MillionenprojektBlankenheimer Rathaus im alten Konsum wird teurer und später fertig

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Fünf Personen stehen vor einem Haus, an dessen Fassade Plakate hängen.

Mit 100.000 Euro fördert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz das Projekt. Den Scheck überreichte Ortskuratorin Dr. Roswitha Steinbrink (M.) an Bürgermeisterin Jennifer Meuren (links neben ihr).

Das historische Konsum-Gebäude in Blankenheim wird zum Rathaus umgebaut. Jetzt sind weitere Schäden offenbar, die das Projekt verteuern und verzögern.

Was Anwohner längst wussten oder zumindest ahnten, hat sich bewahrheitet: Alle historischen Holzdecken im ehemaligen Konsum an der Ahrstraße müssen erneuert werden. Das Gebäude aus dem Jahr 1738, das zum neuen Rathaus wird, gleicht derzeit eher einer großen, lichten Halle.

Im öffentlichen Teil des Ausschusses für Gemeindeentwicklung sorgte die Diskussion dazu für einigen Wirbel. CDU-Fraktionschef Herbert Daniels wirkte verärgert: „Das ist alles anders, als wir es uns vorgestellt haben. Im Moment haben wir an der Ahrstraße 50 so viele Unwägbarkeiten, was die Bausubstanz und den Denkmalschutz angeht. Wir fragen uns, ob es nicht sinnvoller ist, einen Schnitt zu machen.“

CDU-Chef befürchtet, dass die Kosten aus dem Ruder laufen

Damit meinte er nicht den Baustopp an der umstrittenen Baustelle im historischen Ortskern. Den Umbau wie den Kauf des Gebäudes hat der   Gemeinderat schließlich beschlossen. Die CDU fühle sich „natürlich an den demokratisch gefassten Beschluss gebunden“, so Daniels. Aber: „Wir sollten überlegen, ob die jetzt gewählte Bauweise wirklich die richtige ist.“ Er befürchte schlicht, „dass uns die Kosten aus dem Ruder laufen.“

Damit traf er nicht nur auf Zustimmung. Wilfried Wutgen, Fraktionschef der SPD im Gemeinderat, fuhr Daniels in die Parade: „Das haben wir doch alle am Runden Tisch und in der Fraktionsvorsitzenden-Runde besprochen. Das gehört hier nicht in den öffentlichen Teil, wo die Presse anwesend ist.“ Er bat CDU-Fraktion angesichts der Bedenken der Christdemokraten mit Blick auf Probleme mit der Bausubstanz, steigende Kosten und Bauzeitverlängerung, „einen neuen Antrag“ zum Bauprojekt zu stellen. Die von Wutgen erwähnten Gremien sind zwei von fünf, die nicht-öffentlich tagen, aber, so Bürgermeisterin Jennifer Meuren, keine Beschlüsse fassen.

Im Blankenheimer Konsum sind die Decken herausgerissen

Daniels begründet seinen Unmut. Nach seinen Angaben lagen den Ausschussmitgliedern keine aussagekräftige Fotos vom Zustand der Baustelle vor. Vor Ort sieht man derzeit eine bis auf die Mittelwand aus Bruchsteinen leergeräumte Halle. Alle alten Holzdecken mussten herausgerissen werden. Die Holzböden waren schlicht faul. Das hatte der mit dem Umbau beauftragte Architekt Wolfgang Beyss auf Anfrage schon im Mai des vergangenen Jahres befürchtet.

Doch die Schäden sind noch gravierender: Statische Untersuchungen ergaben, dass die alte Mittelwand aus Bruchstein nicht mehr stabil genug ist. Doch sie muss alle Decken über neue Tragetaschen stützen. Also muss die Wand massiv verstärkt werden. Das teilte die Verwaltung in einer Vorlage zum Ausschuss mit. Was bedeutet das, bezogen auf die Umbaukosten, die derzeit bei rund 7,5 Millionen Euro liegen, von denen fünf Millionen über Städtebaumittel des Landes gefördert werden?

