Ab Juli wird das bisherige Rathaus in Blankenheim umgebaut. Das Interesse an den 21 künftigen Wohnungen ist groß.
21 Wohnungen entstehenDas alte Rathaus von Blankenheim wird zum Schwanenwinkel

„Think different“ mahnt der Schriftzug an einer Säule im ehemaligen Sitzungssaal. Auch er wird Teil einer neuen Eigentumswohnung.
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„Schwanenwinkel“ heißt das alte Rathaus ab sofort. 21 überwiegend barrierefreie Wohnungen entstehen dort, wo über gut 50 Jahre Gemeinderäte Beschlüsse fassten, das Ordnungsamt Knöllchen verschickte, der Kämmerer um den Haushalt kämpfte. Die Verkaufsgespräche haben begonnen und werden im Saal „Seeblick“, dem einstigen großen Sitzungssaal, geführt. 100 Interessenten haben sich schon einen Beratungstermin reservieren lassen.
„Das tut gut“, sagt Boris Enning über die hohe Nachfrage. Seine Orbis GmbH ist Käufer und Investor in den Umbau des alten Blankenheimer Rathauses zur neuen, schicken Eigentumswohnungsadresse. Doch gerade sieht es um ihn herum noch nicht nach Zukunft aus. Im Eingangsbereich des aus dem Jahre 1973 stammenden Verwaltungsbaus stapeln sich Kisten, zum Beispiel mit Neonröhren. Ausgediente Leuchtenabdeckungen aus den Büros lehnen an den Wänden, es findet sich eine Menge Krempel. Was eben übrig geblieben ist nach dem von Fachbereichsleiterin Michaela Bell organisierten zweitägigen Umzug der Verwaltung in den kernsanierten einstigen Konsum.
Der Umbau des alten Rathauses in Blankenheim beginnt im Juli
Wie ein Lost Places wirkt das Gebäude nun. Aber nicht lange: Der Umbau beginnt im Juli, die Fertigstellung ist im Laufe des Jahres 2026 vorgesehen. Das Gros der Kaufinteressenten kommt aus der Gemeinde. Deren Bürger hat Enning mit an alle Haushalte verteilten Einladungskarten bevorzugt. Die großen Immobilienportale im Internet bleiben bisher außen vor.

Kisten und Krempel hat Michaela Bell im Griff. Die Fachbereichsleiterin hat den kompletten Umzug der Verwaltung organisiert.
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Eine zur Aktenschranktür umfunktionierte ehemalige Außentür (vorne) war ein Kuriosum im Bürgermeisterzimmer.
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Eine „Blankenheim-Krawatte“, die beim Auszug gefunden wurde, sowie den Schlüssel zum Rathaus übergab Jennifer Meuren an Boris Enning.
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Für die zwischen 40 und 132 Quadratmeter großen Wohnungen gibt es naturgemäß bisher nur Entwürfe und Bildsimulationen. In der Summe aber steht schon fest: „Das alte Rathaus wird von uns komplett entkernt, bis auf die Betonsäulen, die Decken und die Treppe“, so Enning. Auch die beiden schweren, jeweils doppelflügeligen und kunstvoll verzierten Aluminiumguss-Eingangstüren müssen raus. Sie seien schlicht nicht abgedichtet, so Enning. Daher heißt es nun in Blankenheim: Rathaustüren günstig abzugeben! Enning sucht Interessenten, die mit den zu ihrer Entstehungszeit vermutlich als todschick geltenden Zugangssperren noch etwas anfangen können.
Auf das Gebäude werden neue Geschosse gebaut
Die Entkernung bezieht sich naturgemäß auch auf die Raumaufteilung. Der Zimmertrakt mit dem bisherigen Amtszimmer von Bürgermeisterin Jennifer Meuren ist der einzige Raum im alten Rathaus, der drei Türen hat. Dieses Büro, das Vorzimmer und das daran anschließende Büro ihres Allgemeinen Vertreters und Kämmerers Robin Poensgen werden komplett verwandelt. Die Zimmer werden dann ebenso Teil einer neuen Eigentumswohnung mit Balkon sein wie einstigen eher dunkle Büros im Kellergeschoss. Die werden zur Gartenwohnung mit Terrasse umgebaut. Die 21 Wohnungen entstehen nur in den vorhandenen Geschossen. Es werden ein neu aufgesetztes, drittes Obergeschoss und darüber Dachgeschoss entstehen.
Letztgenanntes wird eher eine Luxuswohnung mit freiem Blick über die Dächer von Bankenheim, so Enning. Dazu wird auch ein eigener Aufzugschlüssel gehören. Um die beiden obersten Ebenen zu erreichen, muss die vorhandene Treppe aus italienischem Marmor nicht deutlich verlängert werden. Sie wurde in der Erbauungszeit des Rathauses bis zu einem möglicherweise nötigen dritten Obergeschoss durchgebaut. Das bis dato tote Ende werde so zur „Treppe der Zukunft“, sagt Enning.
Der Preis pro Quadratmeter beginnt bei 3900 Euro
Eine Zukunft, die bei Quadratmeterpreisen ab 3900 Euro kein sozialer Wohnungsbau sein wird. Fußbodenheizung ist in allen Räumen vorgesehen, gespeist wird die aus einer Wärmepumpe. Das ganze Gebäude wird ein Effizienzhaus 70, fast alle der neuen Wohnungen werden barrierefrei gestaltet.
Die Begrünung von Carports und Garagen ist ebenso vorgesehen. Balkone und Freisitze werden dann für eine optisch völlig neue Ansicht des „Schwanenwinkels“ sorgen. Ob sich der Name jedoch im Volksmund durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.
Die Bürgermeisterin wirft keinen traurigen Blick zurück
Für Bürgermeisterin Jennifer Meuren jedenfalls ist der Abschied aus dem alten Rathaus mit dem 1970er-Jahre-Charme eher ein Freudentag, an dem nicht der rund fünf Jahrzehnte gedacht wird, in denen im Großen Sitzungssaal für die Gemeindeentwicklung bedeutsame Entscheidungen getroffen wurden. Dort ist es etwa um die Umwidmung der einstigen Real- und Hauptschule zur heutigen Gesamtschule Eifel gegangen, um Investitionen in Straßen und Kanäle oder auch um die Ausweisung neuer Bau- und Gewerbegebiete.
Meuren und das Rathausteam haben mit dem Auszug auch die Ehemaligen-Galerie der Amtsvorgänger Meurens aus dem Treppenhaus mitgenommen. Eine Wand im jetzigen Rathaus ist dafür schon gefunden. Wohin der „Schinken“ kommen soll – eine großformatige Ansicht Blankenheims in Öl von Curtius Schulten, die im Foyer der Bürgermeisterebene hing –, ist hingegen noch nicht geklärt. Und auch die mannshohe, barocke Nepomuk-Statue in einer Schutzvitrine am Nebeneingang des alten Rathauses harrt auch noch der künftigen Verwendung. An einer der Brücken im neugestalteten Giesenbachtal oder unterhalb davon könnte ein Brückenheiliger seinen Zweck erfüllen.