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HandwerkSchreiner Hans-Peter Lückerath aus Nöthen feiert sein goldenes Meisterjubiläum

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Schreiner Hans-Peter Lückerath steht vor dem gerahmten goldenen Meisterbrief. Er ist umringt von ehemaligen Gesellen.

Der 74-jährige Schreiner Hans-Peter Lückerath aus Nöthen (im beigefarbenen Pullover) feierte den 50. Jahrestag seines Meisterbriefs mit den Gesellen, die er in dieser Zeit ausgebildet hat und die gerne zum Gratulieren zusammenkamen.

Die meisten kennen den Schreinermeister aus dem Bad Münstereifeler Ortsteil, der stets besondere Kreativität an den Tag gelegt hat, unter seinem Spitznamen Hacky.

Es gibt Menschen, die wissen nicht so recht, wofür sie da sind. Und es gibt andere, die sind immer da, wo gerade Hilfe benötigt wird. Zu den Letzteren gehört Hans-Peter Lückerath, der gerade das 50. Jubiläum seines Meisterbriefes gefeiert hat. In Bad Münstereifel kennt man den Schreinermeister unter seinem Spitznamen „Hacky“. Zehn ehemalige Gesellen, die bei ihm gelernt haben, hatte Hacky, ein treuer Beziehungsmensch, zu seiner Jubiläumsfeier eingeladen.

„Den Betrieb hat mein Großvater gegründet“, erinnert Lückerath sich und zeigt auf ein altes Foto mit den Fachwerkgebäuden, in denen sich auch heute noch die Schreinereifirma Lückerath befindet. Auf dem Bild ist auch ein Windrad zu erkennen. „Mit dem wurde die Säge angetrieben, die das Holz zugeschnitten hat“, erklärt Lückerath. Ökologie und Ökonomie des letzten Jahrhunderts. Gerne hätte er das Windrad heute noch: „Damit könnte man zum Beispiel eine Pommesbude betreiben.“

Die Brüder übernahmen die Schreinerei in Nöthen vom Vater

Dieses kreative Denken ist kennzeichnend für Lückerath, der mit seinem Bruder Walter zusammen die Schreinerei vom Vater übernommen hat. Beide sind inzwischen pensioniert, können aber nicht von ihrer Leidenschaft für Holz und dessen Bearbeitung lassen. Als Inhaber des einzigen Schreinereibetriebes in der weiteren Umgebung erreichen sie immer wieder Anfragen. Mal geht es um Kinderspielzeug, mal um eine Sitzbank, deren Bretter erneuert werden müssen. Hacky ist da: „Eigentlich machen wir immer Spezialaufträge.“

Das war auch 2017 so, als die Stadt Bad Münstereifel den vermutlich einzigen noch existierenden regionalen Heimaltar im Romanischen Haus erneuern ließ. Hacky unterstützte das Projekt mit seinen Fähigkeiten. „Alle Bürgermeister von Bad Münstereifel kennen mich.“

Der Schreiner steht in seiner Werkstatt. Auf dem Tisch steht ein aus Holz geschnittener Heißluftballon, im Hintergrund schaukelt eine Pumuckl-Figur.

Immer noch ist Hans-Peter Lückerath aktiv dabei, spezielle Kundenwünsche in Holz umzusetzen.

Das liegt an seinem unvergleichlichen Engagement. Zum Jubiläum gratulierte der neue Bürgermeister von Bad Münstereifel, Sebastian Glatzel, mit einem persönlichen Besuch. Landrat Markus Ramers schrieb einen Brief und zur Feier in der Schreinerei erschien überraschend der Euskirchener Bürgermeister Sacha Reichelt. Der bekräftigte: „Solche engagierten Menschen wie Herrn Lückerath brauchen wir in unserer Gesellschaft.“

Mit welcher Energie Lückerath seinen Weg ging, wird schon früh erkennbar. 1951 geboren, tritt er nach seiner Zeit bei der Bundeswehr mit 20 Jahren eine Lehre beim Vater an. Zur Berufsfachschule muss er nach Euskirchen fahren. Im Anschluss an die Lehre besucht er die Fachoberschule. Kaum fertig, geht es mit der Meisterschule los, die er dreimal in der Woche abends in Siegburg besucht. Ein weiter Weg von Nöthen aus.

