Löschgruppe AhrhütteDer Traum vom eigenen Feuerwehrauto rückt näher

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Die Ausstattung der Löschgruppe zeigen Guido Mahlberg (l.) und Manfred Schmitz.

Die Ausstattung der Löschgruppe zeigen Guido Mahlberg (l.) und Manfred Schmitz.

Blankenheim-Ahrhütte – Von den 13 Löschgruppen in der Gemeinde Blankenheim ist die in Ahrhütte die kleinste – und die einzige im oberen Ahrtal bis zur Landesgrenze. Doch nicht nur das: Die 14 Aktiven haben auch die vermutlich älteste Einsatztechnik und noch nicht einmal ein Einsatzfahrzeug. Noch nicht.

Ein eher trauriges Bild bietet sich mit Blick auf „Geräteschuppen“ und „Mannschaftsraum“ der Löschgruppe Ahrhütte. Letzterer ist ein nur mit einem Elektroofen notdürftig beheizbarer, heruntergekommener, alter Wohncontainer. Und ein eigenes Einsatzfahrzeug? In einer von einem Privatmann angemieteten Garage – Monatsmiete: ein niedriger zweistelliger Eurobetrag – steht ein Youngtimer. Baujahr 1964 ist der Tragkraftspritzenanhänger, darin eine Tragkraftspritze aus dem Jahr 1984. Der Anhänger wird hinter den Trecker eines Bauern gespannt, der so freundlich ist, zu unterstützen. Und mit diesem Museumsstück sollen die Feuerwehrleute retten, löschen, bergen, schützen – jedenfalls die Vorbereitungen treffen können.

Guido Mahlberg und Manfred Schmitz, beide stellvertretende Löschgruppenführer, zucken nur mit den Schultern. Es gibt ja derzeit in der einzigen Löschgruppe im Ahrtal zwischen Blankenheim und der Landesgrenze nicht einmal einen Löschgruppenführer. Keiner hat die nötige Ausbildung. Dennoch: 14 Aktive, das ist schon deutlich mehr als noch vor wenigen Jahren.

Sechs Neue in der Gruppe

Die Lage ist auch der Gemeinde bekannt. Jahrelang geschah nichts, weil es keine Perspektive gab. Das sah jedenfalls die Politik so. „Das ist eine Katze, die sich in den Schwanz beißt“, so Alfred Reintges, der Leiter der Gemeindefeuerwehr mit derzeit 325 Aktiven. Nach den Vorgaben sind das 35 zu wenig, was durchaus im Rahmen des Üblichen sei, so Reintges. Das mit der Katze meint er, weil es in Ahrhütte zu wenige Aktive gibt: „Deshalb wird hier nicht investiert. Und weil zu wenig investiert wird, können wir kaum junge Leute begeistern mitzumachen.“

Doch Mahlberg, der sich wie Schmitz daran erinnert, dass die Löschgruppe in den 1970er Jahren bis zu 24 Aktive hatte, machen die 14, die es derzeit sind, Hoffnung: Das sei eine Trendumkehr. Man habe 2020 sechs neue Feuerwehrkameraden gefunden, so Mahlberg. Darunter seien zwei mit dem Ehrgeiz, die Qualifizierung zum Löschgruppenführer zu erreichen. Und dadurch hat sich auch die Perspektive für Investitionen deutlich verbessert.

Hilfe im Ahrtal

Acht Minuten soll die maximale Anfahrtzeit zum Einsatzort betragen. Doch wie soll das im Ahrtal zwischen den Höfen von Oberahreck bis nach Ahrdorf, wo es wie in Uedelhoven auf der Höhe keine Löschgruppe gibt, funktionieren? Für die erste Hilfe entlang der B258 und bis zum Kreisverkehr mit der L115, oder etwa im Feriendorf oberhalb des Ortes, beladen sie in Ahrhütte seit ungefähr zehn Jahren schnell aus der Garage die privaten Autos. „Mit allem, was wir haben: Schläuchen, Anschlüssen, Leitern“, so Guido Mahlberg, fahren sie dann los.

