Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Schlanke SanierungStadt Euskirchen schließt die Jahnhalle für drei Monate

Lesezeit 4 Minuten
Das Bild zeigt die von Bäumen und Sträuchern umgebene Sporthalle.

Dach, Lüftungsanlage, Trinkwasserversorgung – die Jahnhalle weist etliche Mängel auf, die Sofortmaßnahmen unumgänglich machen.

Um die drohende Zwangsschließung der Jahnhalle abzuwenden, muss die Stadt eine Reihe von Schäden beheben. Die Generalsanierung folgt 2028.

Die Jahnhalle muss dringend saniert werden. Die Schäden sind so massiv, dass eine Nutzungsuntersagung im Raum steht, falls die Stadt Euskirchen nicht eingreift. Dies hatte die Verwaltung am 29. April dem Rat mitgeteilt. Im Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Liegenschaften zeichnete sie jetzt zum einen, wie von der Politik gefordert, ein genaueres Bild vom Zustand der Sporthalle. Zum anderen legte sie einen Zeitplan vor. Demnach soll die Halle für fast drei Monate gesperrt werden, vom 2. Juni bis zum 29. August.

Eigentlich ist für das 50 Jahre alte Gebäude an der Erftstraße eine Generalsanierung vorgesehen. Unter normalen Umständen wäre sie längst abgeschlossen, doch die Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 durchkreuzte die ursprünglichen Pläne der Stadt, indem sie die Sporthalle der Marienschule unbrauchbar machte. Ihre Instandsetzung dauert nach den bisherigen Erkenntnissen bis 2028.

Die Stadt Euskirchen kann nicht auf zwei Hallen gleichzeitig verzichten

Erst danach ist die Jahnhalle mit besagter Generalsanierung an der Reihe. Denn die Stadt kann nicht auf zwei große Sporthallen gleichzeitig verzichten. Anderenfalls käme es zu unverantwortlichen Ausfällen im Schulsport. Und auch Sportvereine müssten leiden.

Dass die Stadt sofort handeln, also erneut umdisponieren muss, ergab sich aus Untersuchungen in den zurückliegenden Monaten. Sie förderten ans Tageslicht, wie marode die Jahnhalle ist. Der Stadtbetrieb Zentrales Immobilien-Management (ZIM) bereitet nun ein Konzept mit unaufschiebbaren Maßnahmen vor, das er unter dem Begriff „schlanke Sanierung“ zusammenfasst.

Die Halle ist aktuell unbeheizt und würde ab Herbst kalt bleiben.
Deborah Lüdenbach, Stadt Euskirchen

Die Kosten sollen sich nach einer groben Schätzung auf eine Million Euro belaufen, wie ZIM-Leiterin Deborah Lüdenbach in einem Bericht für den Ausschuss schrieb. Große Mängel bestehen unter anderem in der technischen Gebäudeausstattung. Die Lüftungsanlage, mit der die Jahnhalle auch beheizt wird, ist nach Lüdenbachs Worten seit März „irreparabel defekt“. Dadurch sei die Halle „aktuell unbeheizt und würde ab Herbst kalt bleiben. Dies würde zu einer erheblichen Nutzungseinschränkung führen“.

Zur Sicherstellung des Luftwechsels wird die Anlage nicht benötigt, weil die Stadt die Jahnhalle seit 2016 nicht mehr als Versammlungsstätte nutzt. Deshalb kann ZIM sie demontieren. Stattdessen wird eine Fußbodenheizung eingebaut, was sich deshalb anbietet, weil der Bodenbelag nicht mehr verkehrssicher ist und erneuert werden muss.

Das mit Blei und Legionellen belastete Trinkwasser wird chemisch behandelt

Problematisch ist auch die Trinkwasserhygiene. Anfang dieses Jahres wurde eine Belastung des Wassers mit Legionellen und Blei nachgewiesen. Sie sei zwar durch Sofortmaßnahmen, unter anderem chemischer Art, abgestellt worden, so Lüdenbach. Dennoch sei eine Sanierung der Trinkwasserinstallation unumgänglich.

Dies gilt auch für die Allgemeinstromversorgung, die Brandalarmierungsanlage und die Dachabdichtung. Die völlig unzulängliche Dachhaut sei stellenweise mit bis zu sieben Bahnen bituminöser Abdichtung versehen worden. Dadurch habe das Dach mittlerweile eine zusätzliche Last von etwa 25 Tonnen, schreibt Lüdenbach. Deshalb bestehe nach ihren Angaben auch hier kurzfristiger Handlungsbedarf. Nicht zuletzt sind Betoninstandsetzungsmaßnahmen nötig, um die dauerhafte Standsicherheit der Halle zu gewährleisten.

Die SPD beantragte, in die Planung eines Neubaus einzusteigen

Die SPD-Fraktion zog aus der Zustandsbeschreibung des Stadtbetriebs den Schluss, dass die angestrebte Generalsanierung unwirtschaftlich sei. Fraktionschef Michael Höllmann beantragte, dass die Stadt zwar die schlanke Sanierung in Angriff nehmen, gleichzeitig jedoch in die Planung eines Neubaus einsteigen solle. Dies lehnte der Ausschuss aber mit großer Mehrheit ab. Die SPD hatte zunächst auch vorgeschlagen, die Verwaltung solle prüfen, ob für eine Übergangszeit eine provisorische Lösung in Form einer Traglufthalle möglich sei, wie die Marienschule sie als Teilersatz für ihre Dreifachhalle nutzt.

Von dieser Variante rieten Bürgermeister Sacha Reichelt (CDU) und der Erste Beigeordnete Alfred Jaax ab. Die Traglufthalle der Marienschule gehe an den schulischen Anforderungen weitestgehend vorbei. Sie sei nur für bestimmte Sportarten geeignet und bei Sommerhitze kaum nutzbar, sagte Jaax. „Eine solche Lösung würde außerdem einen höheren finanziellen Aufwand verursachen als den, den wir mit der schlanken Sanierung kalkulieren.“

So stimmte der Ausschuss am Ende einhellig für das Konzept der Verwaltung. Bürgermeister Reichelt sagte zu, dass die Verwaltung bei der Planung der Generalsanierung stets die Ausgabenseite im Blick haben werde. Sollte sich herausstellen, dass der 2023 von der Mehrheit aus Kostengründen verworfene Neubau doch die wirtschaftlichere Lösung sei, werde man dem Ausschuss die entsprechenden Zahlen vorlegen und neu diskutieren.