EifelmuseumAusstellung in Blankenheim zeigt, wie das Leben auf einer Burg aussah

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Wolfgang Doppelfeld und Dr. Ruth Kirstgen stehen hinter zwei Pappaufstellern mit historischen Kostümen.

Im Prunk höfischer Kleidung des Grafenpaares von Manderscheid-Blankenheim von Anfang des 17. Jahrhunderts sind Wolfgang Doppelfeld und Dr. Ruth Kirstgen vom Förderverein Eifelmuseum zu sehen. Die Besucher können sich auch so fotografieren.

Zur neuen Ausstellung im Eifelmuseum Blankenheim gibt's eine Führung und viele Informationen per Smartphone-App.

„Burgen – Machtsymbol und Lebensraum“ heißt die neue Ausstellung im Blankenheimer Eifelmuseum. Sie wird an diesem Donnerstag, 11. April, eröffnet. Das Besondere daran: Es sind nicht nur Bilder mit Eifelburgen von Eifelmalern zu sehen, sondern zahlreiche Ausstellungsstücke dokumentieren das einstige Leben in den Gemäuern. Zudem gibt es erstmals einen Audio-Guide zur Schau.

Das Konzept haben Dr. Ruth Kirstgen, Johannes Mertens und Wolfgang Doppelfeld vom Förderverein Eifelmuseum entwickelt und die Ausstellung mit rund 35 Exponaten im Obergeschoss des Museums eingerichtet. Teils stammen die Exponate aus ihren eigenen und weiteren Privatsammlungen sowie den Dauerleihgaben des Eifelgemäldesammlers Alois Sommer. Finanziert wird die Arbeit des Fördervereins durch die Stiftungen der Kreissparkasse Euskirchen, die VR-Bank Nordeifel und den jährlichen Zuschuss der Gemeinde Blankenheim.

Besuchern wird die Nutzung der Museums-App empfohlen

Zu sehen sind Bilder und Objekte in sechs neuen Vitrinen, die der Förderverein für rund 10.000 Euro anschaffen konnte. Sie sind nur eine didaktische Ebene. „Wir haben zehn Smartphones an der Empfangstheke vorbereitet, auf denen per App weitere Informationen abgerufen werden können“, so Michelle Karschat von der Gemeindeverwaltung. Wer sein eigenes Smartphone dabei hat, kann sich die App Museum2Go kostenlos aus den App-Stores laden (gibt es für Android- und Apple-Geräte). Karschat hat die Texte und Audios zusammengestellt. Da die Erläuterungen an den Exponaten eher spärlich sind, ist die App-Nutzung sehr zu empfehlen.

In einer Vitrine ist ein präparierter Falke samt Falknerhandschuh und Falkenhäubchen zu sehen. Die Exponate kommen vom Wildfreigehege Hellenthal – und dazu kann ein Video von einer Falkenflugschau in Hellenthal angesehen werden. Wenig steht so sinnbildlich für einen einst exklusiv dem Adel vorbehaltenen Sport wie die Falknerei, die Stauferkaiser Friedrich II. (1194-1250) bekannt machte.

Zwei Taufhäubchen werden in der Ausstellung gezeigt.

Wertvolle Taufhäubchen gab es für den adligen Nachwuchs.

Wo bleibt da das Leben des „einfachen Volkes“ in der Schau, die wenigstens Hinweise auf das Leben in einer Burg geben könnte? Im 19. Jahrhundert kann in von Vertretern der Burgenromantik gemalten Bildern der bekanntesten Adelssitze der Region diese Frage in der Schau nicht mehr beantwortet werden. Da waren die Gemäuer bis auf wenige Ausnahmen nur noch unbewohnte Ruinen.

Ölgemälde: Eifeler Burgen dürfen in Blankenheim nicht fehlen

Fritz von Wille etwa hatte auch nicht diesen Anspruch: Er ist mit zwei verschiedenen Formaten der in lodernden Nebelschwaden geheimnisvoll leuchtenden Ruine der Kurtrierer Niederburg in Manderscheid vertreten. Curtius Schulten steht ihm in der Faszination der aufgegebenen Landmarken und Herrschaftszeichen wenig nach. Die Motive sind insgesamt bekannt: Burg Are oberhalb von Altenahr, Burg Monschau, Burg Blankenheim, oder gleich drei Ansichten des Burgortes Reifferscheid.

Blick in den Ausstellungsraum im Obergeschoss des Museums, in dem einige Ölgemälde zu sehen sind.

Auch Burgenbilder, etwa Fritz von Willes Niederburg in Manderscheid (l.), sind in der Ausstellung zu sehen.

