PartnergemeindenRadfahrer aus Sarzeau fahren 920 Kilometer zum Besuch nach Dahlem

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Das 13-köpfige Team aus Sarzeau wurde in Kronenburg von Vertretern des deutschen Partnervereins empfangen.

Dahlem-Kronenburg – Das muss tiefe Freundschaft sein – oder Leidenschaft: 13 Fahrradfahrer aus Sarzeau in der Bretagne haben sich am 27. August auf die 920 Kilometer lange Stecke in die Partnergemeinde Dahlem gemacht. Nach sieben Tagen kamen sie am Freitag in Kronenburg an. Hier erwartete sie über das Wochenende ein Programm mit Exkursionen und Freundschaftstreffen.

Der Mont Ventoux, um sofort den Vergleich einer der traditionsreichen Königsetappen der Tour de France zu bemühen, kam bei dieser speziellen „Tour de France-Allemagne“ am letzten Tag: Der Anstieg hoch zum Haus für Lehrerfortbildung ließ auch Hervé Landré nach 99 Kilometern der siebten Tagesetappe vom belgischen Bastogne nach Kronenburg noch ordentlich schwitzen. Landré nahm es wie seine zwölf Kumpels vom Radsportverein Vélo Sport de Rhuys Sarzeau gelassen: „Wir waren schon mal mit einer neunköpfigen Gruppe in der Schweiz.“

Radler hatten mit dem Ostwind zu kämpfen

Tatsächlich muss es Freundschaft zur Partnergemeinde oder pure Radsportbegeisterung sein, die 13 erwachsene und sichtlich nicht mehr ganz junge Menschen dazu bringt, sich angesichts der Hitze der vergangenen Tage auf eine 920 Kilometer lange Strecke zu machen. „Die Sonne war nicht so das Problem, es war der Wind. Wir fuhren ja nach Osten, und der Wind kam immer von Osten, immer Gegenwind“, so Hervé Landré.

Um den möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, habe man ab und zu so etwas wie den „Belgischen Kreisel“ praktiziert: Die Gruppe fährt in zwei Reihen in verschiedenen Geschwindigkeiten und wechselt sich so mit der Führung ab. Die Technik ist auch beim Mannschaftsfahren in der Tour de France zu sehen.

Weltradsportverband-Präsident stammt aus Sarzeau

Als Team Sarzeau-Dahlem verstehen sich die 13, die einen prominenten Fürsprecher für die Strapaze hatten. Ex-Bürgermeister und jetziger Landrat David Lappartient ist zugleich Präsident des Weltradsportverbands UCI (Union Cycliste Internationale). Lappartient stammt aus Sarzeau. Warum nicht, soll er den Aktiven des örtlichen Radsportvereins gesagt haben. Die Idee, noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie 2019 ins Auge gefasst, konnte mit dreijähriger Verspätung umgesetzt werden.

„Wir sind täglich sechs Stunden gefahren, haben eine Kaffeepause und eine Mittagspause gemacht, abends wurde dann richtig gut gegessen“, so Hervé Landré. Die Übernachtungen in Hotels am Etappenzielort waren gebucht, die Route ausgetüftelt: Vornweg die 13 Aktiven, dahinter in Minibussen zwei Begleitpersonen, Gepäck, Fahrradanhänger.

Königsetappe war 162 Kilometer lang 

So ging es am ersten Tag zunächst nach Vitré – 152 Kilometer. Etappe zwei führte über 126 Kilometer nach Alençon, Tag drei über 131 Kilometer nach Pacy-sur-Eure, Tag vier über 146 Kilometer nach Compiègne, nördlich von Paris. Dort startete das Team am 31. August nach Rocroy, mit 162 Kilometern die Königsetappe.

Was dann folgte, bezeichneten die Radwanderer aus der Bretagne als die schönsten und schwersten Ertappen: Es ging durch die Ardennen, erst nach Bastogne über 111 Kilometer und rund 800 Höhenmeter, am Schlusstag nach Dahlem, 99 Kilometer und an die 1200 Höhenmeter. Am frühen Freitagnachmittag nahmen Marga Dederichs und Anneliese Kinnen, die Vorsitzenden des Dahlemer Partnerschaftsvereins, die französischen Freunde am Schwarzen Mann oberhalb von Prüm in Empfang und begleiteten sie bis Kronenburg.

Aus Freundschaft zwischen den beiden Gemeinden

„Wir haben das aus Überzeugung für die Freundschaft zwischen unseren Gemeinden gemacht und für die deutsch-französische Freundschaft“, so Hervé Landré. Ein Sommerausflug über 920 Kilometern auf ganz normalen Tourenrädern, wenn auch in semiprofessioneller Qualität – aber ohne Hilfsmotor. „Bio-Radfahren“, grinste Anneliese Kinnen.

Sie und die Freunde aus dem Partnerschaftsverein hatten am Wochenende für die Radler ein umfangreiches Programm auf die Beine gestellt mit zahlreichen Treffen, gemeinsamen Abendessen und Exkursionen, etwa nach Mariawald und Heimbach. Am heutigen Montag startet die Rückreise – in den beiden Kleinbussen, die Fahrräder auf dem Hänger.

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Fest steht: Die Dahlemer werden keinen Gegenbesuch per Fahrrad unternehmen. So radsportbegeistert ist man zwischen Frauenkron und Schmidtheim dann doch nicht. Aber vielleicht kann man stattdessen in Etappen Richtung Normandie wandern. Das dauert bei einem Tageslimit von 30 Kilometern einen Monat. Mindestens.  

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