Zur Hilfe kommen je nach Örtlichkeit die Kameraden aus den Orten oberhalb des Ahrtals. Für den Bereich Ahrhütte die aus Dollendorf, ansonsten auch aus Hüngersdorf oder Freilingen und Lommersdorf. Ahrdorf erhält die Hilfe im Notfall aus Dorsel jenseits der nahen Landesgrenze, Uedelhoven aus Üxheim oder Leudersdorf. (sli)

Auch das hat Mahlberg so am 22. September bei einer Krisensitzung zwischen Reintges, Vertretern der Löschgruppe und der Verwaltung zu Protokoll gegeben. Damals wurde ein ganzer Mängelkatalog erstellt, der jetzt abgearbeitet werden soll – von der Neuausstattung mit einer Sirene in der Dorfmitte und am Ferienpark bis zu den mindestens vierteljährlichen Ausbildungstrainings an den Einsatzfahrzeugen in Dollendorf. Dort ist die Technik vorhanden, die auch die Ahrhüttener im Einsatzfall nutzen können müssen.

„Seit 30 Jahren hoffen wir nun schon, dass wir auch ein eigenes Einsatzfahrzeug kriegen“, so Mahlberg. Bislang vergeblich, doch unverhofft könnte sich das jetzt zum Guten wenden: Seitens des Landes NRW wurde der Gemeinde ein Löschfahrzeug für den Katastrophenfall zugeteilt. Es ein LF 20 Kat S, das bereits in Münster abgeholt wurde. Es wird zunächst bei der Löschgruppe in Freilingen stationiert.

In Freilingen ist man daher überausgestattet, was bis zum Jahresende einen Fahrzeugtausch auslöst, der am Ende Ahrhütte zugute kommen soll: Aus Freilingen wird zunächst ein Tragkraftspritzenfahrzeug nach Alendorf gebracht. Das Fahrzeug dort, ein Transit, in den eine Tragkraftspritze eingeschoben werden kann, käme nach Ahrhütte.

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Das Fahrzeug ist zu groß

Doch passt das Fahrzeug in Ahrhütte in die kleine Garage? Mahlberg zieht das leise quietschende Tor zur Garage auf: In voller Pracht leuchtet der feuerwehrrote Anhänger. Er nimmt den meisten Platz ein. Links hängen die Schutzhelme am Haken, rechts stehen Leitern, lagern Schläuche, Äxte und anderes. Die Dienstkleidung fehlt – aus Platzmangel, vor allem aber, weil die Garage zu feucht ist. Nach dem ersten Schimmelbefall haben die Aktiven ihre Jacken und Hosen lieber mit nach Hause genommen.

Mahlberg, er ist selbständiger Schreiner, greift zum Zollstock, den er immer bei sich trägt. Er misst Höhe, Tiefe, Breite. „Das wird wohl kaum passen“, so sein Fazit. Und dann? Reintges runzelt kurz die Stirn: „Dann müssten wir zur Not als Gemeinde ein Grundstück kaufen und eine Fertiggarage drauf stellen. Am besten noch mit Platz genug drum herum für einen Mannschaftsraumanbau.“ Hochwassersicher muss der Platz auch sein. Bis der gefunden und die neue Garage aufgestellt ist, muss eine Zwischenlösung her. Mahlberg bietet einen überdachten Stellplatz auf seinem Privatgrundstück an. Dort habe, bis er von der Flut mitgerissen wurde, sein alter Campingwagen gestanden. Der neue sei bestellt und bis zum Herbst 2022 da – der Platz ist nun für ein gutes halbes Jahr frei

Für Löschgruppe Ahrhütte wäre alles das wie ein kleines Wunder. „Und für unsere jungen Aktiven ein wichtiges Zeichen, dass sich was tut“, hofft Guido Mahlberg. Den Youngtimer von 1964, den Tragkraftspritzenanhänger samt der auch schon 28 Jahre alten Spritze, können sie dann vielleicht einem Technikmuseum schenken.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Fassung des Berichtes hieß es, dass das Tragkraftspritzenfahrzeug der Feuerwehr Freilingen nach Mülheim kommt. Dies war jedoch falsch.

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