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Nach halbem Jahr auf der FluchtEuskirchener ist in Bonn wegen Vergewaltigung angeklagt

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Bonn: Blick auf den Schriftzug „Landgericht“ an der Fassade des Gerichtsgebäudes. (Symbolbild)

Dem Mann wird unter anderem vorgeworfen, seine Freundin mit dem Motorroller verfolgt und mehrfach ins Gesicht geschlagen zu haben. (Symbolbild)

Der 49-jährige Angeklagte aus Euskirchen ist 22 Mal vorbestraft. Die Staatsanwaltschaft klagt in diesem Fall auch wegen Körperverletzung.

Diese Beziehung war offenbar von Eifersucht geprägt: Beide Partner warfen einander vor, fremdzugehen. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen, verbal und körperlich: Gegenstände wie Fernseher und Tisch flogen durch die Wohnung, er soll sie durch Schläge verletzt und schließlich vergewaltigt haben.

Davon geht die Staatsanwaltschaft Bonn aus, die den 49-jährigen Euskirchener vor dem Landgericht wegen Vergewaltigung und Körperverletzung angeklagt hat. Am 12. April 2023 soll er seine Freundin, die er seit einem Jahr kannte, gegen 4 Uhr mit einem Motorroller auf der Kölner Straße verfolgt haben, als sie, ebenfalls per Roller, zur Arbeit fuhr.

Bei Großbüllesheim soll er sie ausgebremst und ihr ein Handy weggenommen haben, um zu kontrollieren, ob sie mit einem anderen Mann Nachrichten ausgetauscht habe. Er soll sie mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen und das Telefon zertreten haben. Einen Lkw-Fahrer, der gestoppt und gefragt habe, ob alles in Ordnung sei, habe er abgewimmelt. Anschließend sei das Paar in seine Wohnung zurückgekehrt, wo beide geduscht hätten. Danach habe er sie vergewaltigt.

Euskirchener ist 22 Mal vorbestraft – elfmal wegen Körperverletzungen

Nachdem die Vorsitzende Richterin der 3. Großen Strafkammer, Claudia Gelber, ein Foto der malträtierten Frau gezeigt und die Verhandlung für eine halbe Stunde unterbrochen hatte, räumte der Angeklagte nach einer Beratung mit seinem Anwalt Sven Hagen Seipel die Körperverletzung ein. Der Sex sei aber „einvernehmlich“ gewesen.

Verbunden mit diesem Fall ist eine weitere Anklage, die sich auf ein Geschehen in Wolfsburg am 6. Juni 2022 bezieht, wo die Freundin damals wohnte. Er besuchte sie, es sei alles „ganz romantisch“ gewesen Dann brach ein Streit aus um Männer, die ihr angeblich Herzchen über soziale Medien schickten. Der 49-Jährige gab zu, sie in eine Ecke geschubst zu haben. Schließlich sei ihm „die Sicherung durchgebrannt“, er habe ihren Kopf gegen die Wand geschlagen, wodurch sie einen Nasenbeinbruch erlitt. Anschließend fuhr er nach Euskirchen, im Zug erreichte ihn ein Anruf der Polizei Wolfsburg, dass ihn die Frau angezeigt habe. Dennoch zog sie kurz darauf bei ihm ein.

Hotels in Köln: Angeklagter soll halbes Jahr geflüchtet sein

Der Angeklagte ist 22 Mal vorbestraft, davon elfmal wegen Körperverletzungen und Angriffe auf Frauen. Insgesamt zehn Jahre hat er hinter Gittern verbracht. Wegen einer Vergewaltigung wurde er etwa verurteilt und nach drei Jahren und neun Monaten Haft 2019 aus dem Gefängnis entlassen. Er hat drei Töchter von verschiedenen Partnerinnen, zu denen er keinen Kontakt hält. Zweimal war er für jeweils ein knappes Jahr verheiratet, auch in den Ehen kam es zu Körperverletzungen. Richterin Gelber: „Die Polizei in Euskirchen hat Angst, dass mal eine Frau tot bleibt. Sie stehen dort unter Beobachtung“.

Am 14. Juni 2024 sollte die Hauptverhandlung wegen der beiden jetzt angeklagten Fälle in Bonn beginnen, doch der Angeklagte packte kurz vorher „ein paar Klamotten“ und verschwand. Er mietete sich in verschiedenen Hotels in Köln ein, mal für zwei Tage, mal für eine Woche. Zwei bis drei Wochen lebte er auf einem Campingplatz in Dünnwald, bei Freunden in Bad Münstereifel oder Mechernich fand er Unterschlupf.

Die Frau, die Opfer seiner Gewalttätigkeit sein soll, hat ihn auf seiner Flucht mehrfach getroffen und der Polizei oder ihrer Rechtsanwältin mitgeteilt, wo sich der mit Haftbefehl Gesuchte aufhielt. Doch als die Fahnder eintrafen, war er schon weg. Erst nach einem halben Jahr wurde er in einem Hostel am Kölner Neumarkt verhaftet.