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CDU stärkste FraktionWie die Euskirchener Parteien den Wahlausgang bewerten

4 min
Zwei Frauen und ein Mann unterhalten sich miteinander. Im Hintergrund stehen weitere Menschen, einige schauen auf eine Leinwand mit Wahlergebnissen.

Während die CDU, hier Sandra Eisermann (l.) und Parteichef Klaus Voussem, zufrieden ist, herrscht bei den Grünen um Simone Galliat Enttäuschung.

Die CDU, die bei der Stadtratswahl in Euskirchen alle Direktmandate gewann, ist zufrieden. Bei den anderen Parteien sind die Reaktionen gemischt. 

Vor fünf Jahren hatte die SPD um Michael Höllmann dem parteilosen Sacha Reichelt in Euskirchen auf den Chefsessel im Rathaus verholfen. Jetzt trat Reichelt als Kandidat der CDU an, und aus dem Unterstützer Höllmann von 2020 wurde sein Kontrahent. Der SPD-Kandidat hatte nicht den Hauch einer Chance. Höllmann vereinte 20,2 Prozent der Stimmen auf sich, während Amtsinhaber Reichelt mit 60,8 Prozent triumphierte.

Die weiteren Bewerber, Arne Spitz (FDP/11,6) und Yannic Groell (Linke/7,3), spielten bei der Entscheidung keine Rolle, holten aber deutlich mehr Prozente als ihre Parteien.

Wir sind enttäuscht. Ich werde dem Bürgermeister als Erster gratulieren.
Michael Höllmann, SPD-Bürgermeisterkandidat

Höllmann gab unumwunden zu, dass er gehofft hatte, die Stichwahl zu erreichen. Davon blieb er weit entfernt. „Wir sind enttäuscht. Ich werde dem Bürgermeister als Erster gratulieren“, sagte Höllmann, als sich schon früh abzeichnete, dass Reichelt die Wahl mit absoluter Mehrheit gewinnen würde. Höllmann kündigte an, dass die SPD angesichts der Sitzverteilung mit allen anderen Parteien Gespräche führen werde – „außer mit der AfD“.

Der wiedergewählte Bürgermeister Reichelt sagte: „Ich danke den Wählerinnen und Wählern für dieses tolle Votum. Es bringt Verantwortung mit sich und ist verbunden mit dem klaren Auftrag, weiter Vollgas für die Stadt Euskirchen zu geben.“ Diesen Auftrag nehme er gerne an.

Wir haben fünf Jahre gute Arbeit geleistet.
Sacha Reichelt, Bürgermeister

„Wir haben fünf Jahre gute Arbeit geleistet. Und ich bin überzeugt davon, dass die Leute das gesehen haben“, fügte Reichelt hinzu. Wichtig sei ihm auch, dass er Bürgermeister für alle Euskirchener sein wolle, auch für die, die ihn nicht gewählt hätten.

Der Spitzenkandidat der CDU (37,0 Prozent), Klaus Voussem, gab sich ebenfalls zufrieden. „Wir haben alle Direktmandate geholt. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Auch ist es schön für uns, dass wir das Ergebnis von 2020 in etwa wiederholt haben, und das in einer mittlerweile deutlich diffuseren Parteienlandschaft.“

AfD-Fraktionschef Burkart ist vom Euskirchener Ergebnis überwältigt

Die AfD (18,1) verbesserte sich deutlich und kommt wie die SPD (19,2) auf elf Sitze im Rat. „Wir sind völlig überwältigt“, sagte Fraktionschef Josef Burkart. „Man darf nicht vergessen, dass wir erst vor unserer zweiten Wahlperiode im Rat stehen. Dort wollen wir uns zum Wohle der Stadt einbringen.“

Burkart sagte, die neue AfD-Fraktion werde „fraulicher und jünger“ sein als die jetzige. Die Partei hatte darüber nachgedacht, einen Bewerber für das Bürgermeisteramt aufzustellen, diesen Gedanken mangels Kandidat aber verworfen, so Burkart. „Das könnte bei der nächsten Wahl aber anders aussehen.“

Die Euskirchener Grünen fühlen sich für die Bundespolitik abgestraft

Dr. Simone Galliat, Spitzenkandidatin der arg gerupften Grünen (9,5 Prozent) sagte, das Abschneiden der AfD tue ihr sehr weh: „Die AfD hat seit 2020 im Rat und in den Ausschüssen so gut wie keinen Antrag gestellt und einen Wahlkampf fast ohne lokale Themen geführt. Wir dagegen hatten ein komplettes Wahlprogramm für Euskirchen. Es wurde aber nicht honoriert. Wir sind für die Bundespolitik abgestraft worden.“

Arne Spitz, der auch Spitzenkandidat der FDP (7,4 Prozent) war, sprach von einem Wahlerfolg seiner Partei: „Beim Blick auf das NRW-Ergebnis müssen wir uns nicht verstecken.“ Zu seinem Abschneiden in der Bürgermeisterwahl zog Spitz ebenso ein positives Fazit wie Yannic Groell, sein Widersacher von den Linken, der ebenfalls über NRW-Niveau lag.

Dass die Linke (5,0) ihren Stimmenanteil fast verdoppelt und drei Mandate geholt habe, sei ein deutliches Signal, sagte Groell weiter: „Die Linke wird in Euskirchen gebraucht.“

Nicht zufrieden ist Richard van Bonn, der künftig für die UWV (2,0 Prozent) als Einzelkämpfer im Rat sitzen wird: „Wir werden überlegen, woran es lag, und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.“


Die Ratsmitglieder

CDU (22 Sitze): Evelyn Herkner-Engelbrecht, Philipp Teitge, Jürgen Görlich, Klaus Voussem, Inge Gippert, Markus Tews, Bodo Gronenwald, Armin Flucht, Martin Duske, Franz-Josef Mauth, Dirk Brüning, Hubert Küpper, Matthias Krebs, Markus Töpler, Dagmar Klöckner, Dieter Höller, Sandra Eisermann, Daniel Adolf, Michael Kau, Rainer Schütz, Ronny Effen, Markus Gemünd.

SPD (11): Michael Höllmann, Sandra Höllmann, Thomas Brochhagen, Gianna Voißel, Claus Gemballa, Helga Ebert, Georgios Moudouris, Marianne Haller, Jan Neumann, Zia Mirza, Michael Breuer.

Grüne (6): Dr. Simone Galliat, Hans-Werner Ignatowitz, Stefanie Steguweit, Dr. Tobias Galliat, Ellen Mende, Thomas Keßeler.

FDP (4): Arne Spitz, Katja Lehmann, Thomas Scholzen, Hans-Joachim Schaefer.

UWV (1): Richard van Bonn.

AfD (11): Josef Burkart, Philipp Baldus, Paulo Pinto, Uwe Schiller, Stephanie Beckmann, Christine Biegel, Ralf Neunteufel, Karina Doß, Regine Sturm, Benjamin Koboldt, Paul Ott.

Linke (3): Yannic Groell, Melina Maria Hagedorn, Kim Laura Schwarz.