Satzungsänderung oder Brunnenbau, das war die Frage in Bad Münstereifel. Doch plötzlich ging es auch wieder um Kunst- oder Naturrasen.
BewässerungsproblemDiskussion um Sportplatz in Bad Münstereifel ging in die Verlängerung

Derzeit rollen Bagger, aber keine Bälle auf dem Bad Münstereifeler Sportplatz
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Eigentlich wollten der städtische Hochbau-Amtsleiter Simon Mauel und Sportplatzplaner Michel Schirmer vom Büro Reepel Schirmer Landschaftsarchitektur aus Düren vom Bildungs- und Sozialausschuss nur eine Entscheidung haben, wie der Sportplatz in Bad Münstereifel bewässert werden soll. Doch daraus entwickelte sich eine lange Diskussion, in der man das Gefühl gewinnen konnte, dass einige Politiker gerne das Thema „Sportplatz“ komplett aufrollen wollten, auch wenn das am Ende dementiert und betont wurde, dass man einen Ausbau des Sportplatzes keinesfalls verzögern wolle.
Aber der Reihe nach: Bereits vor drei Jahren wurde beschlossen, dass der bei der Flut zerstörte Sportplatz in der Kernstadt als Naturrasen mit umlaufender Tartanbahn wiederaufgebaut werden soll. Hauptgrund war vor allem, dass dort Schulsport stattfinden und in dessen Rahmen auch das Sportabitur abgelegt werden soll. Einige Wurfsportarten, etwa Speerwurf, benötigen einen entsprechenden Untergrund. Auf Kunstrasen würden selbst die Einschläge von Hallenspeeren Dellen hinterlassen, so Schirmer.
Sportplatz wurde in den 1950er-Jahren auf Friedhofsgelände errichtet
Dass mit dem Aufbau des Sportplatzes, im Gegensatz zu Arloff und Mutscheid, wo der Ball längst wieder rollt, noch nicht einmal begonnen wurde, lag hauptsächlich an einer überraschenden bürokratischen Hürde: Laut Bebauungsplan befand sich der 1956 errichtete Sportplatz auf Friedhofserweiterungsgelände. Die Flut hob den Bestandsschutz auf, erst musste die Fläche in einem zeitaufwendigen Verfahren umgewidmet werden.
Nun stand der nächste Planungsschritt auf dem Programm: die Be- und Entwässerung. Letztere ist einfach: Oberflächenwasser wird in die benachbarte Erft geleitet. Zwischen Sportplatz und Fluss entstehen außerdem zwei Zisternen, die rund 15.000 Liter Wasser speichern sollen, die wiederum für die Bewässerung genutzt werden können.
Pro Bewässerung sind 80.000 bis 140.000 Liter Wasser fällig
Eine Naturrasenfläche muss zwischen März und Oktober regelmäßig gewässert werden – besonders im Sommer. 80.000 bis 140.000 Liter pro Bewässerung (die in größeren Abständen erfolgt) würden fällig. Diese Menge ist nötig, damit Wasser auch tief ins Erdreich dringen kann und Wurzeln dementsprechend tiefer wachsen, wodurch der Rasen robuster wird. Würde der Rasen durch Trockenheit kaputtgehen, müsste er erneuert werden, was laut Schirmer rund 20.000 Euro kosten würde.
Man muss kein Mathematikgenie sein, um zu dem Schluss zu kommen: Mit 15.000 Litern Wasser aus den Zisternen kommt man angesichts des hohen Wasserbedarfs nicht weit. Es ist also zusätzliches Wasser nötig. Der Ausschuss sollte nun entscheiden, ob dafür die entsprechende Satzung geändert werden soll und Frischwasser für die Sportfläche auch dann aus der Leitung entnommen werden darf, wenn dies den Bürgern untersagt wird (beispielsweise bei Wasserknappheit), oder ob ein Brunnen errichtet werden soll, dessen Wasser genutzt werden kann. „Wäre es meine Satzung, würde ich reinschreiben, dass Sportflächen ausgenommen sind“, sagte Schirmer.
Fraglich, ob Brunnenbohrung als Wiederaufbaumaßnahme gilt
Fraglich ist laut Wiederaufbau-Projektsteuerer Ronny Großer allerdings, ob die Kosten von etwa 50.000 Euro für die Brunnenbohrung aus Wiederaufbaumitteln bezahlt werden können. Ebenso unklar ist, ob der Brunnen genug Wasser für die Bewässerung des Sportplatzes liefert oder ob zusätzlich Frischwasser verwendet werden muss.
Mit der Entscheidungsfindung taten sich die Ausschussmitglieder recht schwer. Wilfried Schumacher (CDU) erwähnte wiederholt, dass ihm eine genaue Übersicht von Herstellungs- und Folgekosten fehle. Andreas Bühl (UWV) traute dem städtischen Bauhof die „immense Aufgabe“, den Sportplatz so zu pflegen, wie er es benötige, nicht zu.
