Euskirchen verwandelte sich für eine Nacht in eine Musikhochburg. Tausende Menschen genossen in Kneipen und Sälen das vielfältige Programm.
KneipenfestivalMusik-Fans kamen beim Nightgroove in Euskirchen voll auf ihre Kosten

Eine Reise in die 1970er-Jahre boten die Cover Kidzz musikalisch wie optisch.
Copyright: Cedric Arndt
Ein Kölsch pro Kneipe. Das hatten sich Paul Neumann und Hans-Josef Schwartz für den Nightgroove vorgenommen. „Jetzt hängen wir allerdings schon seit fast einer Stunde hier im Casino fest, weil uns die Musik so gut gefällt. Das könnte knapp werden, heute alle Bands zu sehen. Aber um ehrlich zu sein: Das ist uns bislang noch nie gelungen“, gestand Paul Neumann und lachte.
Zum mittlerweile 20. Mal lockte das Festival Tausende Besucher in die Innenstadt, um an insgesamt 14 Standorten die Musik ebenso vieler Bands zu genießen.
14 Bands sorgten in Euskirchen für einen abwechslungsreichen Abend
Statt sich für eine Bühne entscheiden zu müssen, können die Musikfreunde allen einen Besuch abstatten. „Das Nightgroove-Festival ist eine großartige Gelegenheit, viele neue Bands kennenzulernen. Wir haben auch heute wieder einen groben Zeitplan und eine Route. Aber es wird es uns wieder nicht gelingen, den in die Tat umzusetzen“, so Neumann: „Aber das Casino ist ja auch ein schöner Platz, um den Abend zu verbringen, und die Musik hat uns einfach gefangen.“
Neben der Band Rostfrei, die mit ihren Interpretationen bekannter Blues- und Soulklassikern die Musikfreunde im Alten Casino festhielt, sorgten 13 weitere Ensembles für einen abwechslungsreichen Musikabend.
Wenn es kühler wird, rückt man einfach näher an die Feuerfässer.
Den Startschuss auf dem Alten Markt, wo die Open-Air-Saison verlängert wurde, setzte die siebenköpfige Truppe Chamäleon. „Ich finde es klasse, dass die Veranstalter an dem Konzept festhalten, auch draußen eine Bühne aufzubauen“, lobte Konzertbesucher Ronny: „Ein wenig Regen macht gar nichts und wenn es kühler wird, rückt man einfach näher an die Feuerfässer. Zu jedem guten Festival gehört meiner Meinung nach eine Freiluftbühne.“

Von Trude Herr bis Frank Sinatra: Die Blue Mary Big Band lieferte im Schuhhaus Lange und Bollig eine abwechslungsreiche Show.
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In einigen Spielstätten wie dem Maat Stüffje mussten die Musikfreunde am Samstagabend sehr eng zusammenrücken.
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Die meisten Nightgroove-Besucher nahmen wegen der gelegentlichen Regenschauer dennoch mit den Bars und Geschäften vorlieb. Von Trude Herrs „Ich will keine Schokolade“, vorgetragen von der Blue Mary Big Band im Schuhhaus Lange, über sanfte Countryklänge des Sängers Holger Landrock im Maat Stüffje bis zu dem Glamrock Auftritt der Cover Kidzz im Café Le Journal durften sich die Besucher über ein vielfältiges Programm freuen. Die vier Cover Kidzz hatten sich zudem nicht nur musikalisch, sondern auch optisch ihrer Zeitreise in die 1970er Jahre angepasst und sorgten nicht nur mit Klassikern von Abba und Harpo, sondern auch mit schillernden Kostümen für Aufsehen.
Fünf Stunden auf der Bühne – das ist anstrengend
Auch die Akteure auf den Bühnen fanden Gefallen an dem bunten Treiben. „Als Konzertband sind wir es eigentlich gewohnt, dass man den gesamten Abend über die gleichen Zuschauer hat“, berichtete Toby Mayerl, Pianist der Band Tanquoray, die im Georg-Schilling-Saal des Parkhotels aktiv war: „An einem Abend wie heute kann man viele überzeugen, die wahrscheinlich nie zu unseren Konzerten kommen würden. Das ist eine großartige Gelegenheit, die eigene Reichweite zu erhöhen. Wenn man sieht, wie viele Alben in der Pause verkauft wurden, gelingt das sogar ziemlich gut.“
Über fünf Stunden, nur durch kurze Pausen unterbrochen, auf der Bühne zu stehen, sei zwar anstrengend. Die gute Stimmung entschädige dafür aber, stimmte Sänger Jojo Joisten von der Band Rostfrei zu: „Bei der Beleuchtung hier im Casino bekommt man auf der Bühne kaum mit, wenn ein paar Gäste gehen oder andere dazukommen. Aber jeder scheint richtig Bock auf den Abend zu haben. Solange wir zeigen, wie viel Spaß wir an der Musik haben, dann merken das auch die Zuschauer und fallen in die gute Stimmung mit ein.“
Bis 1 Uhr in der Nacht feierten die Nightgroove-Besucher, stimmten in bekannte Refrains lautstark mit ein oder verwandelten ganze Bars in eine große Tanzfläche. Doch selbst danach war die Feierstimmung noch nicht verflogen. „Wir sind sehr froh, mit dem Casino wieder eine Location zu haben, in der wir unser Nachtprogramm in der Innenstadt durchführen können“, freute sich Veranstalter Michael Barkhausen.
Das Konzept, die Musikfans mit Shuttlebussen zu den abseits gelegenen Bühnen zu bringen, habe sich zwar bewährt, die Heimreise sich hingegen häufig als kompliziert erwiesen. „In den letzten Jahren hat das gut geklappt und alle, die feiern wollten, sind auch gekommen“, so Barkhausen: „Sobald aber Schluss war, wollten alle gleichzeitig nach Hause. Und das ist bei so einer Menschenmenge nur schwer umsetzbar.“ Das Nachtprogramm in der Innenstadt ermögliche es, dass alle Gäste zu Fuß die öffentlichen Verkehrsmittel erreichen können, so dass der 20. Nightgroove nicht mit langem Warten auf den Shuttlebus endet.

