Für Sicherheit bei Veranstaltungen zu sorgen, stellt viele Vereine vor Herausforderungen – und birgt Risiken. Dies verdeutlichte ein Experte im Auftrag der Ehrenamtsagentur des Kreises Euskirchen.
SicherheitVereine im Kreis Euskirchen sehen sich vor hohen Hürden bei Veranstaltungen

Sicherheit geht vor: Mit Containern, wie hier in Zülpich, haben einige Vereine im Straßenkarneval die Zugwege gesichert.
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Stellenweise machte sich Frustration breit. „Dann machen wir besser nichts mehr“, seufzte ein Vereinsvertreter angesichts all der Anforderungen und Risiken, die mit einer Veranstaltung einhergehen. Die Ehrenamtsagentur des Kreises Euskirchen hatte Falco Zanini für einen Vortrag im Nettersheimer Kloster verpflichtet. Das Thema: Veranstaltungssicherheit im Ehrenamt. Das Interesse war groß, 27 Vertreterinnen und Vertreter von 19 Vereinen waren gekommen, für mehr war kein Platz.
Zanini ist nach eigenen Angaben seit 45 Jahren in der Veranstaltungsbranche tätig, hat einen Meistertitel in Veranstaltungstechnik, war unter anderem für die Sicherheit des Rockfestivals in Wacken 2015 verantwortlich und für die Rammstein-Tournee 2019. Er bot einen zweistündigen Schnelldurchlauf durch Sicherheitsvorschriften, Haftungsfragen, Brandschutz, Gefahrenabwehr. Eines war nachher klar: Wer eine Veranstaltung plant, begibt sich auf heikles Terrain, sowohl in technischer als auch in juristischer Hinsicht.
Gefährlicher Bühnenaufgang aus gestapelten Paletten
Positive Beispiele für sichere Veranstaltungsorte seien selten, sagte Zanini. Stattdessen hatte er Fotos mitgebracht, wie es nicht sein sollte. Ein Bühnenaufgang aus gestapelten Paletten, abenteuerliche Konstruktionen, um einen Beamer aufzuhängen, Zelte, die mangels Ballastes keiner Sturmbö standhalten können. Manches war offensichtlich, bei einigen Bildern brauchte es schon den Fachmann, um die Schwachstelle zu erkennen.
Sein Rat an die Vereinsvertreter: „Sie müssen immer an den dümmsten anzunehmenden Besucher denken.“ Vor allem bei Festen, wo viel getrunken werde: „Bis 11 Uhr wird getanzt, nach 11 Uhr passieren andere Dinge.“

Das Interesse der Vereinsvertreter war groß, als Falco Zanini im Kloster Nettersheim über die Sicherheit bei Veranstaltungen sprach.
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Eine besondere Dimension hat die Sicherheit bei Veranstaltungen im Freien seit den Anschlägen in Berlin, Magdeburg und zuletzt in Mannheim. Auch in der Eifel hatten die Karnevalsgesellschaften selbst in den kleinen Orten versucht, Zufahrtsstraßen abzusperren, damit mögliche Amokfahrer nicht in die Menschenansammlungen rasen konnten. Falco Zanini stellte klar: „Für Terrorabwehr ist der Staat zuständig.“ Die Kosten dafür könnten nicht den Veranstaltern auferlegt werden.
Betonklötze halten nicht unbedingt einen Lastwagen auf
Er zeigte auch die Schwachstellen der verschiedenen Sperrungen auf. Betonklötze hielten einen Lastwagen nicht unbedingt auf. Die Straße mit einem Kieslaster oder einem Traktor zu blockieren, sei auch keine gute Idee. Denn der müsse ja notfalls beiseite fahren, wenn die Feuerwehr durchmüsse. Also müsse der Fahrer vor Ort bleiben: „Ist halt schwierig, den Kollegen, der da sitzt, zu gefährden“, meinte der Referent. Hundertprozentige Sicherheit gebe es nicht, man könne lediglich das Risiko und letztlich das Ausmaß des Schadens minimieren.
Er hätte sich gewünscht, dass Vertreter der Kommunen zur Veranstaltung gekommen wären, sagte ein Vereinsvertreter. Denn letztlich sind die es, die die Sicherheitskonzepte der Vereine genehmigen.

Anregungen aus dem Vortrag nahmen Manuel Schleiermacher (l.) und Gerd Vieth von den Zülpicher Blauen Funken mit.
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Die Kommune sei sehr zugänglich, lobte Leonhard Hess vom Gewerbe-, Verkehrs- und Verschönerungsverein Nettersheim. Der richtet alljährlich zwei Veranstaltungen auf der Steinfelder Straße aus. Die zu sichern sei aufwendig. Auf ein ganz anderes Problem wies Sabine Jäckel hin. Die Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Müggenhausen berichtete, dass sie beim Maifest auf ein Kabel hingewiesen habe, das eine Stolperfalle gewesen sei: „Das will keiner hören.“
Sie müssen immer an den dümmsten anzunehmenden Besucher denken.
Es werde immer schwieriger für die Vereine, beklagen Manuel Schleiermacher und Gerd Vieth von den Zülpicher Blauen Funken. Aber: „Es ist uns bewusst, dass es Regularien geben muss“, sagt der stellvertretende Kommandant Schleiermacher. Die Karnevalisten hätten bei ihren diesjährigen Veranstaltungen am Kölntor den Platz mit Containern abgesperrt – nach bestem Wissen und Gewissen. In jedem Fall sei es gut, dass der Kreis eine derartige Veranstaltung anbiete. Aus dem Vortrag des Experten hätten sie in jedem Fall ein paar Punkte mitgenommen.
Vera Ahlbach von der Ehrenamtsagentur kann sich durchaus vorstellen, noch einmal zum Thema Veranstaltungssicherheit einzuladen. Diesmal hatte es nicht Platz für alle gegeben, und der Wunsch nach weiteren Informationen fand sich auch in den Feedback-Bögen. Denn, wie ein Teilnehmer sagte: „Wir wollen ja weiter Veranstaltungen auf die Beine stellen. Sonst ist irgendwann das Ehrenamt tot.“