Nebenher gibt er Klavierunterricht, spielt Fußball und engagiert sich ehrenamtlich. Seine berufliche Tätigkeit ist ihm nicht genug Engagement. Er begibt er sich in die Vorstände des Karnevalsvereins, der Kirche und des Fußballvereins in Nöthen. Bei der Flutkatastrophe 2021 ist er in Bad Münstereifel zur Stelle, um zu helfen, wo es nötig ist. Seine Energie scheint keine Grenzen zu kennen.

Alle Bürgermeister von Bad Münstereifel kennen mich.
Hans-Peter Lückerath ist für sein Engagement bekannt

28 Jahre war er in seiner Schreinerei für das Sozialtherapeutische Heim im Einsatz, einer Einrichtung für Menschen mit Alkoholabhängigkeit. Morgens holte er die Bewohner ab, um mit ihnen zu arbeiten und nachmittags gestaltete er mit ihnen die Freizeit: „Das waren mehr als nur Mitarbeiter – wir waren sowas wie eine Familie“, denkt er sichtbar glücklich zurück.

Beim Gang durch die Werkstatt zeigt er die Arbeiten, die er mit den Bewohnern gemacht hat. „Noch heute treffe ich manchmal auf Ehemalige. Die sagen dann: Was war das für eine schöne Zeit bei dir in der Werkstatt.“ Lückerath kommt aus dem Schwärmen nicht heraus, wenn er auf all die Zeiten und Menschen zurückblickt, die sein Leben erfüllt haben. Immer wieder strahlt er aus seinem ehrlichen Gesicht. Ein Raum in der Werkstatt steht voll mit Musikinstrumenten. Hier probt die Band „Rostfrei“. Lückerath selbst kommt nicht mehr zum Musizieren. „Man kann im Leben nicht immer alles machen.“ Bekannt ist Hacky in Nöthen und darüber hinaus schon seit über fünfzig Jahren für eine andere Besonderheit: Er spielt den Nikolaus.

Hacky ist großer FC-Köln-Fan und hat eine Dauerkarte für die Spiele

Das ganze Leben dieses Schreinermeisters scheint nur darauf ausgerichtet zu sein, anderen Hilfe und etwas Glück zu bringen. Darin geht er auf. Und so bietet er auch dem Bürgermeister Reichelt seine Hilfe an: „Vielleicht wird ja irgendwo eine Bank benötigt?“ Eine seiner Bänke aus schwerer Eiche steht in einem Zwischenraum. Die Rückenlehne zeigt das Wappen des 1. FC Köln. Für diesen Verein hat er sich schon seit seiner Kindheit begeistert. Ein Erbe seines Vaters. Hacky ist Mitglied im Verein und hat schon immer eine Dauerkarte.

Seine Mitarbeit in den Vereinsvorständen hat der 74-Jährige aufgegeben: „Da müssen Jüngere ran.“ Gesundheitlich hat er in den vergangenen Jahren zu kämpfen gehabt. Er nimmt es gelassen: „Ich bin ein lustiger, humorvoller Typ, ich lass mich nicht unterkriegen.“

Was ihn etwas traurig stimmt, ist die Tatsache, dass niemand die Schreinerei übernehmen wird. Wie es aussieht, werden er und sein Bruder die Familientradition beenden. Doch solange er kann, will er weitermachen. Einfach, weil es ihm Spaß macht.

Seine Frau Donate, mit der er in diesem Jahr die Silberhochzeit gefeiert hat, steht ihm zur Seite. Denn sie kann gut mit den neuen Medien umgehen, Hans-Peter ist mehr fürs Praktische. Im Regal im Werkraum stehen seine aktuellen Schöpfungen: Schubfächer, Pumuckl-Figuren und andere Kreationen aus Holz. Auftragsarbeiten. Er hilft halt gerne.