Jazziger LeckerbissenBegeisternde Hommage an Snarky Puppy in Kronenburg

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Kronenburg Konzert (1)

Unter der Leitung von Frank Reinshagen boten die Musiker Arrangements von Snarky-Puppy-Stücken.  

Dahlem-Kronenburg – Das war ein Leckerbissen für Freunde des experimentellen zeitgenössischen Big-Band-Jazz: Im Innenhof des Hauses für Lehrerfortbildung gastierte das saarländische Silent Explosion Orchestra mit einer 90-minütigen Hommage an die gefeierten Kollegen Snarky Puppy aus Texas.

Im Big-Band-Jazz ist seit einigen Jahren die gezielte und variable Grenzüberschreitung der Trend: Funk und Swing, Afro-Jazz, Gospelelemente und Rhythm’n’Blues – alles passt, wenn es plausibel arrangiert und gekonnt interpretiert wird. Das 2004 gegründete Snarky-Puppy-Musikerkollektiv ist seit einigen Jahren in der Jazzszene weltweit gefeiertes Paradebeispiel für diesen Ansatz. Das 29-köpfige Ensemble spielt in wechselnden Besetzungen, das Fusion-Konzept wird so Teil des Selbstverständnisses. Snarky Puppy hat bisher vier Grammys gewonnen.

Vielseitigkeit ist Trumpf beim Silent Explosion Orchestra

Ähnlich interpretiert auch das 2014 vom Schlagzeuger Kevin Naßhan gegründete Silent Explosion Orchestra die Ziele eines zeitgenössischen Jazz für große Ensembles: Vielseitigkeit ist Trumpf.

Das war auch der Effekt dieses Konzertes in 18-köpfiger Besetzung unter der Leitung des in Kronenburg lebenden Musikers und Komponisten Frank Reinshagen. Der gebürtige Saarländer unterrichtet an der Kölner Hochschule für Musik und Tanz Jazzkomposition. Er hatte Kompositionen von Snarky Puppy für eine klassisch besetzte Big Band neu arrangiert.

Kronenburger Konzert wurde vom Land gefördert

Fünf Saxofone, vier Posaunen, vier Trompeten, Piano, Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren – das war die Vorgabe für die Arbeit von Reinshagen, der dafür Mittel seiner Hochschule bekam. Auch das Land NRW, das das Haus in Kronenburg betreibt, hatte 50 Prozent der Kosten für die Durchführung des Konzertes übernommen. „Und es so erst möglich gemacht“, so Hausherr Martin Schöddert.

Rund 100 Zuhörer waren vor Beginn des Konzerts guter Dinge: „Ich habe 53 Jahre im Musikverein Trompete und Zugposaune gespielt. Wann kriegt man solche Musik schon mal in Kronenburg zu hören?“, so Walter Brandenburg. Er wurde nicht enttäuscht. Die Vielgestaltigkeit, Verspieltheit, die schnellen stilistischen Wechsel und der Musikwitz von Snarky Puppy waren immer wieder überraschend.

Ensemble spielte 90 Minuten ohne Pause

Satter Funk der Rhythmusgruppe bildete die treibende Basis für freejazzige Soli. Der nahtlose Übergang von Groove zu polyphonem Bläsersound war nichts Überraschendes. Rollende, minimalistisch-monotone Klangteppiche aus Bass, Schlagzeug und Piano dienten als Basis für ausgedehnte Klangreisen im Retrostil. Da ließ die afrikanische Jazzband von Fela Kuti aus den 1970er-Jahren grüßen.

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Das Ensemble, das schon CDs veröffentlicht hat, stellte so jedoch sein Licht unter den Scheffel. Man würde die Band gerne einmal mit eigenen Kompositionen hören. 90 Minuten ohne Pause spielte die Big Band. Man wolle niemandem die Gelegenheit zum vorzeitigen Verlassen bei einer Konzertunterbrechung geben, so Reinshagen. Die Skepsis war unbegründet. Stattdessen gab es begeisterten Beifall.

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