Eine erste Schätzung ergibt Mehrkosten von 100.000 Euro

„Wir müssen den Nachtrag zusammenstellen lassen vom Rohbauunternehmer, dann vom Architekten und unserer Fachabteilung prüfen lassen, bevor die Summe in den Gemeinderat kommt“, so Meuren. Es geht nach derzeitiger Schätzung um mindestens 100.000 Euro. Die erwartbaren Mehrkosten will die Gemeinde laut Meuren durch Umschichtungen aus dem Gesamtbudget der 21 Millionen Euro an Städtebaufördermitteln bezahlen. Die sind unter anderem auch für die Gesamtschule Eifel, die Freizeitanlagen am Weiherpark und die Umgestaltung der Ahrstraße gedacht. So macht das künftige Rathaus derzeit vor allem bezogen auf seine alte Bausubstanz Probleme.

Der vom Denkmalschutz als erhaltenswert beurteilte Teil des Gebäudes wird derzeit weiter reduziert, wenn schon alle Decken fehlen und Teile der Tragkonstruktion verstärkt werden müssen. Eine mehr als zehn Meter hohe, fast komplett entkernte, alte Gebäudehülle ist aber auch ein nicht alltäglicher Anblick. Zwischenzeitlich kam es hier im Herbst 2022 zu einem knapp einwöchigen Baustopp für Untersuchungen der Bodendenkmalpflege. Gefunden wurde dabei nichts von Bedeutung. In der Ahrstraße wird zwischen der Einfahrt am Rathaus und dem Eifelmuseum ab Aschermittwoch die Einbahnstraße aufgehoben, weil an der Baustelle ein großer Kran auf die Straße gestellt wird. Schon jetzt steht fest: Statt wie geplant im ersten Quartal 2024 wird der Umbau erst zum zweiten Quartal fertig.

Ob die CDU zum Konsum-Umbau einen neuen Antrag im Gemeinderat einbringt, ist noch offen. Auf der Tagesordnung des Gremiums steht das Thema wieder am 16. März.

Nicht-öffentliche Runden in Blankenheim

In der Kommunalpolitik in Blankenheim gibt es neben den Fachausschüssen und dem Gemeinderat, die alle in öffentlichen und nicht-öffentlichen Sitzungen tagen, eine zweite Gesprächsebene mit allen Fraktionen und Vertretern der Verwaltung. Die Arbeitskreise Runder Tisch Bauprojekte, Strategie und Haushalt sowie Friedhof tagen nicht öffentlich, ebenso die Fraktionsvorsitzenden einmal monatlich per Telefonkonferenz und zu jedem Sitzungsturnus. Dort dürfen keine Beschlüsse gefasst, allerdings Absprachen getroffen werden. (sli)


Denkmalschutz-Stiftung unterstützt das Projekt mit 100.000 Euro

Mit 100.000 Euro unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit Sitz in Bonn die Sanierung und den Umbau des Hauses aus dem Jahre 1738 zum neuen Rathaus. Dr. Roswitha Steinbrink, Ortskuratorin Euskirchen/Eifel der DSD, überreichte den Symbolscheck. „Das ist für die DSD schon eine größere Summe“, so Steinbrink. Man hoffe, dass das Geld und die neue Nutzung des Gebäudes zur Belebung der Ahrstraße beitragen.

Die Fördersumme setzt sich aus Spenden, Erträgen der Treuhandstiftungen der DSD sowie Mitteln von West Lotto und der Lotterie Glücksspirale zusammen. Der ehemalige Konsum ist eines der 720 von der Stiftung unterstützten Projekte in Nordrhein-Westfalen. Das Geld wird nach Angaben von Guido Waters, Wirtschaftsförderer der Gemeinde, unter anderem für die Neueindeckung des Dachs mit Solar-Dachziegeln genutzt. Zudem müssten alle Sparren erneuert werden. Zur Ahrstraße hin werden sieben Dachgauben eingebaut und es wird erstmals eine Dämmung verbaut.

Ob die 100.000 Euro der DSD für all dies reichen, ließ Waters offen. Auch 2023, das kündigte Bürgermeisterin Jennifer Meuren an, werde man einen Förderantrag bei der DSD stellen: „Jetzt geht es um die barocke Treppe, die erhalten werden kann.“ Sie müsse aufgearbeitet und einzelne Stufen erneuert werden. In Zusammenarbeit mit der „Jugendbauhütte“ der DSD will die Gemeinde Blankenheim zudem die barocke Eingangstür erneuern lassen. (sli)

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