Beim Tag der offenen Tür konnten die jungen Besucher das Angebot der Einrichtung erkunden. Eine Mitarbeiterin sprach über Herausforderungen.
Corona und Flut getrotztHaus der Familie fördert seit 50 Jahren Euskirchener Nachwuchs

In der hauseigenen Turnhalle durften sich die kleinen Besucher am Tag der offenen Tür nach Herzenslust austoben.
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In einer Küche kann es schon mal hektisch zugehen. Ob im Restaurant oder zu Hause: Konzentration ist gefragt, um die Garpunkte zu treffen und Sonderwünsche zu erfüllen. Konzentriert gingen auch die Kinder im Haus der Familie in Euskirchen zu Werke, als sie am Tag der offenen Tür begeistert die Sandküchen nutzten – und schnell alles andere um sich herum vergaßen.
Die Rezepte entstanden spontan, eine Einmischung von Eltern oder Betreuern war verboten, wie Mitarbeiterin Barbara Rudolph betonte. „Die meisten Kinder haben unsere Sandküche so noch nie gesehen, aber eigentlich ist alles, was ihnen zur Verfügung steht, selbsterklärend. Ohne Vorgaben können sie ganz nach ihren Vorstellungen vorgehen. Das fördert Kreativität und Selbstbewusstsein.“ Trotz unbekannter Materialien stürzten die Kinder sich auf ihr kleines Küchenprojekt und ließen erst wieder davon ab, als das Betreuerteam Platz für die nächsten Besucher schaffen musste.
Euskirchen: Haus der Familie fördert Nachwuchs seit halbem Jahrhundert
Die Sandküchen sind eines von vielen Beispielen, wie im Haus der Familie seit 50 Jahren der Euskirchener Nachwuchs gefördert wird. Bei den spielerischen Elementen liegt der Fokus jedoch nicht auf modernen Spielsachen, wie es sie zuhauf in den Regalen in Geschäften zu kaufen gibt. Stattdessen stehen an den Spielinseln etwa ganz alltägliche Gegenstände wie Papprollen, Kartons oder leere Plastikflaschen im Mittelpunkt. „Es muss nicht ständig neues Spielzeug gekauft werden“, erklärte die pädagogische Mitarbeiterin Miriam Zavelsberg: „Die Kinder ahmen im Alltag gerne die Dinge nach, mit denen sich Mama und Papa beschäftigen. Darum nutzen sie zum Spielen auch am liebten die gleichen Materialien.“
Während diese Spielinseln jedoch auf der Beliebtheitsskala der kleinen Besucher oft hinter der Open-Air-Sandküche zurückstehen mussten, waren die Angebote in der Turnhalle im Untergeschoss des Gebäudes ein Highlight. Auch hier verfolgten die Mitarbeiterinnen ein klares Konzept mit den bereitgestellten Sportutensilien, ließen den Kindern aber freie Hand bei deren Erkundung. „Nach der Pädagogik von Elfriede Hengstenberg bestehen alle Geräte aus Holz, die die Kinder ohne unsere Einmischung bespielen können“, erklärte Mitarbeiterin Renate Niemiec: „Sie sollen sich dabei völlig auf ihr eigenes Sicherheitsgefühl verlassen und selbst entscheiden, ob sie noch eine Stufe höher klettern wollen oder nicht.“
Corona und Flutkatastrophe waren Herausforderungen
Während bei den Langzeitspielkursen nicht einmal Sportmatten auf dem Boden nötig seien, wurde beim Tag der offenen Tür doch nicht auf die zusätzliche Sicherheit verzichtet. „Bei den Kursen kenne ich die Kinder sehr gut und weiß, dass sie sich nur zutrauen, was sie dann auch wirklich schaffen können. Heute ist das ein wenig anders, weshalb ich von diesem Konzept leicht abgewichen bin.“
Mit Blick auf die entspannte Stimmung war es am Tag der offenen Tür nur schwer vorstellbar, dass ein solch lockerer Alltag im Haus der Familie lange Zeit undenkbar war. „Nach der Flut stand das gesamte Souterrain unter Wasser“, erinnerte sich Barbara Rudolph: „Da viele Familien auch daheim mit ähnlichen Sorgen beschäftigt waren, hat man die Anspannung bei Eltern und Kindern schon sehr deutlich gemerkt.“
Auch die Corona-Pandemie im Vorfeld habe die Arbeit sehr erschwert. „Im Umgang mit den Kleinsten, die im Alter von acht bis zwölf Wochen hierherkommen, ist es ungemein wichtig, dass sie die Mimik ihres Gegenübers sehen können. Das war durch die Masken nicht möglich.“ Umso glücklicher sind Barbara Rudolph und das Team, dass nach diesen Krisen wieder die Normalität im Haus der Familie eingekehrt sei.
Hintergrund zum Haus der Familie
Zahlreichen Bereichen des Alltags widmen sich die Angebote im Haus der Familie am Herz-Jesu-Vorplatz in Euskirchen. Von Bewegungsangeboten über Yoga-Kurse und Veranstaltungen für Angehörige von demenzerkrankten Personen bietet das Jahresprogramm, eine große Bandbreite, mit der alle Generationen angesprochen werden sollen. Das Programm ist online auf der Webseite der Familienbildungsstätte einzusehen.