Keine Zeit durch Pandemie, Flut und KriegKatholische Jugendagentur in Euskirchen weiht neue Räume ein

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Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Tobias Schwaderlapp (2.v.l.) hielt einen Wortgottesdienst ab.

Die neuen Räume der katholischen Jugendagentur sind zwei Jahre nach dem Umzug eingeweiht.

Die neuen Räume der katholischen Jugendagentur sind zwei Jahre nach dem Umzug eingeweiht – der Zeitverzug kam durch Pandemie, Flut und Krieg.

Mit einem Wortgottesdienst samt anschließender Segnung hat am Freitagnachmittag das „Gleis C“ seine Türen geöffnet. Aber nicht nur das „Gleis C“, der jugendpastorale Ausgangsort in Euskirchen, sondern auch die gesamten Räumlichkeiten der Katholischen Jugendagentur (KJA) in der Bahnhofstraße.

Wenn wir hier rausgehen, haben wir das Gefühl, es hat sich ein Wunder ereignet
Tobias Schwaderlapp

Für den Wortgottesdienst hatte Diözesanjugendseelsorger Tobias Schwaderlapp die Hochzeit zu Kanaan ausgewählt, bei der Jesus Wasser in Wein verwandelt haben soll. Denn laut dem Geistlichen ist Jesus auch stets dabei, wenn Leute feiern. „Ich habe es mit Blick auf unsere Arbeit ausgesucht. Wir tun, was wir können, packen an und füllen die Krüge bis zum Rand“, sagte er. Den Rest mache Jesus. „Wenn wir hier rausgehen, haben wir das Gefühl, es hat sich ein Wunder ereignet“, sagte Schwaderlapp.

Obwohl die offizielle Segnung der Räumlichkeiten am vergangenen Freitag stattfand, war der Umzug schon viel früher über die Bühne gegangen. „Wir sind 2020 umgezogen, mitten in der Pandemie“, berichtete der Geschäftsführer der KJA Bonn, Rainer Braun-Paffhausen. Darauf folgte die Flutkatastrophe. Davon war das „Gleis C“ laut dem KJA-Geschäftsführer zwar nicht betroffen, jedoch die Häuser und Wohnungen von 20 Mitarbeitenden. „Dann kam der Krieg“, sagte Braun-Paffhausen. Es seien da einfach keine Zeit und kein Platz für die Eröffnung gewesen.

Pastor Tobias Schwaderlapp segnete jeden einzelnen, neuen Raum mit Weihwasser

Nach so einer langen Wartezeit ließ es sich Pastor Tobias Schwaderlapp nicht nehmen, jeden einzelnen Raum mit Weihwasser zu segnen. Angefangen beim großen Raum im Eingangsbereich des Erdgeschosses, in dem unter anderem Sprachkurse stattfinden. Weiter ging es im jugendpastoralen Ausgangsort, dem „Gleis C“, und Büroräumen im Erdgeschoss.

In den drei Obergeschossen des Gebäudes an der Bahnhofstraße befinden sich weitere Räume. Da es sich bei diesen laut Kathrin Friedrich, Fachbereichsleiterin für Jugendsozialarbeit, um ehemalige Wohnungen handelt, sind eine Küche, kleine Badezimmer und in der obersten Etage sogar ein Raum für Kinderbetreuung vorhanden.

Neues Programm: Respekt Coaches sind im Einsatz für Antidiskriminierung

Die Büros bieten Platz für den Jugendmigrationsdienst, das Kommunale Integrationsmanagement (KIM), die Respekt Coaches und das Teilhabemanagement. „Die Respekt Coaches sind das neueste Programm“, sagte Friedrich. Laut Fachbereichsleiterin haben die Coaches Partnerschulen, in denen sie etwa im Einsatz für Antidiskriminierung sind.

Auch im „Gleis C“ gibt es ein vielfältiges Angebot – vom gemeinsamen Filme schauen bis hin zu Gesprächsrunden. „Es ist ein Ort der Begegnung in jeglicher Hinsicht“, sagte Kathrin Friedrich. Zudem sei der Raum mithilfe der Jugendlichen ausgestattet worden. Die Leitung des „Gleis C“ hat Julian Röttgen inne. Er habe Theologie studiert und verbinde als Jugendreferent Sozialarbeit und Seelsorge, sagte Röttgen.

Es gibt auch Männertreffen, bei denen wir zum Beispiel über positive Männlichkeit sprechen
Julian Röttgen

„Es gibt auch Männertreffen, bei denen wir zum Beispiel über positive Männlichkeit sprechen“, so Röttgen weiter. Dabei beschäftigen sich die Jugendlichen etwa mit Fragen wie „Bin ich ein normaler Mann, wenn ich Trauer zulasse?“. Bei Aktionen wie Klettern oder Schmieden, die Mut erfordern, werden die Gespräche laut Röttgen umgesetzt.

In dem Gebäude an der Bahnhofstraße gebe es zudem eine kleine Einheit für Hausaufgabenhilfe oder auch Integrationssprachkurse mit Schwerpunkt Jugend, sagte Kathrin Friedrich. „Die Jugendlichen werden parallel im Hintergrund von mir und Epiphanie Uwimana begleitet“, ergänzte Norbert Weber, Leiter des Jugendmigrationsdienstes Euskirchen.

Uwimana ist pädagogische Mitarbeiterin beim Jugendmigrationsdienst Euskirchen. Das, was Norbert Weber mit mehr als 30 Jahren Erfahrung allen zugewanderten Menschen empfiehlt, die nicht mehr schulpflichtig sind, sind Sprachkurse. „Nach ein paar Monaten verstehen viele dann mehr Deutsch“, sagte Weber.

„Oft bleibt man noch einige Jahre in Kontakt, das verliert sich irgendwann, und sie brauchen uns nicht mehr. Es ist eine sehr befriedigende Arbeit“, so der Leiter des Jugendmigrationsdienstes. In einem Kalender wurden bereits junge Menschen vorgestellt, die laut Kathrin Friedrich eine gelungene Integration demonstrieren. „Wir wollen damit die Akzeptanz für Integration und Vielfalt stärken“, so Friedrich.

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