Thilo Waasem (SPD) fragte sich, ob Wurfsportarten, die den Naturrasen nötig machen, überhaupt betrieben würden. Thomas Bell (BSW) nahm den Faden auf und fragte angesichts der leeren Kassen: „Ist das Sportabitur in Bad Münstereifel so bedeutend, dass wir dafür auf anderes verzichten?“ Die Konsequenzen der Satzungsänderung müssten ebenfalls definiert werden. „Wenn man wegen des Sportplatzes nicht duschen darf, ist das kontraproduktiv.“ Martin Mehrens (CDU) erinnerte sich, dass man sich auch deshalb für einen Naturrasen entschieden habe, weil er als Überflutungsfläche bei Hochwasser dienen könne. Es sei aber dennoch richtig zu fragen, ob der Mehraufwand „für vier Scheiben Diskus und Speerwurf“ nötig sei.
Kunstrasen ist in der Pflege günstiger, benötigt aber regelmäßig neuen Belag
Allerdings kann laut Michel Schirmer von einem Mehraufwand, was zumindest die Kosten angeht, keine Rede sein. Zwar sind die jährlichen Pflegekosten bei Naturrasenplätzen tatsächlich mit 31.000 (bei fest installierter Bewässerung) oder 43.000 Euro (bei mobilem Bewässerungswagen) höher als die Pflege eines Kunstrasenplatzes, die bei knapp 12.000 Euro liegt. Allerdings muss nach spätestens 15 Jahren der Teppich für rund 350.000 Euro gewechselt werden, während ein Naturrasen bei guter Pflege unendlich lange halten könne. Der Vorteil des Kunstrasens durch die geringeren Pflegekosten ist dann wieder egalisiert. Allerdings hat ein Kunstrasenplatz auch fast die doppelte Nutzungsdauer pro Jahr, weil im Herbst und Winter ein Naturrasen oft nicht bespielbar ist und er generell Ruhepausen benötigt.
„Auf den Sportplatz wird gewartet. Bad Münstereifel sollte einen Sportplatz haben, der mehr bietet als Fußballspielen“, versuchte Dr. Kerstin Oerter (Grüne) die Diskussion zu beschleunigen. Allerdings sahen einige Politiker noch Aufklärungsbedarf, unabhängig von der von Schumacher geforderten Kostenaufstellung. „Ist eine Brunnenbohrung genehmigungsfähig? Besteht eine Gefahr für den Grundwasserspiegel?“, fragte Waasem, der außerdem ein Nutzungskonzept vermisste. Der Ausschuss gab der Stadt nun einstimmig den Auftrag, die Wirtschaftlichkeit und die Folgekosten zu ermitteln und in Relation zu dem Brunnenbau zu stellen.
SV Houverath: Naturrasen erwünscht, Kunstrasen soll er erhalten
Der Sportplatz in Houverath war ebenfalls Thema im Bildungs- und Sozialausschuss. Vor drei Jahren wurde beschlossen, dass eine Verbesserung der Anlage geprüft werden soll. Ein aktueller Schaden am Platz, der laut dem städtischen Hochbau-Amtsleiter Simon Mauel für etwa 15.000 Euro ausgebessert werden muss, offenbarte eine gewisse Dringlichkeit.
Der SV Houverath bat in einem Schreiben um Umwandlung des Tennenplatzes in einen Hybrid- oder Naturrasenplatz. Die Verwaltung hatte die Aufwertung in einen Naturrasen oder einen Kunstrasenplatz vorgeschlagen sowie die reine Sanierung. Letzteres scheidet aber aus. „Es ist ein abgerockter Sportplatz. Das Invest in die Sanierung wird ein Dauerzustand sein, es gibt keinen Ballfangzaun, und auch die Reling ist in die Jahre gekommen“, erklärte Mauel.
Aus sporttechnischer Sicht, den Kosten und der Langzeitbespielbarkeit hat die Tenne das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis.
Und so könnte es sogar mehr werden, als der SV Houverath wollte. Der Ausschuss beschloss bei drei Enthaltungen, die Machbarkeit und Finanzierbarkeit eines Kunstrasenplatzes in Houverath zu prüfen und entsprechende Mittel in den Haushalt 2026 einzustellen. Die Behebung des Schadens gibt es ebenfalls, denn bis ein Ball auf einem Kunstrasen rollen wird, dürfte es nach Einschätzung der Verwaltung zwei Jahre dauern.
„Der Fußballbetrieb auf Tenne hat keine Zukunft. Die Zukunft eines Vereins ist an einen Kunstrasen geknüpft“, sagte Martin Mehrens (CDU). Dabei sang Sportplatzplaner Michel Schirmer ein Loblied auf die Tenne: „Aus sporttechnischer Sicht, den Kosten und der Langzeitbespielbarkeit hat die Tenne das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis.“ Allerdings bekämen die Vereine gespiegelt, dass sich die Spieler Kunstrasenplätze wünschten.
Der ohnehin schon kleine Platz wird im Falle einer Erneuerung sogar noch ein wenig schmaler, aber im Bereich der Norm bleiben. Der Grund: Aktuell ist der Abstand zwischen Seitenlinie und Ersatzbänken zu gering. Ein neuer Platz muss sich aber an die bestehenden Vorschriften halten.