Welche Artefakte könnte man zeigen, um einen Eindruck vom streng nach Klassen getrennten Lebensraum zu verdeutlichen? Hier gab es etwa in Kronenburg und Reifferscheid im Schatten des eigentlichen Adelssitzes ein vielgestaltiges Leben mit Handwerksbetrieben, Landwirten und einfachem „Gesinde“, wie man es nannte. Diese Lebensbereiche waren zwar innerhalb des ummauerten Bereiches rund um eine Burg – und damit unter ihrem direkten Schutz –, aber nicht auf der Burg selbst. Dort war das höfische Leben eine eigene Welt. Aus ihr stammen meist die erhaltenen Artefakte, Gebrauchs- und Alltagsgegenstände, Gemälde oder Mobiliar.

So zeigt auch die Blankenheimer Schau vornehmlich Exponate, die an feudale Zeiten erinnern: Wertvoll bestickte Taufhäubchen oder ein Kelchvelum aus der Blankenheimer Pfarrkirche. Das ist zusammengesetzt aus Stücken eines mutmaßlich adeligen Frauengewandes aus dem 15. oder 16. Jahrhundert, für den liturgischen Gebrauch durch ein aufgesticktes Kreuz umgewidmet. Zugleich dient das bunte Tuch den Ausstellungsmachern als Symbol für eine der Freizeitbeschäftigungen adeliger Damen: die Stickerei.

Mittelalterliche Burgen faszinieren Kinder auch heute noch

Auch aus einer Blankenheimer Privatsammlung stammen um die 400 Jahre alte, zweifarbige Trinkgläser aus böhmischem Kristall. Sie deuten ebenfalls auf einen den Wenigen vorbehaltenen Lebensstil. Aus anderem Zusammenhang stammt die Eisenkugel, die man im Garten unterhalb der Burg Blankenheim gefunden hat, so Wolfgang Doppelfeld: „Sie stammt mutmaßlich aus einer Blide, einer mittelalterlichen Wurfschleuder, die bei Burgbelagerungen eingesetzt wurde.“

Das Foto zeigt eine Playmobil-Burg mit Katapult und einer Ritter-Spielfigur.

Die Burg als Spielzeugwelt ist an einem Playmobil-Modell zu sehen.

Neueren Datums ist eine Playmobil-Burg, die für die anhaltende Faszination des Mittelalters inklusive der Verkitschung steht. Bei einer Spielzeugtauschbörse innerhalb des Rahmenprogramms zur Schau können Miniburgen und Zubehör auch ihren Besitzer wechseln.

Zu den ergänzenden Angeboten gehört auch das Konzept der „Kulturellen Mittagspause“, bei der das Museumsteam um Michelle Karschat die Ausstellung und das begleitende Audio-Konzept vorstellt. Und wer will, kann im Erdgeschoss fürs Selfie hinter den Pappkostümen von Graf Johann-Arnold von Manderscheid-Blankenheim und Gräfin Antonia einmal neuzeitliches Herrscherpaar spielen.

Wer noch Tipps für möglichst viel Burgleben in möglichst unzerstörter Kulisse sucht, der sollte sich auf den Weg zur Burg Eltz machen oder zum Schloss Vianden. Auf Burg Eltz etwa lebten tatsächlich über Jahrhunderte gleich mehrere Adelsfamilien auf engstem Raum. Sie ist bis heute unzerstört und in Privatbesitz, aber für Führungen offen.


Veranstaltungen zur Ausstellung im Blankenheimer Eifelmuseum

Die Ausstellung „Burgen – Machtsymbol und Lebensraum“ im Eifelmuseum Blankenheim, Ahrstraße 55-57, ist bis zum 22. April 2025 zu sehen. Das Museum ist an diesem Donnerstag ab 14 Uhr geöffnet, die Vernissage ist um 19 Uhr. Sonst ist bis Oktober montags bis freitags von 10 bis 16 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 9.30 bis 15 Uhr, ab November täglich von 11 bis 15 Uhr.

Im Begleitprogramm findet im Eifelmuseum unter anderem am Samstag, 27. April, 11 bis 13 Uhr, eine Spielzeugtauschbörse statt. Am Dienstag, 30. April, 18 Uhr, hält Dr. Gabriele Rünger den Vortrag „Wie es meinem standt vnd reputation zukompt – Die Reichsgräfinnen aus dem Hause Manderscheid-Blankenheim“. Am Donnerstag, 20. Juni, 18 Uhr, steht mit „Wasserversorgung auf Burgen des Mittelalters“ ein Vortag von Dr. Klaus Grewe an. Das gesamte Programm gibt's online.  

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