Maler, Musiker und GastronomEuskirchener Gus Breuer ist ein Lebenskünstler mit Humor

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Gus Breuer, mit roter Zipfelmütze und Schal in seiner mit Sammlungsstücken eingerichteten Wohnung.

Auch mit fast 88 Jahren agil und lebenslustig: Gus Breuer, hier in seiner unorthodox eingerichteten Wohnung.

Gus Breuer ist als Maler, Musiker und als ehemaliger Gastronom bekannt. Der Euskirchener war aber auch Lastwagenfahrer, Taxi-Unternehmer, Versicherungsmakler, VHS-Dozent, Fernsehkulissenbauer und Lire-Millionär.

Sein wechselvolles Leben schildert Breuer in einem Buch, das er mit der Leverkusener Kulturmanagerin Anke Holgersson geschrieben hat. Der Titel der Neuerscheinung: „Die Kunst hat immer einen Anfang, aber nie ein Ende – Plaudereien über das Leben und die Kunst von Gus Breuer“. Holgersson nennt das 237 Seiten starke Werk eine biografische Anekdotensammlung.

In dem mit Fotos und Gemäldeabbildungen reich illustrierten Buch hält Breuer Rückschau. Er  erzählt, wie er zum Malen kam und es schließlich schaffte,   von der bildenden Kunst zu leben – und vieles mehr.

Ein russischer Kriegsgefangener brachte schon als Kind das Porträtzeichnen bei

Breuers Eltern Gertrud und Joseph eröffneten Mitte der 1930er-Jahre an der Ecke Frauenberger Straße/Malmedyer Straße in Euskirchen die Gaststätte Zur Kreisbahn. Ihr Sohn Gustav, so sein eigentlicher Name, geboren am 17. Dezember 1934, wurde in der Zeit des Nationalsozialismus groß und erlebte die Schrecken des Zweiten Weltkriegs – mit Bombenangriffen, bangen Stunden im Luftschutzbunker und langen Monaten ohne seinen Vater, der als Soldat in amerikanische Gefangenschaft geriet.

Als Kind war Gustav häufig krank. Als er wieder einmal das Bett hüten musste, gab seine Mutter ihm Papier und Bleistift. So begann er, sich mit Zeichnen die Zeit zu vertreiben. Die Kunst des Porträtzeichnens brachte ihm Sergej bei, ein russischer Kriegsgefangener, den seine Mutter in ihrer Gaststätte mit Essen versorgte. Es dauerte nicht lange, bis er sich als Jugendlicher mit Porträts von Kneipengästen sein erstes Geld verdiente.

Seine Schullaufbahn beendete Breuer ohne Abschluss. Ein Grund dafür waren die langen krankheits- und kriegsbedingten Ausfälle. Er absolvierte ein einjähriges Praktikum in einer Schreinerei, transportierte Kriegstrümmer und Baustoffe mit einem Laster, den sein Vater angeschafft hatte, und arbeitete nebenbei im Gasthaus seiner Eltern.

Das Euskirchener Bistro Gus wurde zur Jazzkneipe mit Pariser Flair

Die Gastronomie sollte anschließend viele Jahre seines Lebens prägen. Er führte eine Reihe von Betrieben, angefangen von der Gaststätte am Bahnhof Derkum über das La Palette bis hin zum Bistro Gus in Euskirchen, mit dem er sich den Traum von einer Künstlerkneipe mit Pariser Flair erfüllte. Dort ließ er sich auch selbst beim Malen über die Schulter schauen. Das Bistro Gus etablierte sich zudem als Jazzkneipe. Kein Wunder, ist Gus Breuer doch selbst ein leidenschaftlicher Musiker, der noch heute, mit fast 88 Jahren, Schlagzeug und Geige spielt, sich mit Freunden zu Jamsessions trifft und Auftritte mit seiner Band absolviert.

Was die Malerei betrifft, macht er aus einer Vorliebe für erotische Darstellungen kein Hehl: „Ich male nach wie vor sehr gerne nackte Körper, vorzugsweise weibliche“, heißt es in dem Buch, zu dem auch die Kapitel „Liebender“ und „Reisender“ gehören. Egal, ob es um seine Beziehungen zu Frauen oder um lange Aufenthalte im Ausland geht: In vielen Passagen blitzen sein Humor, seine Courage („Verbogen habe ich mich nie“) und seine Freiheitsliebe auf.

Geld und Angst habe ich nie gekannt, aber ich bin stets gut zurechtgekommen.
Gus Breuer

Wenn es um Geld ging, hatte Breuer – „Im Prinzip tänzelt man als Künstler immer am finanziellen Abgrund entlang“ – nicht immer das Glück auf seiner Seite. Abgesehen von jener Episode in Cannobio in Italien, wo der Betreiber eines Campingplatzes ihn für eine Wandmalerei mit einer Million entlohnte. „Somit war ich ja wohl Millionär.“ Allerdings in Lire. „Wen kümmert es, dass es zu Hause dann doch nur 1000 D-Mark waren.“ Ein typischer Gus-Breuer-Spaß.

„Geld und Angst habe ich nie gekannt“, resümiert er. „Aber ich bin stets gut zurechtgekommen.“ Heute lebe er von 495 Euro Rente im Monat und vom Erlös aus gelegentlichen Bilderverkäufen, erzählt der Lebenskünstler, der seine Leserinnen und Leser ermuntern will, das zu tun, was sie wirklich im Leben tun wollen. Denn: „Es ist erstaunlich, was der Mensch sich selbst beibringen kann, wenn er einfach mal loslegt.“


Tag der offenen Tür im Euskirchener Atelier von Gus Breuer

Das Buch basiert auf Eintragungen in seinem Tagebuch, das Gus Breuer zeit seines Lebens geführt hat. Die Aufzeichnungen füllen heute um die 20 Aktenordner. Seine Erinnerungen hat er als limitierte Manuskript-Ausgabe selbst herausgebracht. Ermöglicht wurde dies durch ein Stipendium des NRW-Ministeriums für Kultur und Wissenschaft.

Die erste Auflage seines Buches verkauft Breuer in Kombination mit einem Kunstwerk. Es zeigt die Skizze seiner Armbanduhr, die  er nach der Flut in der Euskirchener Neustraße fand. Das Besondere: Sie hat weder Uhrwerk noch Ziffernblatt und Zeiger. Skizze und Buch kosten zusammen 29,50 Euro.

Erhältlich ist das Paket an den beiden kommenden Sonntagen, 11. und 18. Dezember, jeweils 15 bis 18 Uhr, in seinem Atelier in der Frauenberger Straße 157, wo der Künstler auch zahlreiche seiner Bilder ausstellen wird.  Weitere Informationen unter Tel. 0152/53733730.

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