mit dem Sportplatz nicht weitergeht. Behringer, der die Leichtathleten des Euskirchener TSC trainiert, ist sich sicher, dass auch in Bad Münstereifel ein Interesse an Leichtathletik bestehe. Dass die Fußballer seit Jahren Geld an eine Nachbarkommune zahlen, kann er auch nicht nachvollziehen.
Der 1. FAV hatte sich bis zur Flut um den Sportplatz gekümmert. „Wir haben einen maroden Sportplatz bekommen und versucht, diesen bespielbar zu machen. Er war dann in keinem guten Zustand, aber man konnte darauf spielen“, fasst es Kiedrowski zusammen. Der Verein habe auch neue Tore und weiteres Equipment besorgt. Etwa ein Zelt, das als Umkleide diente, und einen Container mit Campingtoiletten. Und das eigentliche Gebäude am Sportplatz? „Als wir den Pachtvertrag unterschrieben haben, wurde das Gebäude gesperrt. Wir durften nur den vorderen Raum betreten, um das Flutlicht einzuschalten.“
Bei der Planung des neuen Sportplatzes, die am Dienstag vorgestellt wird, hätte der 1. FAV gerne mitgewirkt. „Wir haben ja auch noch einige Sachen, die vielleicht verwendet werden können.“ Und dann hofft Peter Kiedrowski auf den Effekt, den der RSV Arloff-Kirspenich derzeit verspürt: Dass mit dem neuen Sportplatz wieder ein Run auf den Verein beginnt. „Arloff war tot, so wie wir jetzt, aber bei uns war es nicht selbstverschuldet.“